Wiehnachtsgruess vo der Schafweid

Wo sich der erscht Schnee uf d Matte het gleit, si die beide Lämmli luschtig u verspilt über d Weid tanzet. Schnee, das isch öppis ganz nöis gsy! Beide junge Schäfli si erscht es paar Wuche alt, beidi si sälber wiss wie früsche Schnee. U tatsächlich, wo die beide d Matte uf u ab gsprunge si, het me se mängisch im erschte Momänt gar nit chönne gseh. U me hätt chönne meine, si möchte dür d Luft wirble, grade so die wie fiine Schneeflöckli im Wind.

Schwarzenberger Figuren in der Kirche Rüderswil: Hirten auf dem Feld

U denn isch es Aabe worde, d Sunne isch a ds Ändi cho vo ihrer töife Bahn am Winterhimmel, es isch chelter worde u d Dämmerig isch der Nacht vorus über ds Land zoge. O d Tier si itz ruhiger worde, d Oule hei scho e Platz gsuecht für d Nacht; im Stall, villicht aber o eifach am ene gschützte Ort im Wäldli. Dank ihrem dichte Wullechleid müesse die güetmüetige Tier o ir cheltischte Winternacht nid friere. O die beide Junge hei sich derzue gsellt u si itz bi der Mueter blibe, hei sich hie zwüsche de erwachsene Tier und em Ungerholz sicher u geborge gfüehlt.

Gly druf isch es mit der vorrückende Nacht ganz still worde, nüt isch meh z ghöre gsi, der Schnee het im Mondliecht glüchtet u am Himmel hei d Stärne glitzeret. U du han i mi gfragt: Isch es ächt i der heilige Nacht o grad eso gsi? Hei d Hirte uf em Fäld o beobachtet, wie d Nacht chunt? Sicher hei si grad so wie mir zum Stärnemeer a der Himmelsfeschti gluegt. I stelle mir immer wider vor, wie die heilige Nacht isch gsi. Sicher ganz still u fridlich. U voller Gheimnis. U denn hei d Hirte, die einte hei villicht scho gschlafe, e Ängel gseh im hälle Liecht! Heit e kei Angscht, het das Himmelswäse zu ihne gseit. Ganz ir Nechi bi Betlehem isch es Ching gebore worde, es wird die ganzi Wält rette, so wie Gott euch das versproche het!

Nüt auso vo irdischem Glanz u Richtum. Die heilige Nacht u d Geburt vo Jesus si immer bescheide, ja grad arm: Hirte, keni mächtige oder riiche Lüt! E Stall und e Chrüpfe, der eifachscht Ort zum uf d Wält cho. So wie die beide schneewisse Lämmli oder es Chalb! U doch. Das isch Weihnachte, der Momänt wo Gott aus Mönsch isch uf d Wält cho. Wiehnachte bedütet für mir immer o, dass Jesus im stille, eifache u bescheidene zu üs chunt. Mängisch isch Wiehnachte grad denn am schönschte, wenn mir ganz im Stille und Verborgene vom Stall i Gedanke chöi erläbe, was passiert isch: Vom Stall us, uf eme Hämpfeli Höi u Strou macht es Ching ds Tor vom Himmel für üs uf.

I wünsche Euch es frohs u gsägnets Wiehnachtsfescht. U i wünsche euch Zyt zum i Gedanke u im Härze immer wider z’erläbe, was i der heilige Nacht gscheh isch.

Zwischen Himmel und Erde

Im Emmental gibt es weniger Nebel als etwa im Mittelland. Das stimmt. Aber es gibt ihn eben doch! Im November, wenn die Sonne auch am Mittag tief am Himmel steht und der Winter sein Recht einfordert, dann zieht auch hier der Nebel durch die Täler, Gräben und Schächen. Oft ist es am frühen Morgen noch klar. Dann aber, mit dem ersten Licht des Tages, steigt der Nebel auf und streckt seine kühlen Arme in die Seitentäler zwischen Eggiwil, Trubschachen und Lützelflüh aus. Vom Grunde der Emme steigt er dann langsam auf, erreicht die Eggen und hüllt das ganze Tal in einen weissgrauen Schleier. Oft so stark, dass von Bäumen uns Häusern in unmittelbarer Nähe nur schemenhafte Umrisse zu erkennen sind.

Ein Baum im Winternebel

Bitte begleite mich auf einer kurzen Wanderung über eine der vielen Anhöhen über dem Tal. Auch hier ist alles grau in grau und der Nebel scheint dichter zu werden. Die Strasse führt durch ein kurzes Stück Wald, dann erreichen wir wieder offenes Weidland, das zum Emmenknie führt. Es ist ganz still und auch Geräusche aus der Ferne sind nur gedämpft zu hören, die mit Wasser übersättigte Luft filtert nicht nur das Licht, das unsere Augen sehen sondern auch den Schall, den unsere Ohren vernehmen. Und dann, dann wird der Nebel noch stärker! Plötzlich ist es so, als ob sich alles um uns herum hinter einem weissen Gewand verbirgt. Nähe und Ferne vereinen sich auf geheimnisvolle Art; die Umrisse eines Baumes verschwinden, nur noch der Stamm ist zu sehen, die Äste sind gezeichnet wie feine blassgraue Striche auf weissem Papier. Es ist, als ob die Weite der Welt direkt vor unseren Augen beginnt.

Und nun, auf dem Weg in Richtung Tal bekommen wir den Eindruck, dass auch die Grenze zwischen Höhe und Tiefe im Schleier des winterlichen Nebels aufgehoben wird. Wo endet die Erde, wo beginnt der Himmel? Mancherorts ist dies jetzt kaum mehr zu erkennen. Das Firmament ist nahe zu uns herangekommen und umgibt uns. Und es ist, als ob wir jetzt in diesem besonderen Moment ein Stück Ewigkeit berühren können, wenn wir nur die Hand dazu ausstrecken. Was ist Ewigkeit und wo beginnt sie? Was ist ihr Geheimnis?

Geheimnisse gibt es – zum Glück – viele auf dieser Welt. Manche können wir vielleicht irgendwann enthüllen, andere wohl niemals. Und daran ist auch etwa gutes. Denn Geheimnisse laden uns ein, unserer Phantasie und Vorstellungskraft Platz zu geben. Geheimnisse sind der dunkle Himmel auf dem unsere Phantasie mit Sternenlicht ein Bild malen kann. Geheimnisse sind wie ein unendlicher Raum, in dem alle unsere Gedanken Platz finden, ganz egal, wie weit und tief sie sind!

Auf unserem Weg über die Egg sehen wir in der Ferne wieder die Lichter des Dorfes, die in der einsetzenden Dunkelheit blass durch den Nebel schimmern. Die Adventszeit hat begonnen, Menschen entzünden Lichter, die in der Dunkelheit der langen Winternächte aufleuchten. Es sind Lichter, die auf etwas grosses hinweisen wollen, das sich vor unseren Augen abspielt: dass der Schöpfer der Ewigkeit und aller Geheimnisse uns mit einer liebevollen Geste und einem freundlichen Gesicht seine Hand reicht.

Schmalenhof ist online

www.schmalenhof.ch

Auf dem Schmalenhof leben Alpakas, Schafe, Hühner, Enten, Gänse und einige weitere Tiere. Nun präsentiert sich der Hof auch im Internet mit einer eigenen Webseite. Im Zentrum stehen natürlich die Alpakas, die freundlichen Neuweltkameliden aus Südamerika. Die Seite enthält aber auch Infos über den Hof, der vor 100 Jahren gebaut wurde.

Der Name „Schmalenhof“ leitet sich natürlich ab aus dem Namen der Strasse, an der der Hof steht: Schmalenweg. Spasseshalber ist manchmal auch von der „Tiny Road Ranch“ die Rede…

Der Philosoph in der Katze

Während ich im Home-Office arbeite, sitzt unser zehn Jahre alter Kater neben dem Arbeitstisch auf einem Teppich. Sitzen? Nein, meistens liegt er! Dann und wann legt er sich auf die andere Seite, erwacht, streckt sich und kontrolliert, ob sich etwas verändert hat. Dann legt er sich wieder wohlig hin und döst weiter.

Kater Köbi
Kater Köbi

Einmal, da wälzte er sich mehrmals hin und her und lag dann plötzlich neben seinem Teppich auf dem kalten und etwas weniger weichen Plattenboden. Natürlich bemerkte er dies rasch, blickte nach links und rechts um zu sehen, wo der Teppich ist – und dann zu mir! Gerade so, als ob er kontrollieren wollte, ob ich seinen kleinen Lapsus bemerkt habe. Katzen sind schliesslich stolze Tiere! Dann aber legte er sich bereits wieder hin, blickte eine Weile durch das Fenster und schlief wieder ein.

Unsere grauweisse Fellnase blieb also gelassen. Es ist allgemein schwierig, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. Wenn Ärger droht, zum Beispiel in Form eines bellenden Hundes, zieht Köbi sich zurück und wartet geduldig, bis sich die Situation geklärt hat. Streitereien geht er strikt aus dem Weg! Ebenso findet er Lärm und hastiges Bewegen uncool! Es mag etwas weit her geholt sein, aber manchmal erinnert mich das Verhalten der Katzen an eine wichtige Regel der alten griechischen Philosophen: Wahre das Gleichmass der Seele! Überschäumende Leidenschaften, Wut und Stress mochten die antiken Denker nicht. Die zufrieden dösende Katze auf dem Teppich kann an diese wichtige Lebensregel erinnern.

Da wir schon bei den griechischen Philosophen sind, lassen Sie uns eine zentrale Aussage von Epikur etwas genauer anschauen: «Die Stimme des Fleisches spricht: Nicht hungern, nicht dürsten, nicht frieren. Wem das zuteil wird und wer darauf hoffen kann, der könnte sogar mit Zeus an Glückseligkeit wetteifern.» Dieser Lehrsatz mag im ersten Moment etwas oberflächlich wirken. Dennoch lohnt es sich, darüber nachzudenken, Epikur fügt ja später noch an, dass wir auch frei von Angst sein müssen.

Sind Katzen Epikureer? Man könnte es meinen, wenn man ihren Tagesablauf genau beobachtet. Unser Kater ist in der warmen Sommerzeit meist draussen; am morgen dann klopft (!) er ans Fenster und begehrt seine Ration Futter. Darauf begibt er sich gemächlich zum Wasserbecken, das natürlich einige Meter vom Futternapf entfernt steht – Katzenfreunde wissen warum. Hinterher setzt er sich meist auf die Laube und beobachtet zum Zeitvertreib das Treiben der Spatzen im Baum vor dem Haus. Da er nicht gerne friert, bleibt er im Winter die meiste Zeit im Wohnzimmer. Immer aber wirkt er zufrieden, sobald seine Grundbedürfnisse befriedigt sind.

Moment, Epikur erwähnt noch etwas, das für ein glückliches Leben wichtig ist: Die Freundschaft! Aber auch an diesen Lehrsatz halten sich Katzen, auch wenn viele die kleinen Jäger für Einzelgänger halten. Katzen jagen alleine, aber sie sind – wie alle anderen Tiere auch – soziale Wesen. Wers nicht glaubt, beobachte mit der nötigen Geduld, was am Abend in einem Quartier passiert, in dem es viele Katzen hat: Sie treffen sich und sitzen – mit gebührendem Abstand – kreisförmig beieinander. Was das Ritual genau zu bedeuten hat, wissen wir nicht. Vielleicht gibt es den Tieren für eine kurze Zeit ein Gefühl der Gemeinschaft. Und dann, ganz plötzlich, löst die Runde sich wieder auf und jede Katze verschwindet irgendwo in der Dunkelheit der Nacht…

Wem gehört die Zukunft?

Auch die schillerndste und neueste Medaille hat zwei Seiten! Das ist auch bei Facebook, Twitter, Instagram und anderen Social Networks nicht anders: Sie alle sind eigentlich etwas grossartiges, weil sie schnell und einfach Menschen vernetzen, ganz egal wo diese auf diesem Planeten leben. Facebook & Co bieten eine Kommunikationsplattform, nicht nur für Texte; geteilt werden kann grundsätzlich alles, was sich mit 0 und 1 abspeichern lässt (heisst: binär)… und sie alle sind – wengistens für Privatanwender – gratis! Jaron Lanier indes stört sich an dieser Kostenlos-Mentalität. Denn diese hat auch ihre Schattenseiten. Es geht in seinem Buch „Wen gehört die Zukunft“ nicht um die Veränderungen im Sozialverhalten der Facebook- und Instagram-User, Lanier fragt nach den Daten! Denn diese werden auf Servern mit gigantischem Speichervolumen abgelegt und dann ausgewertet. Hier verdienen die Konzerne Milliarden, denn diese Daten sind Geld wert, viel Geld, wie Lanier sagt. Und er stellt die Frage: Was wäre, wenn die Konzerne den Anwendern Geld zahlen müsste für die Daten, die sie auf Instagram oder Twitter teilen?

Dies ist einer der Aspekte, auf die Lanier eingeht: Wir sind nicht die Kunden der Internet-Konzerne, wir sind deren Produkte. Es gibt aber noch weitere Problemfelder: Eines ist die künstliche Intelligenz, die gemäss Lanier gar nicht so künstlich ist, wie die Konzerne uns weismachen wollen. Denn hinter jeder KI steht letzendlich wieder der Mensch! Hier ein Beispiel aus dem Buch: Wir staunen heute darüber, wie präzise Übersetzungsprogramme einen Text von einer Sprache in eine andere übertragen können. Gewiss, hier sind optimierte KI-Programme am Werk, die über Jahre weiterentwickelt worden sind. Aber letztendlich basiert das verwendete Datenmaterial dennoch auf Übersetzungen, die von Menschen gemacht wurden.

Wem gehört die Zukunft? Auch Jaron Lanier beantwortet diese Frage nicht. Aber er beobachtet scharf, wie sich das Internet weiterentwickelt und wie wir auf die nicht immer guten Trends selbst reagieren können. Wer das Buch gelesen hat, wird vermutlich die eine oder andere Dienstleistung der grossen IT Konzerne etwas kritischer betrachten. Weil er gelernt hat, was ein „Sirenenserver“ ist: Eine grosse Datenbank, in die wir unsere eigenen Daten abgespeichert haben und als Folge daraus nicht so einfach wieder davon loskommen…

D’Gschicht vom Wiehnachtschind

Gottfried Fankhauser: D’Gschicht vom Wiehnachtschind

«Mer sötte viel meh a Himmel ufe luege – u minder i Bode-n-ine.»

Gottfried Fankhauser

Stellen Sie sich ein einfache eingerichtetes, aber gemütliches Schulzimmer vor, irgendwo auf dem Lande. Die Kinder sitzen auf Holzbänken, die noch mit den Schreibpulten verbunden sind, an den Wänden hängen Buchstabiertafeln, Kinderzeichnungen und Landkarten, die den Schülerinnen und Schülern einen Eindruck von der weiten Welt vermitteln. Die niedrige Schulstube ist weihnachtlich geschmückt, beim Eingang steht ein Adventskranz auf einem kleinen Tischchen, die erste Kerze durfte von einem der Kinder heute Morgen angezündet werden. An den Fenstern hängen Sterne aus Stroh und Papier, es riecht würzig nach Kerzenwachs und Tannästen. Erwartungsvoll blicken die Kinder zur Lehrerin, denn sie hat eine Buch aufgeschlagen und beginnt gerade mit dem Vorlesen einer Weihnachtsgeschichte: «U würklich – i dr nächschte Nacht – alls isch still gsy u het gschlafe – da sy d’Maria u der Josef plötzlich erwachet. Und jetz ischt ds Wichtigschte gscheh, wo einisch uf der Ärde gscheh isch: der Heiland isch zur Wält cho.»

Berndeutsch in Betlehem
Der Ausschnitt stammt aus dem Buch «D‘ Gschicht vom Wiehnachtschind» von Gottfried Fankhauser. Das Buch stammt aus dem Jahr 1912 und ist natürlich ein Kind seiner Zeit; so wird etwa der deutsche Kaiser Wilhelm erwähnt. Gottfried Fankhauser stellt ihn als einen grossen, mächtigen Mann vor, der aber wie alle Menschen als hilfloses Kind auf die Welt gekommen ist. Der bis heute bekannte Berner Sonntagsschulpädagoge beweist ein feines Gefühl für die Bedürfnisse von Kindern. Sein Berndeutsch ist bildhaft und so gehalten, dass die jungen Zuhörer immer wieder in das Geschehen einbezogen werden. Fankhausers ausdrucksstarker Dialekt wirkt auch nach mehr als 100 Jahren frisch und lebhaft, es ist kaum etwas «älteliges» darin zu erkennen. Im Buch wird die Weihnachtsgeschichte nicht als etwas fernes oder abstraktes vorgestellt. Ganz im Gegenteil: Fankhauser vergleicht beispielsweise Betlehem mit Lützelflüh, einem Dorf, das den Kindern wegen Jeremias Gotthelf vertraut war. Und so wie das Emmentaler Dorf wegen des Dichters bekannt ist, war Betlehem damals weitherum bekannt, weil es der Geburtsort von König David war. Das ist anschaulich! Die Distanz von Nazareth nach Betlehem entspricht derjenigen von Bern nach Zürich, erfahren die Kinder weiter. Und wenn sie hören, dass Josef und Maria mitten im Winter auf oft schlechten Strassen unterwegs waren, dann sind sie ganz nahe am Geschehen, weil sie ähnliches selbst erlebt haben.

Ein Entscheid im Himmel
Das Buch enthält 200 Seiten in Frakturschrift, zahlreiche stimmungsvolle Illustrationen bereichern den hübsch gestalteten Band. Der Umfang mag im ersten Moment etwas überraschen, passen doch die biblischen Weihnachtsgeschichten von Lukas und Matthäus auf wenige Seiten. Der Grund liegt darin, dass Gottfried Fankhauser die Kinder auf eine Reise mitnimmt, die lange vor dem Weihnachtsgeschehen beginnt: Im Himmel machen sich Gott, Jesus und die Engel Sorgen um die Menschen, die ihnen am Herzen liegen. Betrübt beobachten sie, wie es auf der Welt viel Leid und Not gibt – und suchen nach einem Weg, wie alle Erdenkinder wieder zurück ins Paradies gelangen können.  Da ergreift Jesus die Initiative: «O Vatter, la mi zu de Möntsche ga und nes säge,  wie du ne herrliche, guete Gott bischt!» 

Illustration: Weihnachtsbaum mit Geschenken

Engel und Hirten
Auf den folgenden Seiten lernen die Kinder auch etwas über die Engel und über den Himmel, der wiederum bildhaft vorgestellt wird. Wie auf der Erde, so gibt es auch im Himmel  Berge, Täler, Flüsse, Wälder und Häuser, nur eben viel schöner! Die Engel freuen sich; sie lachen, singen und tanzen, als Gott ihnen seinen Plan eröffnet. Tausend mal tausend Engel sind im Himmel versammelt, alles ist erfüllt von ihrem strahlenden Glanz! Schon hier klingt die berühmte Stelle im Lukasevangelium an, wo die Engel den Hirten auf der Weide begegnen. 

Ein Platz im Herzen
Gehen wir noch einmal zurück in das Schulzimmer. Die Lehrerin hält einen Moment inne, um den Kindern eines der Bilder im Buch zu zeigen. Dann vergleicht sie die Liebe Gottes mit der Mutterliebe. Ist ein Kind einige Tage weg von zuhause, verspürt es bald Längizyti nach seinem vertrauten Heim, nach seinen Geschwistern, vor allem aber nach der Mutter, sie wohnt im Herzen des Kindes. Und genauso möchte auch Jesus in den Herzen der Menschen seinen Platz haben: «Er verdienets; dir wüsset, wie lieb das es is het.» Ja, das Buch hat eine missionarische Seite, ohne aber in irgendeiner Form einengend zu werden. Die Kinder lernen Jesus als guten und freundlichen Hirten kennen, der alle Menschen gern hat und sie einlädt, an seinen gedeckten Tisch – und an das Weihnachtsfest, das die Kinder herbeisehnen.

Leben ohne Weihnachten?
Es bleibt auch Platz für Gedankenspiele. Was würde wohl passieren, wenn Jesus nicht als Neugeborenes Kind in die Welt gekommen wäre, fragt Gottfried Fankhauser. Und gibt die Antwort gleich selbst: Dann gäbe es keine Weihnachtsfeier! Keinen Weihnachtsbaum, keine Weihnachtsgeschichten, keine Weihnachtsgeschenke. Der Autor setzt dann diesen Gedankengang fort, gibt es keine Weihnachten, dann gibt es keinen christlichen Glauben, so wie wir ihn kennen: Ohne Jesus gäbe es auch keine Ostern, keine Sonntagsschule, keine Kirche, keinen Pfarrer, keine Kirchenglocken, die am Sonntag Morgen läuten – und auch keinen Sonntag: «U all Tag Wärchtig, Wärchtig, Wärchtig!» Gottfried Fankhauser geht sogar noch einen Schritt weiter, ohne Christentum gäbe es keine Schule, so wie wir sie kennen, keine Bücher, keine schönen Geschichten, nichts!

Alles Liebe und Gute, das wir kennen, verdanken wir dem Kind in der Krippe zu Bethlehem. So schliesst Fankhauser diesen Gedankreis. 

Eine Botschaft, die aktuell bleibt
Die vielen Jahre sind nicht spurlos an diesem schönen Buch vorbeigegangen. Auf dem Papier hat es Stockflecken, die einzelnen Seiten lösen sich ab und der Bucheinband ist rissig und verblasst. Was den Inhalt anbelangt, hat das Werk indes nichts an Aktualität verloren; es erzählt von Jesus Geburt und vom Plan Gottes zur Rettung aller Menschen. Es lädt den Leser der Gegenwart ein, sich in einer Zeit, in der es viele Fragen und Unsicherheiten gibt, wieder auf Gott zu vertrauen. Damals, als die Hirten die frohe Botschaft von den Engeln erhielten, waren sie voller Vertrauen: „Kommt, wir wollen gehen und sehen!“ Mit demselben Vertrauen darf sich jeder Mensch an Gott wenden, der sein Versprechen hält.

Das Werk von Gottfried Fankhauser hält für Leser der Gegenwart noch etwas interessantes bereit: es eröffnet den Blick in eine vergangene Zeit; in eine Zeit, da der christliche Glaube einen ganz anderen Stellenwert im Schulzimmer hatte als heute.

Herbststimmung an der Emme

Herbst an der Emme
Herbststimmung an der Emme

Vom Südwesten her fällt das Licht der Sonne auf das Herbstlaub am Ufer der Emme. Die bunten Blätter beginnen zu leuchten, im Wasser spiegelt sich das Farbenspiel, das fröhlich, aber doch auch etwas melancholisch wirkt: Die letzten Wochen eines schönen Jahres sind angebrochen, bald wird alles kahl, bereit für den Winter. Aber noch einmal erstrahlt alles, noch einmal leuchten die kräftigen Herbstfarben!

«Folge du mir nach»

Jesus Christus, gespielt von Brian Deacon
Jesus Christus, gespielt von Brian Deacon, 1979. Quelle: jesus.ch

Bestimmt haben die Apostel nie vergessen, was sie am See Tiberias erlebt hatten: Jesus war auferstanden und erschien seinen Jüngern. Einige Zeit später begegnete er ihnen noch einmal, während sie fischten, vermutlich während den letzten Stunden in der Nacht. Im Boot, das auf den Wellen schaukelte, sassen Petrus, Natanaël und noch einige weitere Jünger. Aber sie fingen nichts! Über dem See Genezareth dämmerte schon das erste Tageslicht, als sie am Ufer einen Mann erblickten, der ihne zurief und sie um ein paar Fische zum Frühstück bat. Als sie ihr Netz auf seinen Rat hin noch einmal auswarfen, war es beim Hochziehen übervoll; Johannes hat sogar nachgezählt: 153 grosse Fische! Da erst erkannten sie, dass es Jesus war, der am Ufer auf sie wartete. Er hatte bereits ein Feuer gemacht und zusammen assen sie einige von den Fischen und ein Stück Brot, das Jesus mitgebracht hatte. Wenn Sie diese schöne Geschichte nachlesen möchten, Sie finden sie im 21. Kapitel des Johannes-Evangeliums.

Beim folgenden Gespräch am Feuer bekam Petrus von Jesus einen wichtigen Auftrag: Dreimal foderte dieser ihn auf, für seine wachsende Gemeinde zu sorgen: Hüte meine Schafe! Ganz offensichtlich erhoben sich die beiden während des Gesprächs und gingen ein paar Schritte; dabei offenbarte Jesus dem Fischer auch seine Zukunft. Während er zuhörte, bemerkte Simon Petrus, dass Johannes ihnen folgte und fragte Jesus, welches Schicksal auf Johannes wartet. Die Antwort, die er von Jesus bekam, war kurz, aber enorm wichtig, auch für uns Menschen in den Gegenwart: Du brauchst das nicht zu wissen, lieber Petrus. Folge du mir nach.

Lass dich nicht ablenken, von Dingen, die nicht wichtig sind, oder für deine Aufgabe sogar hinderlich sein könnten. Das war der Rat, den Jesus Petrus gab. Und – das wissen wir aus der Apostelgeschichte und den Briefen – Petrus beherzigte diesen wertvollen Ratschlag: Er gründete Gemeinden, hielt gewaltige Predigten, taufte die ersten nichtjüdischen Christen, heilte Kranke, holte Tote ins Leben zurück, schrieb Missionsbriefe, liess sich auch von den Mächtigen der Welt nicht von seiner Aufgabe abbringen und wurde deshalb mehrfach eingesperrt. Er reiste nach Rom und starb dort als alter Mann am Kreuz.

Das wesentliche an dieser Geschichte: Den guten Rat, den Jesus auch uns gibt, können wir jederzeit annehmen, wir müssen dazu nicht Übermenschliches leisten, so wie Petrus es tat. Wir können den Blick auf die Dinge richten, die in unserem Leben wichtig sind. Denn Jesus fodert alle Menschen auf, ihm nachzufolgen, in ihrem eigenen von Gott geschenkten Leben. Nicht irgendwann in der Zukunft, sondern hier und jetzt! Das Unmittelbare findet sich in der Bibel immer wieder. Der Apostel Johannes nimmt den Gedanken der spontanten Entscheidung am Ende seines Lebens auf, als er die Offenbarung schreibt. In einer Vision sagt Jesus zu ihm (Offb. 3, 20 NGÜ): «Wer meine Stimme hört und mir öffnet, zu dem werde ich hineingehen, und wir werden miteinander essen – ich mit ihm und er mit mir.»

Was bedeutet es, Jesus die Türe zu öffnen? Jesus verwendete gerne das Bild der Tischgemeinschaft. Mit ihm Gemeinschaft zu haben bedeutet, seine Gebote zu halten, von denen das Liebesgebot das wichtigste ist. Es bedeutet, daran zu glauben, dass er unsere Sünden auf sich nimmt, damit uns nichts mehr von Gott trennt. Und es bedeutet eben auch, das Wichtige im Leben in Blickfeld zu behalten, genau so, wie es Jesus Petrus sagte: Füreinander da sein, Zeit für seine Mitmenschen haben, Zeit für ein Gebet.

Der Wert des Tagebuches

Haben Sie in Ihrer Kindheit oder Jugend auch ein Tagebuch geschenkt bekommen? Vielleicht sogar vom Götti oder von der Gotte? Ich jedenfalls erhielt eines von meinem Paten! Und ich kann mich noch gut daran erinnern, wie es aussah: Ein hübscher, bunter Einband, eine Lasche und sogar ein kleines Schloss, damit man das Tagebuch vor fremden Blicken schützen konnte! Es gibt diese schönen Tagebücher noch heute in der Papeterie. Aber eigentlich war mein Verhältnis zum Tagebuch damals eher etwas angespannt, zumal ich spielen im Freien viel anregender fand! Und wegen knapp ungenügender Schulnoten setzte es sogar eine Strafarbeit: Während den Ferien Tagebuch führen! Das war der leichtere Teil der Aufgabe. Der Schwierigere bestand darin, nach den Ferien am Esstisch aus dem Tagebuch vorzulesen. Auch dies habe ich irgendwie bewältigt.

Tagebücher

In der Berufsschule hatte ich einen Lehrer, der uns immer wieder anregte, ein Tagebuch zu führen, und zwar so: «Jungs, ihr seid nicht wie Chüngeli, die gemütlich auf einer Wiese sitzen und die Zeit mit wiederkäuen verbringen. Mit dem Tagebuch könnt ihr Euch selbst Rechenschaft darüber geben, was ihr tut. So, und nun zu den Noten der letzten Prüfung…» Der gute Herr L. hatte recht!

Kommen wir noch einmal zurück zu den bunten Kinder- und Jugendtagebüchern. Leider bleiben viele von ihnen leer und das ist schade! Denn eine leere Seite bedeutet immer, dass eine Geschichte, ein Erlebnis oder ein Gedanke nicht aufgeschrieben worden sind. Etwas aufschreiben bedeutet, es noch einmal erleben, schöne Erlebnisse aufschreiben tut gut! Und die weniger schönen? Sie können mit der Reflexion im Tagebuch besser verarbeitet werden. Und dann – ganz wichtig – wird eine neue Seite aufgeschlagen. Ein nordamerikanischer Indianer gab den folgenden Rat: Denke am Ende eines Tages über alles nach, was du erlebt hast. Schliesse mit guten Gedanken die Augen und erwarte mit Dankbarkeit und Freude den nächsten Tag!

Ein Tagebuch führen bedeutet nicht, dass jeder Tag mit ein paar Zeilen erwähnt wird. Manche Menschen schreiben wochen- oder monatelang nichts in ihre Kladde. Doch dann gelangen sie auf ihrem Lebensweg an einen wichtige Wegmarke, vielleicht seit vielen Jahren erwartet, vielleicht völlig überraschend. Und dann füllen sich die Seiten im Tagebuch wieder! Ich finde es besonders schön, wenn ein Ferientagebuch geführt wird. Jahre später kann dann das Erlebte zusammen mit den Photos noch einmal vergegenwärtigt werden.

Hier noch ein paar Tipps: Es müssen keine aufwendig verarbeiteten und gebundenen Bücher sein, schlichte linierte Notizhefte sind in der Handhabung viel einfacher. Am besten liegen sie jederzeit griffbereit auf dem Arbeitstisch und laden dazu ein, auch heute ein paar Zeilen zu schreiben. Es muss auch kein teurer Federhalter her, Kugelschreiber oder Bleistift genügen! Ein Tagebuch ist etwas lebendiges, es können auch Papierstücke eingeklebt werden, die es wert sind, aufbewahrt zu werden. Eine Visitenkarte zum Beispiel, oder ein ganz prosaischer Bierdeckel, auf den jemand etwas wichtiges notiert hat…