Orgel und Alphorn im virtuosen Duett

Kirchenorgeln und Alphörner sind imposante Musikinstrumente mit einer langen Geschichte. Dass sie auch wunderbar zusammenpassen, bewiesen Jürg Neuenschwander und Hans Stettler bei einem Werkstattkonzert in der Kirche Rüderswil.

Hans Stettler, Jürg Neuenschwander
Hans Stettler und Jürg Neuenschwander (Foto: KG Rüderswil)

Eröffnet wurde das musikalische Erlebnis mit bekannten Werken aus der Welt der Klassik. Hornist Hans Stettler und Jürg Neuenschwander an der Orgel spielten die anspruchsvollen Werke von Vivaldi, Bach und Saint Säens variationsreich und begeisterten mit ihrer Virtuosität das Publikum. In einem volkstümlichen Medley liess dann der bekannte Organist aus Worb berühmte Volks- und Jodellieder in neuer Frische erklingen. Jürg Neuenschwander konnte dabei auf ein reiches Repertoire zurückgreifen: seiner Feder entstammen zahlreiche Bearbeitungen bekannter Jodellieder von Adolf Stähli und anderen Komponisten.

Im zweiten Teil hielt Hans Stettler einen spannenden Vortrag über die Entstehung des Hornes. Mit tönenden Muscheln und Rindshörnern demonstrierte der Alphornbläser aus Langnau eindrücklich, wie mit einfachsten Mitteln Töne erzeugt werden können. Vom Einzelton zur Tonleiter ist es aber immer noch ein weiter Weg. Stettler gab deshalb einen Abriss über die Entstehung des Blechhornes und über die Einführung des Ventiles. Immer wieder überraschte der Virtuose das Publikum mit kurzen Musikeinlagen, bei denen er Signale, Tonleitern und kurze Melodien spielte. Verblüffend war auch Stettlers Vorführung der «Stopftechnik»: hierbei werden fehlende Töne des Hornes mit Stopfbewegungen der Hand im Schallbecher erzeugt. Bestechend war die abschliessende Demonstration dieser gestopften Töne: auf einem einfachen Horn des frühen 19. Jahrhunderts spielte Hans Stettler begleitet von Jürg Neuenschwander Teile aus dem dritten Hornkonzert von Wolfgang Amadeus Mozart.

Im dritten und letzten Teil des Konzertes spielten die beiden Musiker bekannte Werke für Orgel und Alphorn, darunter auch Eigenkompositionen des Organisten. Noch einmal gaben die beiden Meister Kostproben ihres Könnens und füllten die Rüderswiler Kirche mit strahlenden Orgel- und Alphornklängen. Ein besonderer «Leckerbissen» war die Sinfonia Pastorale von Leopold Mozart. Wie ein frischer Bergluft an einem Sommertag erklang die tragende Melodie auf der Orgel, während das Alphorn fröhlich übermütige Klänge spielte, die der weltberühmte Musiklehrer aus Salzburg erweitert und verfeinert hat.

Mail us Rüderswil

Bsinnsch Di no? Erscht zwe Wuche isch es här, wo der erscht Schnee vom dunkelgraue Himmel der Wäg uf d Ärde gfunge het und e wissi Dechi über ds Land het gleit. Zerscht hei mir gmeint, es gäb nume es fiins Schümli, grad so wie es Löffeli Puderzucker uf em Schoggichueche… aber denn het es doch gschneit u gschneit, am Samschti u de der ganz Sunnti derzue. Es het der ganz Tag nümme wölle ufhöre, scho het es e dicki Schneeschicht vor em Huus gha, vom Garte isch nüt meh z’gseh gsi u d Hüehner, die hei a dere wisse Pracht gar e kei Fröid gha, hei es trochnigs Plätzli unter em Stall oder im Stall gsuecht.

Wie ire töife Winternacht isch es gsi, won i am angere Abe vo Ramsei här übere Stäg hei zue gloffe bi. Am Himmel het der Mond gschine u het üsi Wält ines silbrigs, gheimnissvolls Liecht iitoucht. Vor Ämme isch e Aabedunscht ufgstige u die schneebedeckte Matte u Fälder hei im Mondliecht glüchtet, so schön dass i chum weis, wie säge. U so isch es mir, als ob i zmits ire töife u chalte Winternacht wär. Aber nei, es isch doch erscht Oktober.
Die Tage, wo druf cho si, hei em Winter d Chrone no einisch ab em chalte Houpt gno, grad so als ob si wette säge: «nume hübscheli, du masch sauft no chli warte…» Un denn het e guldigi, mildi Spätherbschtsunne no einisch Wermi brunge, het der Schnee ufglöst und d Ärde trochnet. U de isch es grad gsi, als ob’s dä früech Botschafter vom Winter gar nie het gäh. D Mönsche si wider vor ds Huus gstange, hei zum blaue Himmel gluegt u ds milde Sunneliecht uf ds Gsicht la schine.

Geits nid mängisch im Läbe o grad eso? Ganz unerwartet breicht üs öppis, wo mir so nid grad erwartet hei u drum passt es o grad nid, es chönnt üsi Plän zungerobsi cheere… Aber im nächschte Momänt isch es o scho wider drus u dänne, ds Sunneliecht vom Läbe lüchtet üs wider fründlich u heiter zue. Mir dörfe dankbar si für die schöne Herbschttage wo üs no si gschänkt worde. U dankbar, wenn o im Läbe ds Dunkle em Heitere wider Platz macht.

PC steht still

Da gibt es noch etwas, das ich an Linux Systemen mag: sie booten sehr schnell. Mein ArchLinux benötigt vom Einschalten bis zum Login Prompt ca. 20 Sekunden. Ok, X-Windows und ein Desktop Manager sind nicht inbegriffen. Jedenfalls war das bis zum vergangenen Montag Morgen so. Als ich mich vor den Bildschirm setzte um einzuloggen, ging gar nichts mehr. auf dem Bildschirm war ein simples Starting Kernel zu sehen. Daran änderte sich auch nach ein paar Minuten nichts und nur durch einen Reset war der PC zum weitermachen zu bewegen. Natürlich ist das nicht der ideale Start zum Beginn einer neuen Woche: viele Aufgaben wollen gelöst sein, Kunden warten auf eine Antwort und verschiedene Programme sollten verbessert werden. Aber der «Compi» streikt…

Zuerst einmal tief durchatmen. Vielleicht ist es ja kein gravierendes Problem, vielleicht ist ja nicht die Disk kaputt oder das Motherboard im Eimer. Vielleicht ist der Stillstand ja eine Folge des letzten Kernel-Updates der vergangenen Woche. Hoffen darf man ja immmer. Und tatsächlich: Der Kernel, den ich installiert hatte (ohne danach zu rebooten), kam auf AMD64 Prozessoren mit mehr als 4 Gigabyte Speicher nicht zurecht. Der «Workaround» bestand darin, beim Neustart dem Kernel weniger als 4GB Speicher zuzuweisen (mem=4g). Und die Entwickler reagierten schnell: Ab Montag Mittag war eine bereinigte Version des Kernels verfügbar.

Eine Dankeschön geht an dieser Stelle an die Arch-Entwickler. Sie haben prompt auf den Fehlerbericht reagiert und innerhalb von kurzer Zeit eine Lösung bereitgestellt, die bequem mit pacman installiert werden konnte.

Der andere Simon Gfeller

Lehrer, Sprachstilist, Rezensent, Soldat, Imker und Politiker. Eine von der Simon-Gfeller Stiftung organisierte Brieflesung förderte wenig Bekanntes und Überraschendes vom Emmentaler Dichter zutage.

Hans-Joachim Frick

Hans-Joachim Frick

Für die Simon-Gfeller Stiftung steht dieses Jahr ganz im Zeichen der Briefe des bekannten Schriftstellers. Eröffnet wurde eine zweiteilige Vortragsreihe im vergangenen Mai von Dr. Heinz Balmer, der in einem spannenden Referat einen Überblick über den umfangreichen Briefaustausch von Simon Gfeller bot. Am vergangenen Donnerstag lud die Stiftung erneut in das Krummholzbad in Heimisbach ein. Dr. Heinz Balmer hatte für diesen Abend eine Briefsammlung zusammengestellt und in acht Themenbereiche gegliedert. Für die Brieflesung konnte der pensionierte Schauspieler vom Stadttheater Bern, Hans-Joachim Frick gewonnen werden. Schon bei seiner Begrüssung wies Walter Herren auf den unbekannten Simon Gfeller hin. Einmal mehr verstand es der seit 1975 amtierende Stiftungspräsident, die zahlreich erschienenen Besucher auf die Lesung einzustimmen. Und tatsächlich: Schon im ersten Thema, «Der Lehrer» begegnete den Zuhörern ein unbekannter Simon Gfeller, der das Amt des Lehrers mehr als Berufung denn als Beruf sah.So beklagte er in einem Brief an den Kunstmaler Rudolf Münger die Methoden mancher Pädagogen gegenüber den Kindern: «Und nun fahren wir mit der Reuthacke wuchtig in dieses Gärtlein, wühlen, reuten aus, zerstossen achtlos winzige Samenkörner, Keime und feine Würzelchen, brechen Stämmchen, zerknicken Halme.»

Sprache lebt durch Kontraste
Zeit seines Lebens setzte sich Simon Gfeller mit der Unteremmentaler Mundart auseinander, die er kontinuierlich verfeinerte. Im Themenkreis «Die Sprache» verdeutlichte dies ein Brief, den er an den Solothurner Dichterfreund Josef Reinhart schrieb. Darin verglich Gfeller die Sprache mit der Malerei, die von Kontrasten lebt: derbes und kräftiges hat seinen Platz, denn «zartes und Inniges kommt daneben umso mächtiger zum Bewusstsein». Kontraste gab es viele in Gfellers Leben. Von der Schulstube aus führte ihn sein Weg oft zu den Bienenstöcken, denen er viel Aufmerksamkeit schenkte. Und wenn die Zeit kam, dann tauschte Gfeller das Lehr- mit dem Wehrgewand. Doch vor dem Einrücken plagten ihn Angstträume darüber, ob die Ausrüstung wohl komplett und ganz ist. Die Geschichte «Samuel Gnäppis Uniform» gibt ein beredtes Zeugnis darüber. Und wieder ist es Rudolf Münger, dem Simon Gfeller schreibt, wie er diese Ängste abbauen will: «… vergessen wird nichts, also keine Bange! Obs hilft? – Ich zweifle»

Lebhafte Vorträge und berührende Volkslieder

Dr. Heinz Balmer

Eine Brieflesung kann unterhaltsam, ja sogar fesselnd sein. Dies bewiesen die beiden Akteure des Abends. Heinz Balmer zog die Hörer mit zahlreichen Erinnerungen und Anekdoten aus alter Zeit in seinen Bann. Und wenn Hans Joachim Frick die Lesebrille aufsetzte, war sein Vortrag so überzeugend, als ob Simon Gfeller selbst am Tisch sitzt und einen seiner vielen Briefe aufsetzt. Einfühlsam und bereichernd waren die Liedervorträge des Thuner Vokalquartetts, das dem Abend mit bekannten Volksliedern aus dem Liederbuch «Röseligarte» eine besondere Note verlieh.

Gestohlenes Alphorn wieder aufgetaucht

Alphörner sind wertvolle, handgefertigte und unverwechselbare Unikate. Sie können auch nach mehreren Jahren noch identifiziert werden. Dank einer Anzeige im Internet und eines aufmerksamen Käufers konnte ein fünf Jahre alter Alphorndiebstahl aufgeklärt werden.

Das gestohlene Alphorn im August 2005 und im Januar 2012

Für die Akteure der Alphorngruppe Sumiswald sah alles nach einem Routineauftritt aus: die Freunde der Berner Sennenhunde feierten am 11. und 12. August 2007 ihr 100-jähriges Bestehen und luden am Samstag Abend die Alphornformation ein. Die Bläsergruppe begleitete mit urchigen Klängen die Feier, spielte am Abend im geräumigen Festzelt und alles sah nach einem rundum gelungenen Auftritt aus. Gegen 22.00 Uhr machte sich die Emmentaler auf den Heimweg, nur Walter H. blieb zurück, er wollte vor der Heimfahrt noch einen Kaffee trinken. Sein Alphorn liess er neben dem Festzelt liegen. Am späten Abend geschah dann das, was für die Alphornbläser bis zu diesem Zeitpunkt undenkbar schien: als Walter ebenfalls dem Heimweg antreten wollte, war das erst sieben Jahre alte Musikinstrument spurlos verschwunden! Jemand hatte es innerhalb der vergangenen 20 Minuten samt Futteral und Zubehör entwendet. Natürlich wurde umgehend das OK informiert und auf dem ganzen Areal eine Suchaktion gestartet. Diese blieb indes erfolglos und es verdichteten sich die Befürchtung dass das Alphorn gestohlen wurde. Walter meldete den Diebstahl schon am folgenden Morgen auf der Polizei, doch das 3.6 Meter lange Horn blieb auch in den kommenden Tagen verschwunden.

Da er nur dieses eine Alphorn besass, blieb Walter nichts anderes übrig, als ein neues Instrument zu bestellen. Doch dies brauchte Zeit, da der passionierte Volksmusiker wieder ein Horn aus der Alphornmacherei Bachmann wünschte. Walter musste rund ein Jahr auf das neue Hirtenhorn warten und sich in der Zwischenzeit mit Occasionhörnern behelfen. Der Verlust des Instrumentes schmerzte, nicht nur weil Alphörner sich mit den Jahren an den Bläser anpassen und einen eigenes Klangbild entwickeln. Etwas Trost fand Walter bei seinen Mitstreitern der Alphorngruppe, die ihn bei der Suche tatkräftig unterstützten. Bei einem Unteremmentaler Jodlertreffen heftete ein Freund sogar eine Diebstahlsanzeige an den Eingang des Festzeltes. «Das hat mich tief beeindruckt», bestätigte Walter auch noch Wochen später.
Alles Suchen blieb aber ohne Wirkung, das vermisste Alphorn tauchte nicht wieder auf und die Alphornbläser begannen sich damit abzufinden, dass das Instrument verschwunden bleibt. Eine Anzeige im Internet wurde aber stehen gelassen, denn es blieb eine leise Hoffnung übrig, dass doch noch ein Hinweis auf den Verbleib eintrifft.

Der Hinweis kam fast ein halbes Jahrzehnt später aus dem Kanton Glarus. Eckhard R., ein Musiker und Alphornist ersteigerte im Januar 2012 auf Ricardo ein Alphorn. Da der Verkäufer im Kanton Solothurn wohnte, wurde für die Übergabe das Autobahnrestaurant in Würenlos vereinbart. Eckhard war zum vereinbarten Termin am abgemachten Ort, es kam aber nicht der Verkäufer selbst, sondern eine Frau, die sich als Ehepartnerin ausgab. Gegen Barzahlung erhielt Eckhard ein verschmutztes und stark verstaubtes Instrument in einer braunen Segeltuchtasche. Schon zu diesem Zeitpunkt war dem Glarner der Kauf nicht mehr ganz geheuer, er liess sich vorsichtshalber den Kaufbetrag quittieren. Zuhause angekommen, begann Eckhard das Instrument zu reinigen und entdeckte dabei sonderbares: der Name des Besitzers auf dem Fuss war ausgekratzt und im Inneren des Futterals stand eine mit Kugelschreiber hingeschriebene Adresse aus Huttwil im Emmental. Eckhard begann im Internet zu recherchieren und fand bald die fünf Jahre alte Vermisstanzeige der Sumiswalder. Da diese ein detailliertes Foto enthielt konnte Eckhard. sofort feststellen, dass sein neu erworbenes Alphorn dasjenige sein musste, das im August 2007 gestohlen wurde. Das Holzbild auf dem Schallbecher seines Hornes war mit demjenigen auf dem Foto identisch. Eckhard rief erneut den Verkäufer an und erkundigte sich über die genaue Herkunft. Das Alphorn stamme von einem Onkel, der vor 10 Jahren verstorben sei, war die Antwort vom anderen Ende der Leitung. Dies räumte Eckhards Zweifel nicht aus, er wählte kurzentschlossen die Telefonnummer, die unter der Vermisstanzeige vermerkt war.
Das folgende Gespräch mit zwei Mitgliedern der Alphorngruppe Sumiswald schaffte endgültig Klarheit: Eckhard besass das gestohlene Instrument, die Inschrift im Futteral war die von Walter H. Da dieser inzwischen ein neues Instrument besass und sein altes Horn nicht mehr zurück haben wollte, wurde die Versicherung eingeschaltet. Da diese das 3000 Franken teure Instrument ersetzt hatte, war sie nun die rechtmässige Besitzerin. Für Eckhard war der bald eintreffende Entscheid der Versicherung erfreulich: sie erklärte ihn zum rechtmässigen Besitzer des Instruments und forderte den Fehlerbetrag per Polizeianzeige beim Verkäufer ein. Eckhard reiste einige Wochen später in das Emmental, um das verschmutzte und ausgetrocknete instrument revidieren zu lassen. Natürlich traf er sich auf dem Heimweg mit Walter und mit einem Duovortrag feierten die beiden den glücklichen Ausgang.

Jetzt lese ich endlich Gotthelf!

jeremiasgotthelf

Jeremias Gotthelf

Nun sind seit der Eröffnung des neuen Gotthelf-Zentrums schon zwei Monate vergangen. Erfreulicherweise fand dieses Ereignis grosse Beachtung in den Medien, sogar Zeitungen aus dem Ausland widmeten dem Zentrum im Pfarrhaus zu Lützelflüh einen Artikel. Gotthelf ist wieder ein Thema. Viele interessieren sich wieder für die Bücher des berühmten Volksdichters. Das Werk von Jeremias Gotthelf ist umfangreich: die Volksausgabe aus dem Rentsch Verlag (heute Orell Füssli) zählt 18 Bände, einige später erschienene Ergänzungsbände nicht mitgezählt.

Wer heute eine komplette Gotthelf-Ausgabe bestellen möchte, erlebt aber eine Enttäuschung: von der 18-bändigen Rentsch-Ausgabe sind nicht mehr alle Bücher erhältlich. Wer die Ausgabe komplett haben will, muss einen Abstecher in das Antiquariat machen. Dort sind immer wieder Teile dieser Ausgabe zu haben. Buchantiquariate sind wahre Fundgruben für vergriffene Bücher: was manchmal Jahrzehnte unbeachtet in einem Regal oder in einer Kiste (!) lagerte, landet zuletzt im Buchantiquariat. Neben der berüchtigten «Prachtsausgabe» sind hier immer wieder Teile oder Gesamtausgaben aus dem Francke- oder Rentsch-Verlag zu finden. Beliebt sind nach wie vor die von Emil Zbinden illustrierten Bände der Büchergilde Gutenberg.

Erfreulicherweise gibt es aber kleinere Ausgaben, die eine Auswahl der berühmtesten Geschichten enthalten. Der Verlag Tredition Classic bietet eine 15-bändige Ausgabe mit den berühmtesten Werken des Pfarrers aus Lützelflüh. Genug spannende Literatur für viele Abende also! Ebenfalls eine aussagekräftige Auswahl bietet der Reclam Verlag im Taschenbuchformat. Einen gelungenen «Einstieg» offeriert die vor kurzem erschienene zweibändige Ausgabe aus dem Weltbild Verlag: «Die schönsten Erzählungen». Enthalten sind in der farbig und schwarz-weiss illustrierten Ausgabe berühmte Erzählungen wie das «Erdbeer-Mareil», «Hans-Joggeli, der Erbvetter» oder «Michels Brautschau». Wer diese berührenden Geschichten gelesen hat, wird bald auch nach den grossen Erzählungen verlangen. Hier sei wieder auf den Tredition Verlag verwiesen.

Gotthelf ist wieder im Gespräch, das ist auch daran zu erkennen, dass es Neuerscheinungen gibt. Etwa die Zusammenstellung von Peter von Matt: «Wilde, wüste Geschichten». Wie der Titel es bereits verrät, enthält das Buch Geschichten, in denen es «strub» und grob, zuweilen sogar unheimlich zu und her geht. Nicht mehr ganz taufrisch ist das von Gerhard Schütz veröffentlichte Romanfragment aus dem Gotthelf-Jahr 1997: «Herr Esau oder Geld und Zeitgeist». Das ursprünglich zweibändige Werk aus dem Nachlass von Jeremias Gotthelf liegt hier in einer gekürzten, mit Lesehilfen versehenen Fassung vor.

Nabu und Let Me Print
Wer auf buch.ch oder bol.ch stöbert, wird bald auch Bücher von Jeremias Gotthelf finden, die von den Verlagen «Nabu» und «Let Me Print» verlegt werden. Hier handelt sich nicht um Neuauflagen der Werke Gothelfs. Vielmehr haben diese beiden Verlage alte, meist aus dem 19. Jahrhundert stammende Bücher gescannt und verkaufen davon Bücherdrucke. Bei Nabu wird darauf hingewiesen, dass einzelne Seiten Fehler und Flecken enthalten können oder aus anderen Gründen nur noch teilweise lesbar sind. Die Idee, alte, nicht mehr erhältliche Bücher wieder auf dem Büchermarkt zugänglich zu machen, ist umstritten. Wer Gotthelf-Werke aus diesen Verlagen bestellen will, sollte dies mit der nötigen Vorsicht tun.

Zeitmanagement mit Jesus

Jesus Christus, gespielt von Brian Deacon, 1979. Quelle: jesus.ch

Jeder Mensch wird am Entstehen eines neuen Tages etwas eigenes und für ihn besonderes finden, wenn er einen Moment inne hält und sich von der Empfindung tragen lässt, wenn er sich Zeit dafür nimmt. Aber gerade das ist immer mehr ein Problem in unserer hochgetakteten modernen Zeit. Eine volle Agenda bestimmt unsere Tagesablauf und so eilen wir mit dem Smartphone vor den Augen vorbei an einem frischen Sommermorgen, an einem blühenden Apfelbaum, an einem Schneeberg, der sich vor dem tiefblauen Himmelsgrund eines schönen Tages strahlend abhebt. Und bevor wir bemerken, wie schnell die Zeit eines freundlich hellen Tages verrinnt, kommt der Abend. Und wenn der nächste Morgen sich ankündet, so nur, um sich in den Kreislauf des geschäftigen Lebens einzureihen. Das klingt pessimistisch, aber wie oft ist es so?

Ein grosses Risiko birgt sich hinter diesem Geschehen: die Gefahr, dass nicht nur der Sinn für einen schönen Sommertag verloren geht, der uns einlädt, im Schatten eines grünenden Baumes auszuruhen und durch das Blätterwerk den Himmel zu betrachten. Verloren gehen kann auch die Beachtung der Menschen, die um uns sind und vielleicht auf unsere Hilfe, unseren Rat oder einfach nur auf unsere freundliche, zusprechende Gesellschaft hoffen.

Es gab eine Zeit, da lebte am See Genesaret in Galiläa ein Mann, der eine Schar aus Jüngerinnen und Jüngern (heute würden wir vielleicht «Fans» sagen) um sich sammelte und durch das Land zog. Am Abend ruhten sie sich vom Tageswerk aus, das aus missionieren, predigen und heilen bestand. Der Mann, dem die Jüngerschar folgte, hiess Jesus Christus. Vieles an ihm war aussergewöhnlich, er heilte Kranke, richtete Lahme auf und gab Blinden das Augenlicht wieder. Wenn er predigte, wollten die Zuhörer gar nicht mehr nach Hause gehen, so real und fassbar stellte der Rabbi das kommende Reich Gottes vor sie hin. Sogar Tote holte Jesus ins Leben zurück. Und noch etwas war an ihm besonders: er hatte Zeit. Wir finden dazu einige Beispiele im neuen Testament: wenn Jesus von Hilfesuchenden umringt wurde, so hatte er doch auch Zeit für die Kinder (Mk 10,45). Der Erweckungsprediger Wilhelm Busch bezeichet eine Stelle, in der es um Zeit geht, als die schönste der ganzen Bibel (Mk 10,46-50): als Jesus seine letzte Reise nach Jerusalem antrat, kam er auch durch Jericho. Ein blinder Bettler, Bartimäus, erfuhr, dass Jesus durch die Stadt zog, erkannte seine Chance und begann verzweifelt und immer lauter um Hilfe zu schreien. Es war aber eine grosse Menschenmenge um Jesus, das Passah Fest stand unmittelbar bevor, der Weg nach Jerusalem noch weit, die Zeit drängte!

Aber… Jesus blieb stehen. In diesem Augenblick grösster Erwartungen auf den Einzug in Jerusalem und der Erfüllung der alten Prophetien bleibt der Messias stehen! Alles kann jetzt warten, wichtig ist nur dieser arme Blinde, der sein ganzes Vertrauen in Jesus gesetzt hat. Und dieses Vertrauen ist es auch, das Bartimäus Heilung bringt. Wenn es um seine Mitmenschen ging, hatte Jesus immer Zeit, er verlor ihre Sorgen und Anliegen nie aus den Augen.

Wie würde das heute ausehen in einer grossen Stadt, so wie es Jericho damals war? Vor einem glänzenden Komplex aus Banken und Geschäftshäusern gehen viele Manager, Finanzexpertinnen und Anlageberater hastig ein und aus. Hier ist er wieder, der eilige Takt der modernen, mondänen Business-Welt. Ein Mann in dunklem Anzug, den Aktenkoffer in der einen, das Blackberry in der anderen Hand, eilt über die Strasse. Es ist ihm anzusehen: er hat nur wenig Zeit bis zum nächsten «Event». Plötzlich taucht vor ihm ein anderer Mann auf, verwahrlost, in schmutzigen, abgetragenen Kleidern, in der Hand eine Bierflasche statt dem Lederkoffer. «Hätsch mir es paar Stutz?», die Bitte ist wohlbekannt. Was tut nun der adrette Manager? Er könnte rasch am Bettler vorbeigehen, die Sache wäre damit erledigt. Doch nun geschieht das Unerwartete: er bleibt stehen.
Was tut er nun für diesen «Randständigen»? Wir wissen es nicht. Aber genau so wichtig wie seine Hilfe ist das, was er in diesem Moment entscheidet: er nimmt sich Zeit für einen Menschen, der auf ihn hofft.

Ich komme zum Abschluss noch einmal auf Jesus zu sprechen: er ist nach seinem Tod am Kreuz von Gott auferweckt worden – und lebt. Er hat auch heute Zeit für uns, so wie damals für Bartimäus. Wir brauchen nicht einmal mehr laut zu schreien, damit er uns hilft. Nur vertrauen müssen wir.

» Christliches Zeitmanagement mit Benjamin Floer

«Wilde, wüste Geschichten»

Es ist, als ob der berühmte Emmentaler Dichter in der Einleitung zu seiner Erzählung «Käthi die Grossmutter» den Blick für die Schönheit des Bernerlandes weit öffnen will. Mit seiner mächtigen und bildhaften Sprache schildert Jeremias Gotthelf in den ersten Zeilen dieser berührenden Geschichte die Entstehung der Schweizer Bergwelt. Mit begnadetem Talent schildert der Dichgterpfarrer die Urgewalten, die vor Jahrmillionen das Alpenmassiv formten und mit den Kräften des Himmels und der Erde das uns vertraute Land aus Bergen und Tälern entstehen liessen. Gewiss ist es nicht zuweit hergeholt, wenn Gotthelfs Einleitung zu Käthi, wie auch zu anderen Erzählungen, mit der strahlenden und virtuosen Ouverture einer grossen Oper verglichen wird: Gotthelf weisst uns zu Beginn einer Geschichte auf das Grosse, Unendliche, weitet unseren Blick, um ihn dann auf das menschliche Geschick zu richten.
Mächtig und kraftvoll ist die Sprache des Dichters, wenn er vor unseren Augen ein Felsmassiv emporwachsen lässt, wenn er schildert, wie ein Sturm über das Land zieht, wie Blitze aus dunklen Wolken zucken und ein bedrohlicher Donner durch die Täler rollt. Doch dann wendet sich alles: von der grossen Genesis gelangt Gotthelf in unsere Zeit, richtet seinen Augenmerk nun auf einen lieblichen, von der Sonne durchströmten Frühlingstag. Auf seinem Weg von der Stufe zur Ewigkeit ist der Dichter auf den grünen Hügeln und Wäldern des Emmentals angelangt, am Ort des Geschehens. Hier wandelt sich die Sprache Gotthelfs, nun schildert der Pfarrer von Lützelflüh gefühlvoll und mit dem Duktus eines Romantikers den Ort der folgenden Geschichte.

Gotthelf findet stets die richtigen Worte, was er beschreibt gewinnt an Farbe, nimmt vor unserem geistigen Auge Form an, wird lebendig, weitet unseren Blick für das, wovon Gotthelf uns erzählt. Da sind die feinen und detailreichen Beschreibungen der Natur in «Geld und Geist», dort ist das gefühlvolle Spätwerk, das Erdbeerimareili, das etwas geheimnisvolles hat und mit verklärten Zügen an ein Märchen anklingt. Da sind die gewaltigen Erzählungen von ehernen Helden in glänzender Rüstung, bereit zum Streit, so wie in der historischen Erzählung «Der letzte Thorberger» oder in «Der Knabe des Tell ». Am Ende der wirklichen Welt angekommen, reicht uns Gotthelf die Hand, um uns nun auch in das Reich der Mythen und Sagen zu führen. Epische Züge weist Gotthelfs Sprache auf, wenn er von Sintram und Bertram erzählt, zwei Brüdern, die in strahlendem Harnisch gegen Drachen und mächtige Heere kämpfen.

Im neu erschienen Buch «Wilde, wüste Geschichten» sind Erzählungen und Kalendergeschichten zusammengefasst, in denen es im wahrsten Sinne des Wortes «strub» zu und her geht. Dabei wird ein weiter Bogen gespannt, der die Vielseitigkeit von Gotthelfs Werk veranschaulicht: Sagen und Legenden, Raubritter und Gespenster, aber auch das Geschehen in einer kleinen, ärmlichen Behausung. Alle haben eines gemeinsam, es geht dabei wild und wüst zu und her.

Ein Pfarrer, der wüste Geschichten schreibt? Der Herausgeber Peter von Matt weist in seinem Nachwort darauf hin, dass dies durch aus kein Widerspruch sein muss. Im Gegenteil. In einem Brief, den Gotthelf 1838 an seinen Cousin Carl Bitzius schrieb, äussert sich der Dichter unmissverständlich: «So ist mein Schreiben gewesen auch ein Bahnbrechen, ein wildes Umsichschlagen nach allen Seiten hin, woher der Druck gekommen, um freien Platz zu erhalten.»

Gotthelf-Kenner dürften die meisten gebotenen Texte kennen, dennoch ist das Buch auch für sie eine Bereicherung: es enthält die Urfassung des «Kurt von Koppigen» und die Erzählung vom Harzer Hans, die in der Rentsch-Ausgabe nicht zu finden ist. Wild uns wüst, wie oft geht es unter Menschen so zu und her, obwohl zu einem besseren Geschick nicht viel erforderlich wäre: ein Bäcker von Zürich übervorteilt seine Kunden und als sein Betrug auffliegt, zündet er die Stadt an, statt sich zu besinnen. Grob, laut und polternd sind auch die beiden Kurzgeschichten von Bänz am Weihnachtsdonnstag. Der Knecht kündigt seine Stelle und vertut sein Geld in den Wirtshäusern. Er betrinkt sich, wird laut und grob, schimpft über alles und jeden bis er unsanft vor die Tür gesetzt wird. Zuletzt endet er als Bettler und Dieb, der seine Kinder schlägt. Wilde, wüste Geschichten! Auch Kurt von Koppigen hätte wohl so geendet, wenn nicht ein übersinnliches Erlebnis in einer kalten Winternacht im Wald ihn zum Guten verändert hätte. Nur eben, es war nicht ein Engel mit leiser Stimme, der ihn sanft an der Schulter berührte. Es war ein ziemlich ruppiges Erlebnis, das den Raubritter dazu brachte, sich zu bekehren…

Eine Erzählung des Buches wurde erst in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts publiziert, weil darin der Bauernkrieg thematisiert wird: Berner Patrizier, die das Landvolk während und nach dem Krieg von 1653 quälten und ausplünderten, wurden nach ihrem Tod zu einer grauenvollen Strafe verurteilt. Ale arme Seelen wurden sie vom Stadtfriedhof in ein Bergtal weggeführt, um dort von den Rotentaler Herren – bösen Geisten aus der Vergangenheit – gemartert zu werden! Eine schauerliche Geschichte. Aber Gotthelf wäre eben nicht Gotthelf, wenn er nicht spätestens am Ende so einer Geschichte auch den Weg zum guten weisen würde: wer zum Wohle seiner Mitmenschen sich einsetzt, hat vor den Rotentaler Herren nichts zu befürchten.

Jodlerklub Trub ist online

Seit dem 24. September hat auch der Jodlerklub aus Trub eine eigene
Homepage. Auf einer übersichtlichen und ansprechend gestalteten
Webseite informieren die 27 Jodlerinnen und Jodler über ihren Verein
und über die geplanten Auftritte. Alle Sängerinnen und Sänger stellen
sich auf der Mitgliederseite persönlich vor und wer Lust hat, kann
nach dem Besuch der Homepage einen Eintrag im Gästebuch hinterlassen.
Link: www.jodler.ch/trub