Gotthelf-Märit 2013

Einer alten Tradition folgend gibt es am Morgen um 8.30 Uhr ein Märit-Einschiessen. Weit über das Dorf hinaus werden die Kanonenschüsse der Maritz-Batterie zu hören sein, während nach und nach die ersten Besucher am frischen Frühsommermorgen im geschmückten Emmentaler Dorf eintreffen. Manche machen sich gleich auf den Weg und bestaunen die liebevoll dekorierten Märitstände. Andere nehmen es etwas gemütlicher, gönnen sich ein «Gotthelf-Zmorge» und pflegen den Kontakt mit Bekannte. Wieder andere staunen über die alten Handwerke, dei am Gotthelf-Märit neu aufleben: da sind «Wöschwyber» und Drescher bei der Arbeit zu sehen. Drechsler, Korber und ein Kacheliflicher zeigen ihr Können.

Chacheliflicker

Chacheliflicker am Gotthelfmärit in Sumiswald

Am 8. Juni 2013 öffnet der traditionelle Gotthelf-Märit schon zum 17. Mal seine Tore. Auch dieses Jahr gibt es viele Stände mit Kunsthandwerk, mit feinen Spezialitäten aus der Region, mit Früchten, Pflanzen und Blumen, aber auch mit Antiquitäten und ausgefallenen Raritäten. Wie schon in den vergangenen 16 Jahren steht beim Gotthelf-Märit nebst dem Angebot auch as Erlebnis im Vordergrund. Beim Zwirbelen etwa können Geranien, Lebkuchen und vieles mehr gewonnen werden. Wer es gemütlich mag, nimmt an einer Rössli-Rundfahrt auf dem Berner-Wägeli teil. Und während des ganzen Tages gibt es auf dem Märit-Gelände musikalische Darbietungen. Die Musikgesellschaft, sowie die Alphorngruppe Sumiswald, das Gotthelf-Chörli und ein Kinderjodlerchörli wechseln sich dabei ab. Wer sich vom lebhaften Treiben einen Moment zurückziehen will, findet in der Kirche, die mitten im Dorf steht, die gesuchte Stille. Um 11.00 und 15.00 Uhr gibt es hier auch von den bekannten Zitherspielern Lorenz Mühlemann und Thomas Keller ein Zitherkonzert.

Walliser Esprit mitten im Emmental
Reizvolle Berglandschaften, kulinarische Köstlichkeiten und Weine vom Feinsten. Das Wallis, das dieses Jahr mit der Gemeinde Salgesch zu Gast ist, gilt als Region des Charmes, der Lebensfreude und der Gastfreundschaft. Im Zelt des A-Vina Teams werden dieses Jahr verschiedene typische Walliser Gerichte serviert und Salgescher Weine zur Degustation angeboten.

Gotthelf-Märit 2013: Samstag, 8. Juni 2013, 08.30 bis 17.00 Uhr. Homepage: www.gotthelf-maerit.ch

«I bi im Trueb deheime…»

Trub

CD «Dert änet em Bärgli im Trueb»
Bild: trub2013.ch

Trub – wieviele Assoziationen weckt doch der Name des heimeligen Dorfes ganz am oberen Ende des Emmentales? Da ist das zauberhafte und unverwechselbare grüne Berg- und Hügelland, in dem das Dorf eingebettet liegt. Da ist ferner die reiche Geschichte des Ortes, an dessen geschichtlicher Wiege ein Benediktinerklosters steht, das dem Dorf auch den Namen gab. Da sind ferner auch die Erinnerungen an bekannte Schweizer Filme wie die «Herbstzeitlose» oder der »Verdingbub» die im malerischen Dorf eine eindrückliche Kulisse fanden. Und da sind endlich die weit über die Landesgrenzen hinaus bekannten Lieder, die in Trub beheimatet sind. Das bekannteste von ihnen, der « Trueber Bueb», wird in allen Teilen der Schweiz gerne gesungen und diente als Filmmusik eines bekannten Schweizer Heimatfilmes von Franz Schnyder: Die sechs Kummerbuben.

Dass es neben dem beliebten «Trueberbueb» auch ein «Truebermeitschi» gibt, ist indes weniger bekannt. Zu unrecht, zumal dieses schöne und feinsinnige Lied dank dem Jodlerchor Trub die Zuhörer immer wieder berührt und mehr Beachtung verdient.
Wer kennt es nicht, das wunderschöne Meitschi wie frische Rosen im Schnee? Das dritte Lied im Bunde ist ein fröhliches und beschwingtes Volkslied mit Jodel, das von einem jungen Burschen erzählt, der sich in ein Trueber Meitschi verliebt. Bald werden die ersten Müntschi ausgetauscht und dass der Pfarrer dies nicht zu wissen braucht, versteht sich von selbst!

Erstmals gibt nun einen Tonträger der alle drei Lieder enthält. Realisiert hat sie die Gemeinde Trub zusammen mit den Ortsvereinen. Natürlich gibt es auf dem schön gestalteten Tonträger noch einiges mehr zu hören, etwa der blastechnische anspruchsvolle Geissenreihen, vorgetragen vom Alphorntrio Trub. Oder der Truber Marsch, den das Schwyzerörgelitrio Gränzelos rasant und schmissig intoniert. Oder das bekannte Berner Volkslied «D Bärnertracht». Eine Bassgeige begleitet das Frauenchörli Kröschenbrunnen beim erlebten Vortrag dieses alten Volksliedes. Der Jodlerklub Trub, der zwei der Trueber Lieder singt, hat noch einen weiteren Leckerbissen einstudiert: «es schöns Deheim» von Ueli Moor: «Der schönschti Ort für üs uf Ärde isch hie wo mir deheime si.» Das Paradies auf Erden, die urchigen Männer und Frauen des Jodlerklubs braucht man nicht zu fragen, wo dieser Ort liegt…

Die CD enthält insgesamt 17 Titel, dazu gehören Lesungen von Annalies Wüthrich. Die bekannte Jodlerin liest zwei Kurzeschichten vom Fankhauser Schulmeister Karl Uetz.
Der Gemeinde Trub ist mit der Produktion dieser Musik-CD ein authentisches und unverfälschtes Kunstwerk gelungen. Alte Volks- und Jodellieder leben in neuer Frische auf und lüften in der Inspiration des Zuhörers für einen Moment den Schleier, der auf vergangene Zeiten, aber auch auf tiefe menschliche Empfindungen blickt lässt: auf übermütige Jugenderlebnisse, auf den Moment des ersten Verliebtseins und auf die Gewissheit, eine Heimat zu haben, zu der wir immer zurückkehren können.

Die CD kann auf der der Seite der Truber Festwoche 2013. bezogen werden. Dort hat es sogar ein paar Hörbeispiele. Später wird der Tonträger auch von der Einwohnergemeinde Trub zum Verkauf angeboten.

Blick auf Rüderswil, einmal anders

Das folgende Bild wurde an einem regnerischen Tag im Mai aufgenommen. Durch die HDR-Technik (High Dynamic Range) wurde der Kontrastraum vergrössert, so dass auf dem Foto mehr Details zu erkennen sind. Zudem kam ein Filter zur Anwendung, der das Bild verfremdet und ihm eine eigene, vom Original abweichende Stimmung verleiht:

Rüderswil

Was ist HDR? Es ist, vereinfacht gesagt, eine neue Technik in der Fotografie, bei der von einem Bild drei Aufnahmen in unterschiedlicher Belichtung vereint werden. Bei dieser Zusammenführung können die optimal belichteten Bereiche aller Teilbilder im Ergebnis berücksichtigt werden. Der verfügbare Kontrastraum des Bildes wird somit erheblich erweitert. Bei schwierigen Lichtverhältnissen wie Bildern mit Licht- und Schattenbereichen oder Aufnahmen im Gegenlicht können «Ausbrenner» oder schwarze Bereiche besser gezeichnet werden. Ausserdem kann die Farbgebung des Ergebnisses verändert werden, was dem Bild eine vollständig neue Stimmung verleihen kann! Das hier gezeigte Bild wurde mit einer Canon EOS 60D und einem EFS 17-55 Objektiv aufgenommen. Das HDR Bild wurde dann aus der Belichtungsreihe mit Luminance HDR erstellt. Luminance HDR ist freie Software und untersteht der GNU Public License.

Nachrichten ordnen mit Feedly

Die Geschichte ist bekannt: am 13. April meldete Google, dass der Dienst «Google Reader» am 1. Juli 2013 eingestellt wird. Kurz darauf erschienen entsprechende Meldungen auch auf der Reader-Seite selbst. Den Nutzern von Google Reader wird so genügend Zeit gegeben, um sich mit einer anderen Lösung anzufreunden. Was genau tut Google Reader? Es ist ein Programm, das die «News-Feeds» verschiedener Nachrichtenseiten und Blogs sammeln und ordnen kann. So wird es möglich, die Schlagzeilen von verschiedenen Agenturen, Medienhäusern und Bloggern auf einer einzigen Seite übersichtlich darzustellen. Sogar mehrere Hundert Meldungen können dieserart rasch gesichtet werden, interessantes lässt sich per Klick komplett lesen und am Schluss werden die Artikel als «gelesen» markiert, sie erscheinen auf der Übersicht nicht mehr, so dass nur noch neu eintreffende Beiträge angezeigt werden.

End Of Google reader
Google’s Meldung vom Reader-Ende

Google Reader ist, bzw. war damit ein sehr praktisches Hilfswerk. Durch das Gruppieren und Filtern zahlreicher Feeds im RSS- oder Atom-Format war die Übersicht auch bei vielen Beiträgen gewährleistet. Ferner arbeitete im Hintergrund von Google Reader ein Server, der abonnierte Meldungen rechtzeitig sammelte und damit schnellere Ergebnisse liefern konnte.

Natürlich steht es Google frei, einen kostenlos angebotenen Dienst jederzeit wieder einzustellen, so war es auch in zahlreichen Kommentaren zu lesen, die kurz nach Googles Bekanntgabe erschienen. Ein amerikanisches Satiremagazin rechnete sogar aus, vieviele Jahre die freien Google-Dienste im Mittel existieren: rund 7 Jahre! Dennoch: Googles Entscheid trug nicht dazu bei, das Vertrauen in die eigenen Online-Services zu stärken, zumal das Angebot regelmässig gestrafft und vereinheitlicht wird. Und die Begründung des Suchmaschinen-Primus, Newsfeeds würden immer weniger genutzt, stiess nicht nur bei den Nutzern auf Skepsis! Ungnädig wurde auch der Vorschlag aufgenommen, Google+ (oder auch Facebook) als Alternative zu verwenden – Social Webs können zwar als Aggregator für RSS und Atom Formate verwendet werden, allein sie tun dies lange nicht so effizient wie Google Reader.

Wie weiter also? Newsticker beeilten sich, rasch Alternativen aufzuzeigen, denn viele enttäuschte Reader-Benutzer mochten nach der «Hiobsbotschaft» mit dem Wechsel nicht mehr bis Juli zuwarten. Schnell waren valuable Alternativen gefunden: The Old Reader, Feedly, Pulse, Newsblur, Netvibes, oder Fever. Diese beeilten sich denn auch, die Umsteiger freundlich aufzunehmen und machten sich daran, ihre Dienste auszubauen. Feedly vermeldete nach einem Tag mehr als 500.000 neue Benutzer! Alle diese Dienste haben – mehr oder weniger – eine ähnliche Funktionsweise wie der Reader von Google. Sie ermöglichen das «Abonnieren» von RSS/Atom-Feeds und ordnen diese nach den Wünschen des Benutzers. Einige bieten einfache Titellisten der Nachrichten oder Übersichten, bei denen unter dem Titel auch der Lead und das Bild des Artikels zu sehen ist. Andere bauen die Artikel auf wie ein gedrucktes Magazin: wichtige, resp. ausgewählte Berichte erscheinen auf der «Titelseite», gefolgt von den weiteren Meldungen, chronologisch geordnet mit Bildvorschau und Link zum Originalbeitrag. Während einige nur als Browser-Applikation konzipiert sind, stehen andere auch aus App für Smartphones zur Verfügung.

Android Feedly

Feedly auf einem Android Smartphone

Ich habe mir nach der Schreckendmeldung von Google einige der Alternativen angesehen und entschied mich dann für Feedly. Mir gefiel dieses Angebot, weil es in bezug auf Funktionsumfang und Aussehen dem Google Reader ähnelt. Feedly bietet aber auch Apps für Android und iOS. So können die gewünschten Feeds jederzeit auch auf dem Handy bequem gelesen werden. Zudem machte es Feedly den Umsteigern vom ersten Moment an denkbar einfach. Feedly nutzt selbst den internen Readerdienst von Google und kann deshalb sofort alle Kategorien und Abonnements, die im Google Reader eingerichtet waren, übernehmen. Es ist nicht einmal erforderlich, ein neues Konto anzulegen, der Nutzer muss lediglich zustimmen, dass Feedly auf die Google-Reader Einstellungen (und nur auf diese) zugreifen darf.

Wer Feedly noch nie genutzt hat, kann schnell und einfach starten: die Adresse feedly.com aufrufen und dann entscheiden, ob ein neues Konto erstellt werden soll, oder ob ein bestehendes Google Konto zum Einsatz kommt. Im zweiten Schritt werden dann die gewünschten Feeds abonniert. Im Gegensatz zu den meisten anderen Applikationen muss bei Feedly nicht die Adresse des RSS- oder Atom-Feeds eingegeben werden. Nach einem Klick auf das Lupensymbol genügt es, das gewünschte Angebot in einem Suchfeld einzutippen. Auf die Eingabe «NZZ» beispielsweise folgen sofort verschiedene Feeds dieser Tageszeitung: Titelseite, Finanz, International, etc.


Neue Feeds suchen

Sind die ersten Feeds abonniert, können diese in Kategorien geordnet werden. Das schafft nicht nur Übersicht, es ist auch praktisch, weil die News, die am meisten interessieren, in einer eigenen Gruppe gesammelt werden können. Diese lese ich jeweils schon am Morgen auf dem Arbeitsweg, den Rest bei Gelegenheit während des Tages…
Das Erstellen von Kategorien und Zuweisen ist wiederum «dead simple«, es genügt, die Feeds mittels Drag&Drop auf eine Kategorie zu ziehen. Um eine neue Kategorie zu erstellen, wird der Feed einfach auf dem Feld «New category» abgelegt. Feedly kennt fünf verschiedene Ansichten: von der gedrängten Titelliste bis zum Modus «Full Article», bei dem alle Artikel in voller Länge angezeigt werden, ist alles dabei! Mir die Magazin-Ansicht am ehesten zu, da diese Ansicht der Titelseite einer Zeitung ähnelt.

Fedly hat noch einen Vorteil, der hier nicht unerwähnt bleiben darf: nach dem Start wird eine von drei wählbaren Startseiten angezeigt: Today, Full und Index. Die ersten beiden Seiten zeigen alle neuen Meldungen, wobei Today nur die News der aktuellen Tages berücksichtigt. Die Ansicht Index funktioniert ganz anders: Zu jeder Kategorie werden die Anzahl der neuen Meldungen angezeigt. So kann schnell entschieden werden, welche Artikel zuerst gelesen werden sollen.

Mittlerweile nutze ich Feedly seit etwas mehr als einem Monat und schätze diese Online-Applikation sehr! Sie tut genau das, was Google Reader auch konnte, mit dem Unterschied, dass Feedly zahlreiche Extras bietet und besonders in bezug auf die Darstellung neue Möglichkeiten eröffnet. Feedly ist schnell den eigenen Wünschen und Gewohnheiten angepasst und zeigt schon beim Start genau das an, was interessiert. Und es sind kleine, aber wichtige Funktionen, die das Arbeiten angenehm machen. Hier ein Beispiel: am Ende einer Kategorie ist stets ein grosses Hakenzeichen zu sehen mit dem Text «Mark category as read». Wird darauf geklickt, werden alle Beiträge als gelesen markiert und – wichtig – Feedly springt automatisch zur nächsten Kategorie. Gerade diese kleinen Hilfen sind es, die im ersten Moment überhaupt nicht auffallen. Erst, wenn man sie Wochen oder Monate genutzt hat, bemerkt man, wie hilfreich sie im Alltag sein können.

Auch Hühnerställe fallen nicht einfach um

Im vergangenen Januar fiel durch eine fachgerechte Sprengaktion der «Sprecherhof» in Aarau innerhalb weniger Sekunden in sich zusammen. Die spektakuläre Ingenieursleistung um zwei Uhr Morgens lockte unzählige Besucher auf die Strasse und wurde in den Medien lebhaft thematisiert. Wenn der Abbruch eines Gebäudes für soviel Aufmerksamkeit sorgt, dachte ich mir, dann könnte ich doch auch den Abriss unseres alten Hühnerstalles dokumentieren… «Was ist denn so ein schäbiges, verwurmtes und stellenweise sogar verfaultes Hühnerhaus im Vergleich zu einer 45 Meter hohen, mächtigen Betonkonstruktion?!» wird nun gewiss manch einer protestierend fragen. Keine Sorge, ich bin mit dessen bewusst…

Trotzdem gibt es ein paar Dinge, die erwähnenswert sind. Etwa die Feststellung, dass sich die 66 Jahre alte Holzkonstruktion als stabiler erwies als angenommen. Nachdem wir die Seitenwände und das Dach abmontiert hatten, banden wir eine Stahlkette um den hinteren, mittleren Stud und wollten diesen mit Hilfe des Traktors wegreissen, damit der Holzbau in sich zusammenfällt. Der Balken war aber so gut befestigt, dass beim Wegziehen nicht der Balken selbst, sondern das ganze Hühnerhaus über den Platz geschleift wurde! Der Ständerbau mit Pultdach aus dem Jahre 1947 war also trotz Fäulnis noch lange nicht einsturzgefährdet. Der Stall stürzte erst in sich zusammen, als der vordere, mittlere Stützbalken weggerissen wurde. Hier konnte dann die Holzteile mit einer Kettensäge zerlegt und zur AVAG abtransportiert werden. Erwähnenswert ist ferner das Fundament: es bestand lediglich aus aufgeschütteter Erde und aus 40cm langen Betonzylindern, die als Stützen dienten. Und endlich soll die Tatsache gewürdigt werden, dass die Erbauer ihr Werk mit einfachen Ornamenten verziert haben. Einer der Büge zum Abstützen der Traufe war zu einer schlichten Züpfenform zugeschnitten, so wie es bei Berner Bauernhäusern häufig zu sehen ist.

Abbruch Hühnerstall

Warum müsste das Gebäude weichen? Natürlich war es als Hühnerstall seit Jahren nicht mehr nutzbar. Zahllose Löcher, Faulstellen und das fleissige Nagen und Wühlen der Mäuse unter dem Boden und zwischen den Wänden machten es zu einem wahren Marderhimmel. Hier hätten Hühner wohl nicht manche Nacht überlebt! Deshalb finden sie seit zwei Jahren Platz in einem kleinen, praktischen Hühnerstall vom Ilfis Holzbau. Der frei gewordene Platz bleibt indes nicht frei. Er wird bald für einen Autounterstand genutzt werden.

«Alpenhorn, Emmenthaler-Joggeli, Für die Frauen, Sprechsaal für Land- und Milchwirtschaft»
Der Hühnerstall war auf allen Seiten doppelwandig. Und beim Wegreissen dieser Verschalung gab es noch eine kleine Überraschung. Als Isloationsmaterial wurde schlicht und einfach Zeitungspapier verwendet. Sorgfältig haben damals die Erbauer mit Reissnägeli ganze Zeitungsseiten an der Innenseite der Aussenwand befestigt. Als wir die inneren Laden mit einem Geissfuss wegrisssen, blickten wir plötzlich auf Nachrichten aus der Zeit zwischen Mai und Juli 1947. Zu lesen waren Artikel über einen Friedensvertrag für Italien oder über Neubestimmungen für die Schweizer Lebensmittelmarken, die es damals noch gab, sie wurden erst 1948 aufgehoben. Undf nun nun wussten wir auch, wann der Stall gebaut wurde: irgendwann im Sommer 1947!

Alte Zeitungen im Hühnerstall

Alte Zeitungen

Die meisten der Zeitungen waren alte, noch mit Frakturschrift gedruckte Ausgaben des Emmentaler Blattes, auch «Der Emmenthaler» genannt. Das Blatt erschien jeweils am Montag, Mittwoch und Freitag. Herausgeberin war die «Emmentaler-Blatt AG» in Langnau, die unter der einfach zu merkenden Telefonnummer 8 zu erreichen war.

Geschichten wie aus dem Leben gegriffen

«Erläbts Ämmital», so heisst die neue Hörbuch-CD der Simon Gfeller Stiftung mit Geschichten von Karl Uetz. Die meist heiteren Werke werden von Rudolf Stalder vorgelesen. Werner Aeschbacher musiziert dazu.

Rudolf Stalder

Den Schulmeister vom Fankhaus in Trub hielt es nicht in seinen vier Wänden. Nach der Schule suchte er das Freie und half den Bauern im Dorf beim Heuen und Melken. Der Kontakt zu den Menschen im Dorf war ihm wichtig! Dieses Miteinander mit den Trubern wurde zur reichen Quelle, aus der Karl Uetz seine Erzählungen schöpfte, die durch ihre lebhafte Urtümlichkeit immer wieder zu begeistern vermögen. Am vergangenen Sonntag hat die Simon Gfeller Stiftung in Heimisbach eine neue Hörbuch-CD getauft, mit der die fröhlichen, wie auch nachdenklich stimmenden Geschichten des Berner Volksdichters neu aufleben.

Musik lässt das Erzählte wach werden
Vorgelesen werden die 13 Geschichten auf der Doppel-CD von Rudolf Stalder. Der bekannte Theaterautor setzte sich bei der Taufe gemütlich auf einen Tisch und erfreute den voll besetzten Saal im Krummholzbad mit zahlreichen Müsterchen. Aber eigentlich sei das Wort «vorlesen» nicht richtig, betonte Rudolf Stalder. Mit seinen Lesungen wolle er das Erzählte von Neuem miterleben und den Akteuren Individualität verleihen. Aufgenommen wurden die Geschichten bei ihm zuhause in der Stube. Für eine stimmungsvolle Atmosphäre wurden sogar Zuhörer eingeladen. «Wer ein Publikum vor sich hat, redet eben anders», erklärte der bekannte Theaterschauspieler aus Albligen.
Musik lässt Erlebtes wach werden, auf dem neuen Hörbuch ist zwischen den Geschichten wieder der Volksmusiker Werner Aeschbacher zu hören. Er hat die Werke von Karl Uetz auf sich wirken lassen und mit seinem «Langnauerli» dazu improvisiert. So erfüllt die Musik das Erzählte mit einem eigenen Zauber und lässt in der Vorstellungswelt des Zuhörers die Geschehnisse vergangener Tage erlebbar und gegenwärtig werden.

Aus dem Dunkel der Sprachlosigkeit
Viele Geschichten von Karl Uetz strahlen vor Fröhlichkeit, doch hat er in seinem Leben auch Schweres durchgemacht. Davon wusste Stiftungspräsident Walter Herren zu berichten. In seinem Lebensbild liess er den Dichter selbst zu Wort kommen, indem er aus dessen Werken zitierte. Einen Kontrast zu den heiteren Schilderungen wie «Drätti u sy Kobi» bilden die Erlebnisse des Lehrers nach einem Velounfall, bei dem Karl Uetz die Sprache verlor. Mit viel Mühe gelang es ihm, diese wieder zu erlernen. Und mit der Hilfe von Simon Gfeller, der ihn einen «Gwaltskärli gmüetshalber» nannte, konnte Karl Uetz noch einmal schriftstellerisch tätig werden.

Homepage der Simon Gfeller-Stiftung

Mail us Rüderswil

Wie isch das, wenn wenn der Winter langsam z’Änd geit u der Früehlig bim Erwache z’erscht mal d Ouge ufmacht? Wenn der Bode no nass u ärdig isch, d Böim no kahl, mit de erschte Chnoschpe i de Escht. Im Früehligsmonet überchunt d Sunne Chraft, wermt ds Land, so dass die erschte Gresli u Blüete erünne, e erschte warme Früehligsluft im Gsicht z’gspüre isch.

U denn, uf em Wäge düre Wald, ire schattige Duele, wo vor Jahre e grosse Boum siner Wurzle het usbreitet, fingsch Du es letschts Räschteli Schnee. Es isch grad so, als ob der Winter sich no es letschts Mal wett zeige. U dür d Escht vo de Boumchrone schint d Sunne, jede Tag wermer. Gli isch vom Schnee nüt meh z’gseh.

Du hebsch d Hang vor d’Ouge u gsehsch vor Dir no einisch e Wintertag, mit häll lüchtendem Schnee wo in der Sunne glitzeret, mit Schneeflocke wo im Winterluft tanze, mit Ischzäpfe a der Dachtroufi. Aber denn, denn nimmsch d Hang wider ewägg u luegsch zmitz ine wunderschöne, milde u blüehende Früehligstag!

Radio Heimatklang mit Titelticker auf Homepage

Die Hörer von Radio Heimatklang haben immer wieder nach dieser Funktion gefragt: eine Anzeige des aktuell gespielten Titels auf der Homepage. Dies war bisher nur mit der Musikwiedergabe möglich, die in einem eigenen Fenster geöffnet wurde. Nun wurde die Anzeige direkt auf der Startseite realisiert. Und nicht nur das! Angezeigt werden auch der Titel, der als nächstes gespielt wird, sowie eine Rückschau auf die zuletzt gespielten Stücke:

Titelticker Radio Heimatklang

Umgesetzt wurde die Anzeige mit einem einfachen Verfahren. Der Anbieter der digitalen Musik (Streaming Dienst) liefert nicht nur die Musik, sondern auch eine Datei, aus der das aktuelle Musikprogramm entnommen werden kann. Die Datei, die nach jedem Titelwechsel aktualisiert wird, liegt im sogenannten XML-Format vor, sie muss vor der Anzeige etwas umformatiert werden. Dies erledigt ein PHP Script, der alle zehn Sekunden automatisch in einem Rahmen der Homepage aufgerufen wird. Er wertet die XML Datei aus, formatiert den «Titelticker» und zeigt die Daten so an, wie von den Besuchern der Homepage gewünscht.

Natürlich wird es in Kürze auch ein Archiv geben, das eine Suchfunktion haben wird. So kann herausgefunden werden, welches Jodellied oder welcher Ländler zu einer bestimmten Zeit gespielt wurde – und wie die CD heisst.

Holzhäuser haben im Emmental eine lange Tradition

Wer durch das Emmental fährt, staunt immer von neuem: an Waldrändern, Hängen und mitten im Dorf stehen alte, hölzerne Zweckbauten, Wohn- und Bauernhäuser. Tiefragende Walmdächer, kunstvoll verzierte Lauben und variationsreiche Bernerbögen («Ründine») geben jedem dieser Häuser ein unverwechselbares Aussehen mit einem einzigartigen Hauscharakter. Manche der Holzbauten sind mehr als 200 Jahre alt und wurden von vielen Generationen behutsam erweitert und gepflegt. Die erste Sonderausstellung in diesem Jahr ist diesen hölzernen Kunstwerken aus alter Zeit gewidmet, oder: der Holzbaukunst im Emmental.

Modell Moserhaus Signau
Fachbegriffe werden an einem Modell erklärt

Hohe Dächer bieten viel Platz
Wohn- und Bauernhäuser wurden stets mit den Materialien erbaut, die das Land hergibt. Im Emmental, einem an Nadel- und Laubwäldern reichen Gebiet, fiel die Wahl bis in das 20. Jahrhundert vorwiegend auf den Werkstoff Holz. Gebaut wurde bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts ohne Bauplan, weitgehend nach dem Wissen und Geschick der ansässigen Zimmerleute. Die Wirtschaftsform, aber auch das Klima und das verwendete Baumaterial waren wichtige Faktoren für unterschiedliche Bauarten. Das heute als typisch geltende Emmentaler Haus ist ein Bohlen-Ständerbau mit steilem Halb- oder Dreiviertelwalmdach, das viel Platz für das von der Milchwirtschaft benötigte Heu bietet.
Die von Madeleine Ryser gestaltete Sonderausstellung im «Chüechlihus» zeigt eindrücklich ganz verschiedene Aspekte der Holzbau- und Zimmermannskunst der vergangenen Jahrhunderte. Vorgestellt werden auf Skizzen, Fotos und Texten nicht nur verschiedene Holzhäusertypen, Spycher oder Dachmodelle, die Ausstellung geht auch auf Details ein, die gerne übersehen werden. Wer hätte gewusst, dass die im Kanton Bern verbreitete «Ründi» städtischen Ursprungs ist und erst über das Pfarrhaus und die Mühle den Weg zum Bauernhaus fand? Ein Kurzfilm vermittelt ein spannendes Bild über die verschiedenen Phasen der Bauarbeiten in der Mitte des letzten Jahrhunderts.

Von einem guten Geist belebt
Wer die fachlich fundierten Texte liest, staunt über die vielfältigen Fachbegriffe der Erbauer. Aber ebenso auch über die althergebrachte Kunst dieser Handwerker, die es schon vor Jahrhunderten verstanden, Häuser zu bauen, die nicht nur gegen Wind und Wetter bestehen, sondern den Bewohnern auch dauerhaft Schutz und Sicherheit bieten. Schon Gotthelf sprach von einem guten Geist, der das Haus belebt. Mit demselben Recht darf auch vom guten Wesen des Holzhauses gesprochen werden, das vom Vertrauen in die bewährte Kunst der Erbauer zeugt. Und das mit seiner individuellen Ausprägung weit über die Landesgrenzen Berühmtheit erlangt hat.