Im Nebelschleier verborgen

Die späten Herbsttage sind auch im Emmental begleitet von Nebenschwaden, die in den frühen Morgenstunden über den Eggen und auf den Schattseiten der Hänge liegen. In der ersten Morgendämmerung, während das Tageslicht am Horizont aufleuchtet, steigt der Nebel auf und hüllt den jungen Tag in ein weisses, schimmerndes Licht. Nur ein heller Lichtkreis am Himmel verrät, wo die Sonne auf ihrer Bahn am Himmel steht. Sie will nun aber ihr Recht haben und sucht sich einen Weg durch die dichte Nebelwand. Und noch bevor sie am Zenit steht, dringen ihre ersten warmen Strahlen durch den kühlen Herbstnebel. Dann zieht sich der silbergraue Herbstbote in die schattigen Täler und Gräben zurück; an den Ort, den das goldene Licht der Sonne nicht vor der Mittagsstunde erreicht. Hat die Sonne auch diese Gebiete mit ihren Strahlen erleuchtet, bleibt dem Nebel in den letzten Wochen des alten Jahres eine letzte Zuflucht in den Wäldern und Gräben.

Und dann, wenn die Sonne zu ihrem Recht kommt, hängen nur noch vereinzelt Nebelschwaden über den Matten und Dörfern. Nun geschieht etwas geheimnissvolles, denn der Nebel verhüllt einzelne Wälder hier, Teile eines Weilers dort. Und im schwächer werdenden Wasserdunst bricht sich das Sonnenlicht und scheint in sichtbaren Strahlen, wie von einer Engelshand gelenkt, über dem Lauf der Emme. Wer sich etwas Zeit nimmt zum Beobachten, kann mit ansehen, wie einzelne Höfe oder Hügelzüge plötzlich aus dem Nebel auftauchen und schon im nächsten Moment im sanften Licht der Spätherbstsonne erstrahlen. Und dann schwebt wieder der Nebel lautlos in das Bild und verhüllt alles, bald ist nichts mehr zu sehen.

Aber über der Nebeldecke erstrahlt immer noch die Sonne, so wie auch in einer trüben Nacht der Sternenhimmel über uns steht, selbst dann wenn wir ihn nicht sehen. Wie schön das alles ist, wird einem gerade dann bewusst, wenn es sich verbirgt.

Schon wieder eine Hochzeit in Magdala

Ein mysteriöser Text aus einem Buch aus dem 6. Jahrhundert soll beweisen, dass Jesus Christus mit Maria Magdalene verheiretet war und Kinder hatte. Wie glaubwürdig ist das neue Buch «The lost Gospel» von Barrie Wilson und Simcha Jacobovici?

Dieser Tage macht ein neues Enthüllungsbuch von sich reden, das einer Theorie neuen Auftrieb geben will, die so bekannt wie vieldiskutiert ist. Barrie Wilson und Simcha Jacobovici wollen in einem Kodex aus dem 6. Jahrhundert Beweise entdeckt haben, dass Jesus Christus mit Maria aus Magdala verheiratet war und Kinder hatte. Die beiden Autoren nennen sogar die Namen dieser Kinder: Manasse und Ephraim. Ihre Erkentnisse seien das Ergebnis einer sechs Jahre dauernden Übersetzungarbeit an einem Pergamentkodex, der sich seit dem 19. Jahrhundert in England befindet.

Jesus und Maria Magdalena
Jesus erscheint Maria aus Magdala, Gemälde von Alexander Iwanow

Kommt Ihnen das irgendwie vertraut vor? Genau, wir hatten das schon einmal vor einigen Jahren, als ein Roman von Dan Brown für Furrore sorgte. In seinem Bestseller «Sakrileg» stellte Brown dieselbe These auf, berief sich dabei aber auf gnostische Papyri. Es dauerte indes nicht lange, bis Fachleute Browns Thesen gründlich ad absurdum geführt hatten, allen voran Alexander Schick mit seinem Buch «Das wahre Sakrileg». Wie sieht es mit der Wissenschaftlichkeit von «The lost Gospel» aus? Die Thesen von Jacobovici und Wilson muten abenteuerlich an: sie wollen entdeckt haben, dass der jüdische Roman «Joseph und Asenath» in Wirklichkeit eine verklausulierte Lebensgeschichte von Jesus Christus ist. Das Manuskript aus dem 6. Jahrhundert sei eine Kopie eines Originals aus dem 1. Jahrhundert, heisst es weiter. Einen stichhaltigen Beweis für diese Behauptung liefern die Verfasser indes nicht. Und die Erkenntnis, dass die jüdischen Doppelnovelle (Wikipedia) eine verschlüsselte Jesusbiographie ist, beruht einerseits auf einigen wenigen Schilderungen, die an Passagen aus dem neuen Testament erinnern können, andererseits auf einer bekannten Verschwörungstheorie. Diese will es, dass der römische Kaiser Konstantin Bibeln, die nicht seinen Vorstellungen entsprachen, verbrennen liess. Daraus lässt sich leicht die Behauptung ableiten, Schriften seien versteckt und dann vergessen worden, zuletzt aber wieder aufgetaucht. In Wirklichkeit tat Konstantin der Grosse genau das Gegenteil. Er unterstützte die Bildung eines Kanons und ordnete an, neue Bibeln herzustellen.

Im 544 Seiten starken Buch, das zurzeit nur in englischer Sprache vorliegt, lässt eine weitere Behauptung aufhorchen: Jesus Christus müsse als Rabbiner verheiratet gewesen sein, heisst es da. Diese These wird immer wieder aus dem Vorratslager der Sensationsmacher hervorgekramt. Trotzdem ist und bleibt sie falsch. Alexander Schick geht in seinem Buch explizit darauf ein. In seiner Zusammenfassung zu den grössten Irrtümern im Roman «Sakrileg» schreibt er: Es ist unwahr, dass jeder jüdische Rabbi verheiratet sein musste. Wir wissen aus zeitgenössischen Berichten, dass es gerade in strengen frommen jüdischen Kreisen (wie bei den Essenern) viele unverheiratete Männer gab.. Dass «Joseph und Asenath» in Wirklichkeit Jesus und Maria Magdalena gewesen seien, zieht auch Kurioses nach sich. Denn bei der Hochzeit von Joseoph und der Tochter des Potifar war der Pharao persönlich anwesend. Dann müsste konsequenterweise der Herrscher vom Nil auch Jesus und Maria seine Aufwartung gemacht haben.

«The lost Gospel» setzt eine Tradition fort, die mit Baigent und Leigh (Verschlusssache Jesus) vor zwei Jahrzehnten medienwirksam begann und mit Browns Sakrileg eine furiose Fortsetzung fand. Eigentlich unterscheidet sich das neue Werk von seinen Vorgängern nur darin, dass es vermutlich nicht an die bisherigen Erfolge wird anknüpfen können. Dazu hat die Grundthese des verschlüsselten Buches einfach zu wenig Substanz. Der Kodex mit der Kennzahl 17,202 in der British Library ist nicht «mysteriös», so wie Wilson und Jacobovici im Vorwort schreiben. Er ist schon mehrfach von Philologen übersetzt worden und bestens bekannt. Ferner ist der Tumult rund um Dan Brown noch nicht vergessen, Fachleute und Journalisten, aber auch die Leser selbst sind vorsichtiger geworden.

Wenn der «Hype» sich wieder einmal gelegt hat und es stiller wird, dann bleibt die eine Erkenntnis: Die Bibel hat nichts von ihrer Glaubwürdigkeit verloren. Während «The lost Gospel» wohl schon bald wieder vergessen sein wird, büsst die Bibel als wahrer Bestseller nichts von ihrer Faszination ein. Heute wie vor 2000 Jahren. Es bleibt dann wieder Zeit, um sich an das zu erinnern, was die Bibel von Jesus sagt. Er kam in unsere Welt, um uns das ewige Leben zu schenken. Gott ist Mensch geworden – das ist die ganz grosse Sensation.

Es herbschtelet

So churze d’Tage, si wärde langsam chelter u ds Jahr isch alt worde. Bim vernachte gruppe sich d Hüehner uf em Stängeli zäme u ds Büssi hocket vor em Fäischter, möcht gärn es Plätzli a der Wermi ha. Es vernachtet, am klare Himmel lüchte u glitzere d Stärne u wenn us Nacht u Morgenäbel e nöie Tag erwacht, de lit e wisse Ryf uf Fäld u Wald. Är möcht üs gwüss mahne, dass scho gli der erscht Schnee e wissi, chüehli Dechi über ds Land leit.

Herbstwald

Uf chüehle Füess, mit ere Chrone us farbigem Loub u mit all de guete Gabe, wo ds Jahr üs het gschänkt, so chunt der Herbscht derhär und lachet üs fründlich a. U nid wyt hinger ihm, zwüsche all de guldige Farbe und em milde Sunneliecht si lyslig d Schritte vom Winter z’ghöre.

Apfelernte

Apfel

Dieser schöne Apfel wurde auf der Hoschtet von hof3 fotografiert. Dort fand am vergangenen Samstag eine öffentliche Apfelernte statt. Rund 20 Freiwillige fanden sich am Morgen zwischen den Apfelbäumen ein und ernteten einen Tag lang bekannte, wie auch unbekannte und seltene Äpfelsorten. Alle Helfer durften drei Kilogramm Äpfel mit nach Hause nehmen. Bericht in der Wochen-Zeitung.

Der Glaube an das Gute

Die Geschichte könnte sich vor wenigen Wochen zugetragen haben, als das Emmental von schweren Überschwemmungen heimgesucht wurde. In einem der der in Mitleidenschaft gezogenen Dörfer hielt am Abend ein Auto mit einem Nummernschild aus einem anderen Kanton an. Jemand stieg aus, ging die Strasse auf und ab und besah sich die Verwüstungen, die der über die Ufer getretene Bach angerichtet hatte. Ein Anwohner beobachtete den Besucher aufmerksam und wurde dann argwöhnisch: Aha, noch so ein Katastrophentourist. Kurz entschlossen ging er auf den Fremden zu und sagte ihm in einem nicht gerade freundlichen Ton, dass es hier nichts Interessantes zu sehen gäbe! Überrascht und erschrocken entschuldigte sich der Besucher zuerst und ging dann zurück zu seinem Auto.
Aber vielleicht wollte der Fremde nur einen Bekannten besuchen, wusste den Weg dorthin nicht genau und sah sich deswegen um. Für den Dorfbewohner, der nichts gutes ahnte, wäre dies auf jeden Fall beschämend. Zugleich muss man ihn aber auch in Schutz nehmen, denn wenn ein Dorf von Unwettern betroffen ist, dann hat dies bei den Betroffenen neben Sorgen und Existenzängsten auch Stress zur Folge. Menschen, die unter Stress stehen, reagieren anders. Hinzu kommt, dass eine gesunde Portion Misstrauen nichts schlechts ist, zumal sie in manchen Lebenssituationen vor schlimmerem bewahren kann.

Und auch die folgende Erkenntnis ist nicht neu: viele Menschen sind eher bereit, an das Schlechte zu glauben als an das Gute. Schon Jeremas Gotthelf beklagte dies, zum Beispiel in einer seiner Kalenderpredigten. Und einer der grössten Menschenkenner, Jesus aus Nazareth, wies darauf hin dass uns nicht das verunreinigt, was wir essen, sondern schlechte Dinge, die wir sagen – und zuvor gedacht haben. Es ist eine alte Erkenntnis, dass vor der Tat die ausgesprochene Absicht steht, die selbst das Ergebnis der Gedanken ist. Und nicht weniger alt ist das Wissen darüber, dass Gedanken nicht zollfrei sind. Das heisst, dass sie uns verändern können, Auch darauf wies Jesus mehrfach hin, etwa wenn er vom Licht in uns sprach. Finstere Gedanken verdunkeln auch uns selbst!

Daraus kann man nun auch sehen, was gute Gedanken in uns auslösen. Sie sind wie ein Licht , das uns erhellt. Oder wie eine Brücke, die in guter und wohlwollender Absicht zu unseren Menschen führt. Gute Gedanken bleiben nicht ohne Wirkung in unserem Gemüt, das bemerken auch die Menschen, die um uns sind. Und ganz besonders Kinder, gerade ihnen bleiben auch feinste Regungen nicht verborgen. Und wer sich im Leben immer wieder einen guten Gedanken fasst, erhellt nicht nur sich selbst, er löst damit auch den Nebel auf, der ihn von Gott trennt, Gute Gedanken säumen den Weg in den Himmel. Das mag nun pathetisch klingen, nichtsdestotrotz ist es wahr! Und es gibt noch eine wichtige Erkenntnis, die ich abschliessend erwähnen möchte: Der Glaube an das Gute kann antrainiert werden: Wer es regelmässig und bewusst tut, macht es sich zur Gewohnheit.

6. Langnauer Alphorntreff

6. Langnauer AlphorntreffMitglieder der Alphorngruppe Oberaargau in Aktion

Der 6. Langnauer Alphorntreff bot auch dieses Jahr viel Musik aus dem urchigen Hirteninstrument. Schon zur Tradition geworden ist die Uraufführung eines von Hans Stettler komponierten Werkes, das von Alphornbläsern aus Nah und Fern zur Eröffnung des Abends vorgetragen wurde. Für traditionelle Klänge war die Alphorngruppe Oberaargau besorgt, die vom bekannten Komponisten und Dirigenten Max Sommer geleitet wird. Überrascht wurde das Publikum einmal mehr vom Langnauer Trio «I Cornuti». Die drei Alphornvirtuosen haben mehrere bekannte Werke aus der Opernwelt für das Alphorn umgearbeitet und blastechnisch brillant aufgeführt.

Diagnose für das Oberemmental: Hausärztemangel

An einer Veranstaltung des Oberemmentaler Ärztenetzwerkes wurde über den bevorstehenden Hausärztemangel informiert. Über mögliche Lösungsansätze wurde lebhaft diskutiert.

Die ersten Zahlen und Fakten, die Dr. Jürg Schlup bei seinem Vortrag präsentierte, zeichneten noch ein erfreuliches Bild der hausärztlichen Versorgung in der Schweiz: Fast die Hälfte aller Patienten erreicht die Arztpraxis in zehn oder weniger Minuten und mehrheitlich kommt es zu keinen nennenswerten Wartezeiten. Zudem sind die Leistungen und Möglichkeiten in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Dennoch steht die Hausarztmedizin am Vorabend einer ernst zu nehmenden Versorgungslücke. Um auf dieses Problem aufmerksam zu machen, lud das Ärztenetzwerk oberes Emmental zu einer gesundheitspolitischen Informationsveranstaltung mit anschliessender Diskussion ein.

Auch Ärzte werden älter
Die Gründe für den sich abzeichnenden Ärztemangel sind vielfältig, wobei der demographische Aspekt eine wichtige Rolle spielt. Gemäss Jürg Schlup betrug das Durchschnittsalter der Ärztinnen und Ärzte 2011 53 Jahre. Fast die Hälfte der ambulanten Grundversorger werden innerhalb der kommenden zehn Jahre in Pension gehen. Zugleich nehmen die Konsultationen zu, da die Gruppe der Patienten, die das 65 Lebensjahr überschritten hat, wachsen wird. In bezug auf die Ärzteausbildung zeigte der Präsident der FMH Zahlen auf, die nachdenklich stimmen: Obwohl gemäss Bundesrat pro Jahr 1200 bis 1300 Arztdiplome ausgestellt werden sollten, waren es 2013 nur deren 836. Dass immer mehr Praktizierende in Teilzeit arbeiten, verschärft die Situation zusätzlich. Jürg Schlup konnte in seinem Referat indes auch über ermutigende Trends berichten: Die Erhöhung der Studienplatzzahlen zeigt erste Wirkung und an den Universitäten wird die Hausarztmedizin im Studium gezielt gefördert.

Mindestens zehn neue Stellen
Auf die Frage, wie sich der Ärztemangel auf die Region auswirkt, gab die Langnauer Hausärztin Dr. Monika Reber Feissli eine klare Antwort: Schon heute werden mehr als 1000 Einwohner von einem Arzt mit einem vollen Arbeitspensum betreut. Wenn nicht bald etwas geschieht, dann wird die Zahl der Einwohner pro Grundversorger in den nächsten acht Jahren auf über 2000 ansteigen. Das Ergebnis: Die Wartezeit für eine Konsultation wird markant steigen, die Hausärztinnen und -ärzte sind überlastet. Um das Problem zu lösen, müssten in den kommenden acht Jahren in Langnau mindestens zehn neue Stellen für Haus- und Kinderärzte geschaffen werden. Monika Reber erwähnte in diesem Zusammenhang das Gesundheitszentrum, das in Langnau bisher nicht verwirklicht werden konnte. Dieses hätte aber viele Vorteile, unter anderem erlaubt es flexiblere Arbeitszeiten für die Ärzte. Deshalb will sich das Ärztenetzwerk weiterhin für die Schaffung eines Gesundheitszentrums einsetzen.

Spital als wichtige Voraussetzung
Nach den Referaten gab es eine angeregte Diskussion, die von Christian Lüscher moderiert wurde. Mehrfach angesprochen wurde die Zurückhaltung junger Ärzte beim Investieren in eine Praxis. Jürg Schlup erklärte, dass diese Haltung auf realistischer Einschätzung beruhe. Denn die Tarife seien in den vergangenen Jahren gesenkt worden. Ferner sei es heute schwieriger, von der Bank ein Startkapital zu erhalten. Der Langnauer Arzt Markus Bieri wies darauf hin, dass mit dem Erhalt des Regionalspitals in Langnau eine wichtige Voraussetzung für die Gesundheitsversorgung geschaffen worden sei. Aber: die Probleme müssten nun rasch unter Einbezug der Öffentlichkeit angegangen werden.

Infos Ärztenetzwerk oberes Emmental: www.n-oe.ch

Schöner Regenbogen in Ramsei

Regenbigen in Ramsei

Es regnete immer wieder an diesem letzten Sonntag im Juni. Hin und wieder öffnete sich aber die Wolkendecke und liess ein paar Sonnenstrahlen auf die Erde scheinen. So auch am Abend, als die Sonne sich schon dem Westen zu neigte. Das milde Sonnenlicht spiegelte sich im Regen und stellte das Emmentaler Dorf unter einen schönen, doppelten Regenbogen.

Schwerer Hagelschlag über Rüderswil

Am 12. Juni wurde Rüderswil von einem heftigen Hagelwetter heimgesucht, Bäume und Pflanzen wurden dabei schwer in Mitleidenschaft gezogen. Im Ausserdorf mussten die Strassen von den Eismengen befreit werden.

Hagel-Ruederswil

Hagel in Rüderswil

Als von Zollbrück her schwarze Wolken heranzogen und erste, grosse Regentropfen auf den trockenen Boden fielen, ahnte noch niemand, dass in wenigen Minuten ein schwerer Hagelschlag über Rüderswil ziehen wird. So wie es ihn seit vielen Jahren im Emmentaler Dorf nicht mehr gegeben hat. Es geschah kurz vor acht Uhr: Während der dichter gewordene Regen rauschte, fanden sich plötzlich die ersten Hagelkörner im Niederschlag, schnell wurden sie zahlreicher und grösser. Und sie kamen überraschend, die Gärten waren nicht zugedeckt, nach dem Aufprall der ersten Hagelkörner hätte die Zeit dafür auch kaum noch gereicht.

Wie Steine in einem Blechkessel
In den nächsten brach aus den schwarzen Regenwolken ein Hagelwetter los, das fast 30 Minuten andauerte und das Dorf in eine Winterlandschaft verwandelte. Viele der Hagelkörner hatten die Grösse von Kirschen; mit hämmerndem und klopfendem Lärm trafen sie auf die Dächer und Strassen, klatschend und spritzend auf die nasse Erde. Es war, als ob man Steine in einem Blechkessel schüttelt, nur viel lauter! Mit der Wucht von Geschossen prallten viele Körner vom Boden ab und sprangen bis in den hinteren Teil der Laube. Derweil fiel der Hagel im Oberdorf so dicht, dass die Strassen und Plätze weiss waren, wie an einem Wintertag. Im Ausserdorf waren die Hagelberge an die 30 Zentimeter hoch, die Strasse mussten wie nach einem dichten und anhaltenden Schneefall freigeschaufelt werden. Es bot sich ein surreales Bild, als Dorfbewohner in kurzen Hosen und Sandalen die Eisberge von der Strasse schaufelten!

Dorf im winterlichen Gewand

Hagelkoerner-Ruederswil

Hagelkörner, gross wie Kirschen

Zurück ins Oberdorf: Dort verwandelte sich die Strasse in einen Bach, der an manchen Stellen in die Keller abzufliessen drohte. Auch hier wurden schnell die Schneeschaufeln hervorgeholt, um die heranfliessende Masse aus Eis, Wasser und Erde umzuleiten. Währenddessen dauerte der Hagelschlag an, erst nach 20 Minuten liess er etwas nach, um nach weiteren zehn Minuten in einen leichten Regen überzugehen. Er hinterliess das Dorf in einem winterlichen Gewand eingehüllt, das satte Grün der Felder und Wiesen wechselte sich ab mit Flächen aus Eis und «Pflotsch». Dann, als es zu regnen aufhörte, erwärmte der der Boden das Wasser, Dunst begann aufzusteigen. Nur zum Teil konnte er den Blick auf das verhüllen, was der Hagel zurück liess: Überall war der Boden übersät mit Fetzen von Baumblättern und Pflanzen. In den Kartoffelkulturen war von mancher Staude nur der Stumpf zu sehen, es roch wie bei der Ernte. An Sträuchern hingen die Reste der Blätter traurig herab. Kurz: der schwere Hagelschlag hat Gärten, Pflanzplätze und Fruchtfelder massiv geschädigt. Es bleibt ein kleiner Trost: der Sommer ist noch jung, was zerstört wurde, kann noch einmal heranwachsen.