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D Quelle vo der Liebi

Öppis zum Buech Ruth

Ds Buech Ruth erzellt üs d’Gschicht vo der Moabiterin Ruth und vom Israelit Boas. Wiu Ruth’s Ma im Land Moab gschtorbe isch und kei Sohn het, chunt ds Gsetz vo der Leviratsehe us em alte Israel zur Awändig. E Ma us der Verwandschaft mues d’Ruth hürate und so dür ne gmeinsame Nachkomme d’Erbschaft sichere. Land darf drum im alte Israel nid verchouft wärde, wius’s vo Gott gschänkt isch; es mues vo Generation zu Generation vererbt wärde.

U der Boas, dä isch mit em Vater vo Ruth’s Muetter verwandt, wenn o nume wyt usse. Ärt hüratet d’Ruth u wird so o zum Verwalter vom wärtvolle Erbland. Wär aber die schöni Gschicht im alte Teschtamänt list, merkt gli, dass Boas nid nume hüratet zum ds Gsetz erfülle, da isch no öppis angers im Schpil. Wenn mir läse, wie ihm d Ruth scho bim erschte Gseh uffalt und ihres Wohl im es Alige isch, wie o si sich ihm avertrout, de merke mir: da geits o um d’Liebi.

D Ruth isch in Israel e Usländerin gsi, zu dere Zyt isch het das aus Nachteil goute. Der Boas hätt sich chönne us der Affäre zieh, wiu no necherei Verwandti si da gsi. U o d‘Ruth hätt, wie’s im Buech säiber steit, e jüngere u richere Ma chönne ha. Aber Ruth u Boas het’s zunenang zoge. D‘ Liebi het se zämegfüehrt. So zeigt sich im Buech Ruth einisch meh, dass d’Liebe aui Gränze u aui vo Mönsche gsetzte Schranke überwindet. O a däm chöi mir gseh, wo d’Liebi härchunt. Si chunt vo Gott. O är kennt keini Gränze, für ihn isch aues müglich.

«Und du sollst ein Segen sein»

Schon zeigt der Kalender die letzten Tage des Augusts, der Spätsommer ist gekommen und die ersten Boten des Herbstes sind zu erkennen. Frisch und kühl war der Sonntag Morgen und am Riedberg waren beim ersten Tageslicht Morgennebel zu sehen, die geheimnisvoll über den grünen Wäldern und Matten schwebten. Aber noch ist der Sommer da und schon bald wärmte die Sonne mit Kraft die Fluren und Hänge, verschwunden war bald der Morgennebel, der einem hellen und warmen Sommertag wich. Ein warmer Sommertag, das verbinden wir mit vielen guten und heiteren Gedanken, nennen es gerne auch einen Segen, der uns geschenkt ist.


Blick auf das Dorf Rüderswil

Das Segnen oder selbst Segen sein war auch das Thema der Predigt von Pfarrer Lorenz Schilt. Was ist eigentlich ein Segen? Es ist ein Begriff, der in der Bibel immer wieder zu finden ist. Ein Segen ist stets etwas gutes. Segen bedeutet: Gutes empfangen, das Gute aber auch weitergeben. Lorenz Schilt gab in der Folge einige Beispiele: ein Frühlingsregen, der Pflanzen und Bäume wachsen lässt und Grundlage für eine gute Ernte ist. Segen ist da, wo Leben frei von Krankheit entstehen und gedeihen kann. Segnen heisst, das gute wollen – und es auch tun.
Im neuen Testament ist es Jesus Christus, der durch die Taufe am Jordan gesegnet wird, selbst aber viele Menschen auf seinem Weg segnet, indem er ihnen Hoffnung und Zuversicht schenkt und ihre Krankheiten heilt. Segen liegt in einem freundlichen, ehrlichen Gesicht und in jedem guten Gedanken. Nicht umsonst heisst es im aaronischen Segen: der Herr lasse sein Angesicht über dir leuchten.

Gott möchte, dass auch wir Menschen ein Segen sind. So sagt er zu Abraham: Ich will dich segnen und dir einen grossen Namen machen und du sollst ein Segen sein (1. Mose, 12,2). Wie Abraham empfängt auch Jakob Gottes Segen. Im Gegensatz zu Abraham muss Jakob aber um diesen Segen kämpfen – alleine und eine ganze Nacht lang. Dieses gleicht dem Ringen mit dem Schicksal, dem Aufrechtstehen gegen alle Anfechtungen und Widrigkeiten. Und am Ende überwindet Jakob die Dunkelheit und erlebt das Aufsteigen der Morgenröte. Jakob kämpft entschlossen bis zur Mörgenröte, die ihn als Sieger im Zweikampf sieht. Längst hat Jakob erkannt, dass sein Gegner ein überirdisches Wesen ist und fordert von ihm das Kostbarste, das er sich vorstellen kann: segne mich!

Als die Predigt ausleutete, machten sich die Gottesdienstbesucher im Licht eines schönen Sommertages auf den Heimweg. Ein Segen auf dem Heimweg also. Und was ist, wenn es schon Morgen wieder nass und kalt ist? Wir können das Wetter nicht beeinflussen, aber etwas anderes steht in unserer Macht: den empfangenen Segen in den Tagen die nun kommen, grosszügig und mit vollen Händen weitergeben: selbst ein Segen für andere sein.

Mail us Rüderswil

I der Nacht, no bevor ds erschte Liecht vom nöie Tag am Himmel z’gseh isch, no bevor ds erschte Vögeli sis Morgelied agstimmt het, lit e eigeti, fasch gheimnisvolli Stimmig über em Land. Ganz fischter isch es itz no und uf em Gras glänzt der Tou. Es schmöckt früsch u würzig nach Morge, nach e me nöie, junge Tag wo d’Ouge uftuet u wach wott wärde. U denn lüchtet höch a der Himmelsfeschti ds erschte Liecht, die erschti Heiteri. Die erschti Amsle singt ihres Lied dür d’Morgestilli, nume ganz hübscheli, verschteckt im Öpfelboum uf der Hoschtert. Aber denn stimme immer meh i zum nöie Morgelied und erfülle dä wunderschön Summertag mit ihrem hälle, vor Fröid strahlende Chor.

E prächtige Morge isch im Wärde und die erschte Sunnestrahle werme scho d’Ärde während e reine, blaue Summerhimmel Härz u Gmüet erfröit. Luegit doch, was für-n-e prächtige Tag üs hüt isch gschänkt worde! Scho früeh si d’Mönsche im Dorf uf de Bei. Die einte zieht’s de Bärge zue, uf d’Wanderig, die angere blibe deheim u gniesse d’Sunne im eigete Gärtli oder vor em Hus.

U wider angeri zieht’s i d’Chiuche. Dert singt hüt der Jodlerklub Schwande u der Pfarrer Johannes Weimann us Herzogebuchsi het es Thema gwählt, wo guet zu däm schöne Tag passt: Dankbarkeit (Psalm 103). Wie mängs git es doch, wo mir im Läbe drüber dörfe dankbar si? U wie mängisch vergässe mir eifach, danke z’säge. Derbi tuet Dankbarkeit o üs sälber so guet. Dankbarkeit isch wie e sichere, grade Wäg zur Zfrideheit. U so het der Pfarrer Weimann de Zuehörer e Rat mit uf e Wäg gäh: a Morge z’fride und am Abe dankbar si.

Und wenn es ihn doch gibt?

Gumbel, Nicky: Und wenn es ihn doch gibt?

In einem Fernsehinterview wirkt der britische Biologe und bekennende Atheist Richard Dawkins konzentriert und entschlossen: «Über Jahrhunderte wurden wir dazu erzogen, Religion mit Samthandschuhen anzufassen, sie mit Respekt zu behandeln. Damit ist jetzt Schluss!» Dawkins betrachtet Religionen als ein Übel, den Glaube an Gott schlicht als einen Wahn. Denn: Religion und Gottesglaube sind Überbleibsel aus archaischer Zeit, als unsere Altvorderen für Naturphänomene keine Erklärungen hatten. So waren es Mythen und religiöse Vorstellungen, die das Weltbild unserer Vorfahren bestimmten. In seinem Bestseller «Der Gotteswahn» schreibt Dawkins, dass es mit ziemlicher Sicherheit keinen Gott gibt. Warum? Weil die Naturwissenschaften heute Antworten auf zentrale Fragen der Welt und ihrer Entstehung liefern können. Und – im Gegensatz zur Religion – könne die Wissenschaft erhärtete Beweise für ihre Thesen vorweisen. Religion kann das nicht. Sie beruft sich auf alte Urkunden, Überlieferungen und auf Lehrautorität.

Richard Dawkins ist in mehrfacher Hinsicht der Vertreter eines neuen, selbstbewussten und offensiven Atheismus. Zum einen, weil er selbst ein berühmter und mehrfach ausgezeichneter Wissenschaftler ist. Seine Bücher sind wissenschaftlich fundiert und die Argumente gegen Religion und Glauben gut begründet. Zum anderen, weil er unumwunden bekennt, dass er mit seinem Buch Menschen zur Abkehr von Glauben an Gott bringen will. Denn Religion sei für viele Probleme in unserer Gesellschaft verantwortlich, so Dawkins. In einer Gemeinschaft ohne Religion gäbe es weniger Gewalt.

Dawkins ist damit zum Vorbild vieler Atheisten geworden. Sein Buch «Der Gotteswahn» war ein Jahr lang die Nr. 1 auf der US-amerikanischen Bestsellerliste. im Oktober 2007 erhielt Dawkins den nach Karl-Heinz benannten Deschner-Preis der Giordano Bruno Stiftung. Mit Sicherheit wirkte Dawkins Erfolg beflügelnd auf viele atheistische Gruppen, die mit medienwirksamen Aktionen in den vergangenen beiden Jahren auf sich aufmerksam machten. So gab es in mehreren europäischen Ländern eine Buskampagne, mit der für den Atheismus geworben wurde.

Dawkins Buch hat viele Gläubige verunsichert. Sie fragen sich zurecht, was an den Thesen von Dawkins dran ist: hat die Naturwissenschaft die Existenz Gottes tatsächlich widerlegt? Und ist Religion mehr schädlich als nützlich? Auch Nicky Gumbel, der den weltweit erfolgreichen Alpha Kurs koordiniert, hat sich mit dem Buch von Richard Dawkins intensiv auseinandergesetzt. Seine Erkenntnisse hat er in spannender und kompakter Form im Buch «Und wenn es ihn doch gibt» zusammengefasst. Gumbel konzentriert sich dabei auf drei zentrale Thesen der Atheisten und liefert dem Leser dazu wichtige Hintergrundinformationen und Argumente, die für die Existenz Gottes und den Glauben an ihn sprechen.

Hat die Naturwissenschaft die Existenz Gottes widerlegt? Nein, sagt Gumbel, denn die Wissenschaft hat längst nicht Antworten auf alle Fragen. So gibt es etwa Erklärungsmodelle für die Entstehung des Universums. Keine Antwort erhält der Fragende aber, wenn er wissen will, warum das Universum entstand. Nicht anders verhält es sich bei anderen zentralen Fragen unserer Existenz. Wird die Aufmerksamkeit dann noch einmal auf die Genesis des Universums gerichtet, zeigt sich, dass gerade hier ein gewichtiges Argument für Gott gegeben ist. Denn die Präzision, die erforderlich war, damit das Universum in dieser Form entstehen konnte, ist unvorstellbar hoch! Sie ist so hoch, dass atheistische Wissenschaftler dazu übergingen, die Existenz Gottes anzunehmen.

Ähnlich verhält es sich, wenn wir nach dem Leben im Allgemeinen und nach Menschen im Besonderen fragen. Die menschliche Existenz birgt Geheimnisse, für die Wissenschaftler interessanterweise wenig Interesse zeigen. Der menschliche Geist, sein Seelenleben, seine Gefühle, Liebe und Güte – das ist mehr als einfach nur ein chemischer Prozess im Gehirn. Auch hier ist die Annahme eines Schöpfers nicht nur möglich, sie empfiehlt sich geradezu.

Wie aber geht Nicky Gumbel mit dem Vorwurf um, der Glaube (an einen Gott) widerspreche der Vernunft? Der promovierte Jurist analysiert, wie Dawkins den Begriff «Glaube» definiert. Für Dawkins ist der Glaube ein Wahn, eine dauerhaft falsche Vorstellung, die trotz entgegengesetzter Belege aufrecht erhalten wird. Aber damit vermittelt Dawkins eine falsches Bild des Glaubens, so wie ein Christ ihn versteht und auch lebt. Für Gläubige stellt sich die Frage nach der Existenz Gottes gar nicht, ihnen genügen die Indizien, die auf einen lebendigen und aktiven Schöpfergott hinweisen. Dennoch nimmt Gumbel die Frage auf: gibt es einen Gott? Welches ist das Fundament, auf dem der Glaube fusst? Gumbel antwortet in der Weise eines Anwaltes: Es gibt keinen einzelnen Beweis, aber es gibt eine Reihe von Fakten, aus der sich die Beweislage ergibt. Ein ganzes Kapitel widmet Gumbel in der Folge der Frage nach der Existenz Gottes und der Gültigkeit des christlichen Glaubens. Es zeigt sich, dass Gläubige nicht die schlechteren Karten haben – eher im Gegenteil. Denn selbst die Schöpfung des Universums lässt sich mit dem 1. Buch Mose in Einklang bringen.

Richard Dawkins hält es für möglich, dass Jesus gar nie existiert hat. Gumbel erwidert, dass es eine Menge Beweise für die Existenz des Messias gibt und stellt diese vor: es gibt auch ausserhalb des neuen Testaments Belege dafür, dass der historische Jesus gelebt hat. Auch ohne die Bücher des neuen Bundes wüssten wir, dass er zur Zeit von Pontius Pilatus lebte, ein bedeutender Lehrer war, dass er Wunder vollbrachte, den Zorn der Obrigkeit erregte und zuletzt den Tod am Kreuz erlitt. Und im Gegensatz zu den Behauptungen des Atheisten Dawkins nahm Jesus Christus einen göttlichen Status für sich in Anspruch. Der gelernte Theologe Gumbel lieft dafür kurz und übersichtlich die biblischen Belege.

Der Glaube an Gott widerspricht somit nicht der Vernunft. Gerade die Vernunft fordert es ja, zu akzeptieren dass es Dinge gibt, die der Mensch mit Verstand und Vernunft nicht mehr erfassen kann. Der Vernunft gemäss ist es demnach, zu akzeptieren, dass an dieser Grenze, an der das Wissen aufhört, der Glaube beginnt.

Nicky Gumbel hat ein bemerkenswertes, spannendes und lehrreiches Buch geschrieben. Mit grossen Sachwissen, aber ohne jede Polemik analysiert und kommentiert er auf hohem Niveau die Thesen von Richard Dawkins. Das kompakte Werk kann in wenigen Tagen gelesen werden und wer wissen möchte, wie es um den Themenkreis Wissenschaft, Vernunft und Gottesglaube wirklich steht, zieht aus aus Gumbels Buch einen grossen Gewinn.

Was bleibt nach der Lektüre des Buches? Die Erkenntnis, dass einiges nicht so einfach ist, wie Dawkins es darstellt. Die Wissenschaft hat mitnichten die Existenz Gottes negiert, eher weist sie gerade auf seine Existenz hin. Und Religion ist nicht einfach nur etwas schlechtes. Vielen Menschen auf dieser Welt schenkt der Glaube Halt, Zufriedenheit und Freiheit.
Mit dieser Feststellung ist auch ein Punkt erreicht, an dem jeder Mensch eingeladen ist, aktiv nach Gott zu fragen und eine persönliche Entscheidung zu treffen. Nicky Gumbel selbst bekennt, dass er früher Atheist war. Dann aber sei er Jesus Christus begegnet und habe entdeckt, was es bedeutet, eine Beziehung mit ihm einzugehen: Gott ist kein böses Ungeheuer, er zeigt jedem Menschen, der nach ihm fragt, seine Liebe und schenkt ihm die Gabe, Menschen mehr zu lieben. Nicky Gumbel wünscht sich, dass auch andere Menschen die gleiche Liebe in ihrem Leben erfahren.

Ostervigil in der Kirche Rüderswil

«In der Dunkelheit unserer Nacht, entzünde das Feuer,
das nie mehr erlischt, das niemals mehr erlischt» Frére Roger

Mit Gedanken zur Auferstehung und mit Lesungen, umrahmt von Orgelmusik und Momenten der Stille. So wurde am Ostersamstag Abend in einer besinnlichen und würdevollen Feier die neue Osterkerze entzündet.

Gestaltet wurde die Ostervigil von Patricia und Lorenz Schilt, zusammen mit Erika und Benjamin Stocker-Zaugg. Barbara Friedli begleitete die Vigil auf der Orgel. Um eine spezielle Atmosphäre der Zusammengehörigkeit zu schaffen, bildeten die rund 20 Besucherinnen und Besucher vor dem Kirchenchor einen Halbkreis.

In der Einleitung blendete Beni Stocker zurück zu einem Ereignis, das mit Ostern in enger Verbindung steht: die Begegnung der beiden Emmausjünger mit dem auferstandenen Jesus. Durch diese Begegnung erleben die beiden Weggefährten den wunderbaren Übergang von Tod und Resignation, hinüber zur Auferstehung und zum ewigen Licht des Lebens. In der Vigil wurden die beiden wichtigen Elemente der Emmauserzählung in Gedanken nachempfunden: Dunkelheit und Trauer werden abgelöst von der Zuversicht auf die Auferstehung und das ewige Leben in der Liebe Gottes.

«Wofür steht der Ostersamstag?», fragte dann Patricia Schilt und gab in ihrer Betrachtung eine passende Antwort: es ist der Tag der Stille und des Loslassens. Denn nur indem wir loslassen, schaffen wir Raum und Weite, worin neues entstehen kann. Die meditativen Gedanken und die stillen Momente der Andacht wurden von Barbara Friedli sehr eindrücklich mit Orgelklängen bereichert und unterstützt. Die Organistin bewies mit ihrem Spiel, dass diesem mächtigen Instrument mit musikalischem Talent auch sehr feinsinnige und intime Klänge entlockt werden können.

«In der Dunkelheit unserer Nacht, entzünde das Feuer, das nie mehr erlischt». Mit diesen Worten von Frére Roger leitete Erika Stocker-Zaugg ein auf das feierliche Entzünden der neuen Osterkerze und auf ein Kerzenritual, bei dem alle zum Mitmachen eingeladen waren. Während Pfarrer Lorenz Schilt die Osterkerze anzündete, erhielten alle Besucher der Vigil eine eigene, farbige Kerze. Als Sinnbild für das Aufleuchten des Osterlichts gab nun jeder Teilnehmer das Licht seiner Kerze an seine Nachbarn weiter, solange bis alle Kerzen entzündet waren und mit ihrem Licht den ganzen Kirchenchor erhellten. Alle behielten die Kerze nun an ihrem Platz, währenddem in Form von kurzen Betrachtungen ein Bekenntnis an das Leben gelesen wurde: ich glaube an das Leben, weil die Saat aufgeht und die Wüsten blühen werden.

Lichterritual bei der Ostervigil

Als Abschluss des Rituals wurden alle Kerzen in einen mit Sand gefüllten Topf gesteckt. Damit entstand ein warmes, eindrückliches Bild aus Licht und Farben. Noch einmal war dann das Orgelspiel von Barbara Friedli zu hören, gefolgt von einer Schlussbotschaft von Lorenz Schilt: gehen wir mit der Gewissheit, dass uns die Auferstehung selbst betrifft. Ich lasse Dich, Gott, in mein Leben herein kommen. Am Ende der Vigil durften alle Besucher ihre Kerze als Erinnerung an die Vigil mit nach Hause nehmen. Gewiss wurde die eine oder andere am kommenden Ostersonntag auf einem festlich gedeckten Tisch noch einmal angezündet. Als Symbol der Freude und Hoffnung auf das Osterlicht.

«Generationen gemeinsam unterwegs»

Begleitet von virtuosen Orgelklängen und Liedern reichten sich in der Kirche Rüderswil die Generationen die Hand. Und banden sich aus den Wünschen und Gedanken zum Thema einen bunten Blumenstrauss als Symbol für ein gelingendes und harmonisches Miteinander.

Weit über das winterliche und frisch verschneite Dorf hinaus waren am Sonntag Morgen die Glocken der Dorfkirche Rüderswil zu hören. Sie luden ein zum Kirchensonntag, der an die Berner Reformation von 1528 erinnert. Der Gottesdienst wird an diesem Sonntag nicht wie gewohnt vom Pfarrer, sondern von Laien vorbereitet und gestaltet. So wurde der Kirchensonntag auch in Rüderswil von einem Team aus Freiwilligen geleitet. Und während das Licht eines hellen, klaren Wintertages durch die hohen Kirchenfenster leuchtete, erlebten die Besucher einen abwechslungsreichen und farbenfrohen Gottesdienst, bei dem viel zum Theme «Generationen» zu hören und zu lernen war. Und der auch musikalisch viele Höhepunkte bot.

Musikalisch begleitet wurde die Feier vom bekannten Organisten Jürg Neuenschwander aus Burgdorf. Er ist in Rüderswil ein gern gesehener Gast, hat er doch schon im vergangenen Jahr die Besucher am Kirchensonntag mit seinem virtuosen Spiel begeistert und verzaubert. Entsprechend waren die Erwartungen der Zuhörer hoch. Und sie wurden von Jürg Neuenschwander nicht enttäuscht, der die Kirche mit Orgelklängen höchster Virtuosität und Brillanz erfüllte. Dabei erwies sich der Burgdorfer Künstler auch als Meister der sanften und gefühlvollen Klänge. Dies bewies er mit seinen bekannten Bearbeitungen von Jodelliedern aus der Feder von Adolf Stähli.
Wie jedes Jahr wurde das Thema des Gottesdienstes vom Synodalrat vorgegeben und lautete diesmal: «Generationen gemeinsam unterwegs». Kirchgemeinderatspräsidentin Ruth Blaser begrüsste die Besucher entsprechend diesem Thema mit einer einleitenden Betrachtung, die einstimmte auf die folgenden Vorträge und zum Nachdenken anregte. So frug Ruth Blaser, an welche Generation wir wohl als erstes denken – und gab die Antwort gleich selbst: oft an die eigene. Denn mit der eigenen Generation verbinden wir so manches. Unser Lebensalter, aber auch die Zeit in der wir leben schon gelebt haben. Das kann trennend wirken, deshalb soll unser Denken und Tun auch wie Brücken zu anderen Generationen sein.

«D Gmeind isch wie ne Bluemestruss»

«Worauf richten wir unser Augenmerk beim Generationenthema?» fragte anschliessend die KUW-Lehrerin Elisabeth Müller, die mit ihren Kindern ein erfrischendes und mit Gesang begleitetes Programm vorbereitet hat. Aus dieser grossen Auswahl der möglichen Antworten entschieden sich die Kinder für das, was verbindet und aufbaut. Und es bereitete ihnen sichtlich Freude, die dazu gewählten Antworten in vier Blöcken vorzutragen und in Form eines grossen, aus Holztafeln gefertigten Puzzles zusammenzusetzen. Die Antworten der Kinder waren geprägt von viel Herzlichkeit. Sie waren warmherzig, farbig und überraschend. Genau so wie der bunte Blumenstrauss, der beim Zusammensetzen des Puzzle immer deutlicher erkennbar wurde.

Auf die Kinder folgt das Lebensalter der Erwachsenen. Ihnen gab Erika Stocker an diesem Morgen eine Stimme. Die Erwachsenen sind wie ein Sinnbild für die Gegenwart, sinnierte die Kirchenrätin. Und: sie stehen zwischen den Älteren und den Kindern, gerade so wie die Gegenwart der Mittelpunkt zwischen Vergangenheit und Zukunft ist. Lernen wir doch von beiden, empfahl Erika Stocker. Lassen wir uns bereichern von der Lebensfreude und Tatkraft der Jugend. Und nehmen wir die Älteren mit ihrer Weisheit und Lebenserfahrung als Vorbild an.
«Das Alter ist mehr Sein und Betrachten als Tun und Schaffen.» Mit dieser schönen Erkenntnis schlossen Vreni Moser und Kathrin Kilchenmann den Reigen der Vorträge und setzten die letzten Steine des von den Kindern begonnenen Puzzles. Die Generation der Grossmütter und Grossväter erlebten eine Zeit, als vieles anders war, nicht nur aber auch in der Technik. Autos fuhren nur vereinzelt auf der Strasse. Und ein Telefon, das gab’s nur auf der Post oder beim Arzt. Ältere Menschen müssen sich in einer Welt zurechtfinden, die sich verändert hat. Es ist wichtig, dass sie mit ihren Sorgen ernst genommen werden und an den Jüngeren eine Stütze haben. Wenn es auch Unterschiede zwischen den Generationen gibt, so haben wir es mit Gottes Hilfe in der Hand, aufeinander zuzugehen und zu verbinden, was trennt. Denn – und damit schloss Kathrin Kilchenmann die eindrückliche und würdevolle Feier ab – für ein gelingendes und glückliches Miteinander braucht es alle.

Anschliessend an den Gottesdienst waren alle zu einem Apéro in der Kirche eingeladen. Dies bot eine willkommene Gelegenheit, um über das vielfältige Thema zu diskutieren und um Kontakte zu pflegen. So klang die kontrastreiche und gelungene Feier in gemütlichem Beisammensein aus. Und sie lieferte in Form von Musik und vielen schönen und aufbauenden Gedanken reichen Proviant für eine neue Woche – und darüber hinaus.

«Macht hoch die Tür»

«Der Mond ist aufgegangen, die goldnen Sternlein prangen am Himmel hell und klar». Mit dem von Johann Abraham Peter Schulz vertonten Abendlied von Matthias Claudius klang die erste Adventsbesinnung in der Kirche Rüderswil aus. Und tatsächlich: auf dem Heimweg durch die Winternacht waren durch die teils dichten Wolken am Himmel da und dort die Sterne zu sehen. Und ein silberner Schimmer hinter dem Wolkenband liess ahnen, wo der Mond auf seiner Bahn steht. Rund 30 Kirchgänger trafen sich am Sonntag um 20 Uhr in der weihnachtlich geschmückte Kirche, um sich auf die bevorstehende Aventszeit einzustimmen.

Mit dem Psalmwort «Macht hoch die Tür, die Tore macht weit» eröffnete Pfarrer Stephan Bieri aus Lützelflüh die Adventsbesinnung und leitete mit dem Psalmwort über zur Bedeutung des Wortes «Advent». Advent heisst: Ankunft, es ist ist die Zeit in der wir auf die Ankunft von Jesus Christus, des Messias, warten.

Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, wie selten wir heute auf Fragen eine klare Antwort erhalten? Ein deutliches Ja oder Nein? Hören wir nicht viel öfter ein eher unverbindliches «Vielleicht», ein «Ja, aber» oder ein «Möglicherweise»? Mit dieser Frage kam Pfarrer Bieri zum Thema seiner Predigt. Im Kern der Predigt stand eine Zusage, die der Apostel Paulus der jungen Gemeinde in Korinth gemacht hat (2. Kor. 1,18-22): «Gott aber ist treu, dass unser Wort an Euch nicht Ja und Nein gewesen ist». Paulus passt damit nicht in unseren Zeitgeist, was er verkündet, hat ein klares Profil, ist eine deutliche Hinwendung zu Vertrauen auf Gott.

Nun gibt drei Formen des Vertrauens, die Stephan Bieri in der Folge genauer vorstellte. Einmal das Vertrauen in unsere Mitmenschen, das schon in den frühen Lebensjahren getrübt werden kann. Ferner das Vertrauen in uns selbst – unser Selbstvertrauen. Auch dieses können andere Menschen stärken – aber auch schwächen. Wie aber steht es mit dem Vertrauen auf Gott? Rückschläge und Enttäuschungen im Leben können an unserem Gottvertrauen rütteln, so dass wir Gott fern von uns glauben.

Auch Paulus erlitt in der griechischen Metropole Enttäuschungen, war mit Anfeindung und Misstrauen konfrontiert, wie so oft in seinem Leben als Missionar. Wie aber ging der tief gläubige Mann aus Tarsos damit um? Er bewahrte stets ein unerschütterliches Gottesvertrauen. Er wusste, dass Gott in seiner Liebe bedingungslos zu uns steht. Und genau diese Überzeugung fasste er in Worte, wenn er den Korinthern schrieb: «Denn Jesus Christus, der Sohn Gottes, den Silvanus, Timotheus und ich bei euch verkündet haben, war nicht Ja und Nein zugleich. In ihm ist das reine Ja Wirklichkeit geworden. Mit ihm sagt Gott Ja zu allen seinen Zusagen.»

Ist dieses bedingungslose JA nicht auch die Adventsbotschaft?

Wiehnachte in Rüderswil

Itz isch si da, d’Adväntszyt. D Zyt vo der Fröid. Vo der Fröid dass gli Wiehnachte isch, dass ds erschte Liechtli brönnt, druf no eis, u de mängs, eis nach em angere. Es Liecht lüchtet im Feischtere, häll u voller Hoffnig. Es lüchtet u nimmt üs bi der Hang: chum mit mir mit, der Heiteri zue. Chum mit u lue, da isch e kei Dunkelheit meh, es Liechtli brönnt u strahlet i der Nacht. Chum mit, gli isch ds Fescht vom Heiland sire Geburt. Vom Heiland, wo üs Liecht u Hoffnig brunge het.

O bi üs im Dorf brönne itz d’Adväntsliechter. Zerscht het es nume eis bi der Chäsi gha. Aber denn si es meh u meh worde. Bim Schuelhus, im Usserdorf, bir Chiuche u bim Chrämerhus. Adväntsliechter lüchte u glänze im Dorf als Bild für dä häll Stärn, wo vor 2000 Jahr über der Chrippe z’Betlehem glüchtet het. Aber lüchtet är de no hüt, der Stärn vo Betlehem? Am Himmel, nei, da isch är nümme z’gseh. Aber töif i üse inne, wenn am Himmel vo üsne erschte Chindheitserinnerige der Wiehnachtsstärn ufgeit u strahlet, de isch d’Adväntszyt da.

D’Advänts- u Wiehnachtszyt isch d Zyt vo der stille Fröid u Hoffnig. U grad so wie mir se hüt erläbe, hei die Zyt vor Ichehr u Bsinnig so viu Mönsche vor üs erläbt Dür all die vile Jahrhundert. Si hei se erläbt u hei brichtet, was si ir Adväntszyt alles erfahre und entdeckt hei. U wär weis, villecht ghöre mir grad so e Bricht im Adväntsbeizli im Schuelhus. Offe het das am 4., 11. und 18. Chrischtmonet vom Abe am Sibni bis am Zäni (19.00-22.00h). Im Adväntsbeizli wärde drum näbe angere Darbietige am zwöite Abe o Gschichte erzellt.

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Chrippefigure ir Chiuche

Aber villecht heit Dir lieber ganz e stille Momänt, e Momänt zum ganz i Gedanke i der innere Fröid z’läbe uf das, was vor üs lit. Ir Chiuche Rüderswil git es jede Donschti (Donnerstag) am Abe am Achti e Adväntsmeditation «Stille im Advent». U wenn mir scho bi der Chiuche si: Am 24. Dezämber am Abe (22.30h) fiire mir mitenang d Chrischtnacht. Z’vil söll no nid verrate wärde. Nume sövu: D Fiir wird begleitet vo Flöte- u Gitarremusig, mitgstalte wärde der Abe o Ching us Rüderswil und am Ändi vo der Fiir wei mir mitenang vor der Chiuche es Lied singe.

Wüsst Dir, was es Adväntsfäischter isch? Das si die schön gschmückte Fäischter, wo im Chrischtmonet überall im Dorf z’gseh si. Für jede Tag eis, präzis so wie i de Adväntskaländer für d’Ching. Gross u chli si iglade, die mit viu Liebi und Zyt gschmückte u belüchtete Adväntsfäischter azluege und zum Verwyle. Meh über dä schön Bruch erfahret Dir uf der Adväntsfäischter-Homepage.

D. Martin Luther

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Fausel, Heinrich: D. Martin Luther

Es ist kaum vorstellbar, welche Anspannung an diesem Spätwinterabend im Reichstag zu Worms geherrscht haben muss. In den ersten Abendstunden des 18. April 1521 ist in dem grossen, mit Kerzenlicht erhellten Auditorium des Bischofshofes kaum mehr Platz, es herrscht ein dichtes Gedränge. Der Hofstaat um Kaiser Karl V., zahlreiche Landesfürsten, sowie Würdenträger der heiligen römisch-katholischen Kirche haben sich versammelt um den aufsässigen Augustinermönch aus Wittenberg zu hören. Wird dieser widerborstige Prediger seine ketzerischen, gegen Papst und Kirche gerichteten Behauptungen endlich widerrufen?

Martin Luther, der sonst entschlossen und selbstsicher auftretende Gelehrte, auf den alle Augen gerichtet sind, wirkt verunsichert. Denn in der kaiserlichen «Zitation» nach Worms war nur von einer Befragung zu Luthers Schriften die Rede. Kein Wort aber von einem Widerruf. Luther zögert. Und es wundern sich nicht nur seine Anhänger, als er sich mit leiser, verängstigter Stimme für die Antwort einen Tag Bedenkzeit erbittet. Ist sich der streitbare Mönch seiner Sache nun plötzlich nicht mehr sicher? Geht die Rechnung der Gesandtschaft aus Rom auf, den Unruhestifer mit einer geballten Machtdemonstration zur Räson ztu bringen?
Keineswegs. Denn am folgenden Abend, den 19. April 1521, tritt Luther mit der Entschlossenheit auf, die seine Freunde bewundern, seine Feinde fürchten. Als er die Erlaubnis zum Sprechen bekommt, teilt Luther seine Schriften in drei Gruppen ein: erstlich erbauliche Texte über den christlichen Glauben, ferner Schriften gegen den Papst und seine Irrlehren. Und endlich Texte gegen einzelne Personen, die die römische Tyrannei stützen. Dann bietet Luther an, auf der Stelle zu widerrufen, wenn ihn jemand durch das Evangelium oder durch die Propheten des Irrtums überführen kann: «Ich will auf das allerwilligste bereit sein, so ich dessen überwiesen werde, alle Irrtümer zu widerrufen und der allererste sein, meine Bücher in das Feuer zu werfen;»

Mit dieser Antwort sind die Richter indes nicht zufrieden und so fordert der kaiserliche Sprecher Luther auf eindeutig und unumwunden zu sagen, ob er widerruft oder nicht!

Der Druck, der auf dem Reformator gelegen haben muss, ist kaum vorstellbar. Martin Luther war an einem Punkt angekommen, an dem er den wichtigsten Entscheid seines Lebens zu treffen hatte. Wenn er nicht widerruft, ist sein Leben in grösster Gefahr. Und eine Abspaltung von der katholischen Kirche wäre unvermeidbar. Gerade das wollte Luther ürsprünglich gar nicht. Alle versammelten Aristokraten und Kirchenfürsten warteten angespannt, teilweise mit finsterer Miene auf die Antwort des Mönchs. Wird Luther, in die Ecke gedrängt, endlich widerrufen oder bleibt er standhaft?

Luther widerruft nicht! Er hält kühn an seiner Forderung fest, man möge ihn durch Schriftzeugnisse des Irrtums überführen. Ansonsten sei er an das Evangelium gebunden, könne und wolle nicht widerrufen.

«Dass ich aber Baccalaureus und Magister wurde, dann das braune Barett ablegte, andern überliess und Mönch wurde,… und dass ich dann trotzdem dem Papst in die Haare geriet und er mir wieder, das ich eine entlaufene Nonne zum Weibe nahm, – wer hat das in den Sternen gelesen?»
(Klappentext)

Das Verhör am Wormser Reichstag ist nicht nur in der Geschichte eine Zäsur von allergrösster Bedeutung für die weitere Entwicklung Europas. Auch in vielen Luther-Biographien bildet das Ereignis in Worms die Mittelachse, um die das Leben und Wirken des grossen Reformators erzählt wird. Einem der zahlreichen Werke über Martin Luther kommt indes ein besonderer Platz zu: es ist das Werk des Kirchenhistorikers Heinrich Fausel. In seiner Biographie werden die historischen Momente in Worms vor den Augen des Lesers besonders lebendig, weil Fausel den Reformator selbst zu Wort kommen lässt. Luther soll nicht in künstlichen Bildern dargestellt werden, sondern selbst zu Wort kommen. Wir können uns erst dann ein lebendiges, authentisches Bild von ihm machen, wenn wir seine Stimme hören. In seiner vortrefflichen Biographie hat Fausel eine grosse Zahl an Tischreden, Briefen und anderen Texten Luthers gesichtet, kommentiert und durch eigene Beiträge zu einem einheitlichen Geschichtswerk verbunden. So sind zu den Ereignissen rund um Worms Auszüge aus Briefen von Martin Luther wiedergegeben. Diese vermitteln eindrücklich und und bildhaft die Momente, in denen Luther auf einem Wagen in der von Menschen überfüllten Reichsstadt einzieht und sich auf die Begegnung mit dem Monarchen vorbereitet. Wie er dann durch dichtes Gedränge durch einen Hintereingang in den Saal geführt wurd, um dort vor dem jungen Kaiser des deutschen Reiches zu stehen.

Fausels umfangreiches, zweiteiliges Werk ist in dieser Ausgabe erstmals in einem Band erhältlich. Der erste Teil schildert Luthers Leben bis zum Reichstag in Worms. Im Brennpunkt des zweiten Bandes stehen die weitere Entwicklung des reformatorischen Werkes, der Bauernkrieg und die Entstehung der reformierten Kirche.

Kirchenbezirksfest in Rüderswil

Im Mittelpunkt des 130. oberemmentalischen Bezirksfest in Rüderswil stand das Referat von Andreas Marti. Der spannende Vortrag wurde umrahmt von Jodelliedern, Alphornklängen, sowie von einem Kinderchor.

Festlich geschmückt mit herbstlich verzierten Buchsbäumen, Blumensträussen und Luftballons erwartete die Kirche Rüderswil die Gäste zum 130. Bezirksfest. Und die Besucher kamen zahlreich und warteten um 10 Uhr gespannt auf das Eingangsspiel des bekannten Organisten und Theologen Andreas Marti. Und dieser enttäuschte die Erwartungen in keiner Weise. Mit einem virtuosen und temporeichen Meisterstück gab Andreas Marti zu Beginn der Feier eine Kostprobe seines Könnens und begeisterte die zahlreich erschienen Zuhörer aus dem Emmental

Nachdem die letzten Töne des Orgelspiels verklungen waren, begrüsste Ruth Blaser die Gemeinde. In ihrer Grussbotschaft wies die Präsidentin des Rüderswiler Kirchgemeinderates auf die kaum zu überschätzende Bedeutung der Musik hin: Musik stiftet Gemeinschaft, sie tut uns wohl, bis auf den Grund der Seele und vermag das auszudrücken, was wir nicht in Worte zu fassen vermögen. Musik ist die Sprache, die alle Menschen verstehen und durch sie vereint werden. Eloquent und mit Witz stellte anschliessend Marianne Zaugg die Gemeinde Rüderswil vor. Nach einem Streifzug durch die Geschichte des Dorfes stellte Marianne Zaugg auch die umliegenden, zum Dorf gehörenden Orte und Weiler vor. Rüderswil hat vieles zu bieten, betonte Marianne Zaugg: schöne alte Häuser, eine malerische Landschaft, die für das Emmental typischer nicht sein könnte und ein Dorfkern, der zu den best erhaltenen der Schweiz gehört.

Frisch und mit viel Ereignisfreude stellten sich die Kinder der fünften KUW-Klasse vor dem Kirchenchor auf. Unter der Leitung von Roland Langenegger bekamen die Zuhörer zwei Lieder des Kinderchores zu hören. Mit ihrem hellen Stimmen und der ungezwungenen Art machten die Kinder allen eine Freude und bekamen für ihre Darbietung einen herzlichen Applaus.

«Im Spannungsfeld zwischen Kirchen- und Volksmusik». So lautete das Motto dieses Bezirksfestes. Dementsprechend spielte Musik im Gottesdienst eine zentrale Rolle. Auch die Ansprache von Andreas Marti konzentrierte sich auf die Beziehung dieser beiden Musikstile. In der Einleitung seines spannenden und fachtechnisch fundierten Vortrages kam Andreas Marti gleich auf den Begriff «Volksmusik» zu sprechen: Volksmusik müsse differenziert betrachtet werden, stellte Marti fest. Denn die Schweiz kenne ganz unterschiedliche Sparten, die je nach Region eine eigene Prägung haben können. Für eine lebendige Kirche ist es ein Gewinn, wenn dieses reiche, volksmusikalische Schaffen im Gottesdienst seinen Platz findet. Zugleich wies aber Marti auf mahnend ein Pauluswort hin: nicht alles, was möglich ist, ist auch zuträglich (1. Kor. 6,12). Es muss darauf geachtet werden, dass einzelne Musiksparten nicht zuviel Gewicht erhalten. Ein ausgewogenes Miteinander der verschiedenen musikalischen Stile muss angestrebt werden.

Kirche Rüderswil

Kirche Rüderswil

In seinem Referat wies Marti ferner auf die Ähnlichkeiten zwischen dem Schweizer Jodellied und dem Kirchenlied hin. Es sind in beiden Fällen Melodieformen aus vergangenen Jahrhunderten, die leicht erlernt und mitgesungen werden können. Damit gab der Redner zugleich das Stichwort, denn im zweiten Teil des Gottesdienstes machte sich die Jodlergruppe «Bärgbuure Ranflüh» bereit. Die aus rund 12 Sängerinnen und Sängern bestehende Formation verfügt über einen sehr ausgewogenen, hellen und kräftigen Chorklang. Der schöne und reine Vortrag der Jodlerinnen und Jodler aus «Raufli» erfüllte die Kirche und hinterliess beim Publikum einen nachhaltigen Eindruck.
Neben dem Jodlerklub war auch eine Alphorn Kleinformation zu hören. Lorenz Schilt, selbst Pfarrer in Rüderswil, sowie Fred Bauer und Benjamin Stocker demonstrierten mit ihren Vorträgen, dass das Alphorn nicht nur traditionelle, sondern auch moderne Musikstile kennt. Neben zwei tradtionellen Alphornweisen boten die Bläser drei Teile aus einer Alphornmesse von Hans-Jürg Sommer. Das spezielle daran: Die Melodien der Messe wurden von Andreas Marti kunstvoll auf der Orgel begleitet.

Nach der Feier lud die Kirchmeinde zum Apero und zum Mittagessen ein. Während und nach dem Essen erfreuten die Bärgbuure Ranflüh die Gemeinde noch einmal mit vielen schönen und gekonnt vorgetragenen Jodelliedern. Während dem geselligen Beisammensein und den Klängen des Jodlerchores kamen sicher da und dort die Worte der Präsidentin noch einmal in Erinnerung: Musik verbindet.
So blicken die Organisatoren auf eine eindrucksvolle und rundum gelungene Feier zurück.