Zeit und Glück

Als ich in der vergangenen Woche beruflich in Bern zu tun hatte, nutzte ich die Gelegenheit und flanierte eine knappe Stunde zwischen den Lauben, vom Bahnhof hinab zum Marktplatz. Ich liess das geschäftige Treiben der Stadt auf mich wirken und genoss den milden, sonnigen Herbsttag. Beim Markt angekommen überquerte ich die Strasse und gelangte zum Bundeshausplatz, auf dem sich auch der Sitz der Nationalbank befindet. Reichtum, Geld und Gold, Kapital und Macht durch grosse finanzielle Mittel, das waren die Gedanken, die mir als erstes durch den Kopf gingen, als ich des alten Gebäudes ansichtig wurde, gebaut mit dem für Bern typischen, grünlichen Sandstein.

Reichtum, das heisst doch nichts anderes als von einem bestimmten Gute viel zu besitzen. Oder auch von verschiedenen, miteinander in Verbindung stehenden Gütern viel zu besitzen. Und dieses müssen nicht unbedingt materielle Güter sein. Wer viel Geld hat ist reich. Aber wer über ein grosses Wissen verfügt, ist auch reich, reich an einem Gute, das nicht materiell ist. Welche Reichtümer gibt es in unserer Welt? Sind etwa ein grosses Vertrauen oder ein genügsames Leben auch Reichtum. Epikur, der griechische Philosoph aus Samos soll ja gesagt haben, dass ein Mensch, der frei von Schmerzen ist und weder an Durst noch an Hunger leidet, reich ist, ja sich an Glückseligkeit mit den Göttern messen könne. Und dann gibt es ein Gut, das allen Menschen gegeben ist und das kostbar ist, weil wir nur über ein begrenztes Mass davon verfügen: Die Zeit. Zeit ist kostbarer als eine grosse Menge Gold oder das Aktienpaket einer erfolgreichen Firma. Güter aller Art können wir während unsers Lebens immer wieder neu erwerben. Von unserer Lebenszeit lässt sich dies nicht sagen. Wir wissen nicht einmal, wie viel Zeit uns gegeben ist.

Wieder sehe ich die Nationalbank vor mir. Gewiss gibt es in dem Gebäude einen Keller mit Tresoren, massiven Geldschränken, in denen ein Teil des Bankenkapitals sicher aufgehoben ist. Wer Geld hat, gibt darauf acht, dass es ihm nicht gestohlen wird, nicht auf anderen Wegen abhanden kommt. Um ein Vermögen sicher zu verwahren, scheuen wir Menschen keinen Aufwand. Diebe werden nicht nur durch dicke Mauern und Stahl, sondern auch durch bewaffnetes Wachtpersonal und raffinierte Überwachungssysteme auf Distanz gehalten. Die Botschaft ist unmissverständlich. Hier kommst du nicht rein!

Wie ganz anders gehen wir da mit der Zeit um. Wir nutzen sie oft so, als stünde sie uns unbegrenzt zur Verfügung. Bereits Seneca, der römische Philosoph, beklagte sich über dieses Phänomen: Wir haben nicht zu wenig Zeit, wir vergeuden zuviel, soll er einmal gesagt haben. Carpe diem, nutze den Tag. In dieser einfachen Regel liegt gemäss Aristoteles auch der Schlüssel zu einem glücklichen Leben verborgen: Das Ziel des Menschen besteht darin, sich in all seinen Fähigkeiten und Talenten entfalten zu können.

Da ich gerne und oft in der Bibel lese, suchte ich auch dort nach Stellen, welche die Zeit zum Thema haben. Jesus sagt uns deutlich, wie wir unsere Zeit nutzen sollen: Dadurch, dass wir unser Leben auf Erden als Vorbereitung für die Ewigkeit nutzen sollen. Und wie tun wir das? Auch hier ist die Botschaft von Jesus unmissverständlich. Ja er beendete seine Reden oft mit dem fast wie eine Warnung klingenden Ausspruch: «Wer Ohren hat soll gut zuhören». «Nutzt Eure Zeit, damit ihr nicht verloren geht». Wie oft geraten wir in Versuchung, wichtige Dinge hinauszuschieben, gerade für Angelegenheiten von geringer Bedeutung. Aber was kann denn wichtiger sein als unser Seelenheil?

Jesus warnt uns vor dieser Haltung mit dem Gleichnis von den Brautjungfern, Matthäus 25. In diesem Gleichnis geht es um die Vollendung der neuen Welt Gottes, die geschieht, wenn Jesus am Ende der Zeit wiederkommen wird. Es gilt, für dieses Ereignis bereit zu sein, gerade auch deshalb, weil niemand den genauen Zeitpunkt wissen oder berechnen kann.

«Sakrileg»

Die Geschichte, die in diesem Romanthriller erzählt wird, ist faszinierend, sie erzählt von nichts weniger als vom grössten Geheimnis der Menschheit. Dies jedenfalls gibt sie vor. Der Leser taucht ein in eine Welt voller Mysterien, die zurückreichen bis in die Zeit Jesu. Er begegnet auf seiner Odyssee grossen Persönlichkeiten wie Leonardo da Vinci, Sir Isaac Newton und Victor Hugo. Er macht Bekanntschaft mit den grössten Werken der Kunst und besichtigt bedeutende historische Orte in Frankreich und England.

Sakrileg - Cover der Taschenbuchausgabe

Dan Brown: Sakrileg

Die Spannung beginnt bereits auf der ersten Seite: Ein amerikanischer Symbolologe wird mitten in der Nacht geweckt und findet sich wenig später in einen Mord verwickelt. Das Opfer ist Jacques Saunière, der Chefkurator des Pariser Louvre. Was nun Dawn Brown vor den Augen des Lesers entfaltet, ist eine unglaubliche, ja atemberaubende Geschichte: Jesus von Nazareth war mit Maria von Magdalena verheiratet, aus der Ehe ging eine Tochter hervor, deren Nachkommen bis zum heutigen Tag leben. Um die Familie vor den Nachstellungen der katholischen Kirche zu schützen wurde ein Orden Prieuré de Sion gegründet, der ebenfalls noch heute existiert und auch die Dokumente verborgen hält, die beweisen, dass unser heutiges Bild vom Christentum eine von der Kirche arrangierte Fälschung ist.

Und es wird noch spannender: Die Prieuré de Sion hat nicht nur den Auftrag, die Dokumente zu schützen, sondern auch, sie zu veröffentlichen, wenn die Zeit gekommen ist. Beauftragt von einem geheimnsvollen Lehrer begeht ein Mönch mehrere Morde um an die Dokumente zu gelangen, scheitert aber zuletzt. Sein Lehrer entpuppt sich als ein angesehener englischer Adliger und Gralsforscher, der im letzten Teil des Romans ebenfalls vor Mord nicht zurückschreckt, um an das Geheimnis zu gelangen. Im Mittelpunkt dieser Geschehnisse stehen der zu Beginn erwähnte Symbolologe Robert Langdon und die Enkelin von Jacques Saunière, Sophie Neveu. Ihnen vermacht Saunière den Schlüssel, der sie am Ende zu den Gralsdokumenten führen wird. Vorher haben sie zahlreiche Abenteuer zu bestehen und raffinierte Rätsel zu lösen.

Was ist dran an der Geschichte? Nichts! Nahezu alle von Brown erzählten geschichtlichen Ereignisse und Textzeugen sind aus der Luft gegriffen. Dass es der Verfasser versteht, tatsächliche Begebenheiten, historische Schriften und Kunstwerke mit Dichtung und Fiktion geschickt zu verweben, ändert daran nichts. Ein Beispiel: Brown erzählt, dass in Qumran Dokumente aus der frühen Christenzeit entdeckt worden seien, welche die Ehe von Jesus mit Maria Magdalena beweisen. Nun sind in Qumran bedeutende Funde gemacht worden, aber keine, die direkt mit dem Christentum in Zusammenhang stehen. Der spektakulärste Fund ist eine sieben Meter lange Schriftrolle, die das vollständige Buch des Propheten Jesaia enthält.

Nichtsdestotrotz lohnt es sich, dieses Buch zu lesen. Es ist ein fesselnder Thriller voller Spannung. Ich hatte erst Ruhe, als ich ich ihn ausgelesen hatte. Die Lektüre soll als Einladung verstanden werden, Fragen zu stellen: Welches sind die tatsächlichen historischen Ereignisse und wo beginnt die Fiktion? Der Roman kann als Ansporn dienen, sich mit der Geschichte des Christentums auseinanderzusetzen, die nicht weniger spannend ist, als Browns Thriller. Und der Roman kann als Ansporn dienen, ein Buch zu lesen, dessen Lektüre immer einen Gewinn verspricht: Die Bibel.

Pro Helvetia und die Volkskultur

Sehr geehrte Frau Rieder

Vor einigen Tagen erfuhr ich in den Medien, dass Pro Helvetia das Programm «echos» zur Förderung der Schweizer Volkskunst initiiert hat. Im ersten Moment hat mich das gefreut, denn dass ausgerechnet Pro Helvetia Interesse für unser traditionelles Kulturgut zeigt, ist eine Überraschung. Bisher waren bei den elitären, staatlichen Kulturförderern Tradition und Brauchtum ja mehr ein Reizthema als etwas, das Unterstützung verdient. Und Ihre Organisation fiel in den vergangenen Jahren eher durch die Unterstützung – bitte gestatten Sie mir den Begriff – fragwürdiger «Kulturprojekte» auf. Pro Helvetia sorgte für Negativschlagzeilen und ist der Gegenstand kontroverser Diskussionen in den eidgenössischen Räten.

Pro Helvetia hat 2004 in Paris eine Ausstellung von Thomas Hirschhorn mitfinanziert, die kein gutes Licht auf die Schweiz warf: Mit einem gekippten Schweizerkreuz vor einem blutüberströmten Abu Ghraib Häftling warb der «Künstler» für seine Ausstellung. Und es kommt noch schlimmer: 1997 hat Pro Helvetia mit CHF 200.000.– ein Projekt unterstützt, bei dem im Ausland selbstanklägerische Filme gezeigt wurden, darunter «Nazigold und Judengeld». Ein Film, der völlig einseitig und unter Auslassung der historischen Fakten die Schweiz verurteilte und nicht nur in den USA einen Imageschaden der Schweiz zur Folge hatte, der bis heute nachhallt.

Und nun will Pro Helvetia ein Schweizer Volkskunst-Projekt lancieren. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, ich will gerne daran glauben, dass etwas gutes dabei herauskommt und ich habe das Informationsangebot auf Ihrer Homepage sorgfältig durchgelesen. Was mir dabei besonders auffällt: Ihr Projekt ist ehrgeizig, wenn nicht sogar etwas unbescheiden. Denn Sie wollen nicht unsere bestehende Volkskunst thematisieren. Nein, Sie wollen eine neue Volkskunst skizzieren und zwar für ein ganzes Jahrhundert: «Pro Helvetia öffnet mit dem Themenprogramm „echos“ ein Forum für die Volkskultur des 21. Jahrhunderts». Würde ein so ehrgeiziges Projekt von einer der Volkskunst nahestehenden Organisation gestiftet, dann würde ich gerne daran glauben und auch mitmachen. Aber Pro Helvetia?

Wo war Pro Helvetia, als die Volkstümlichen bei der Expo.02 de facto ausgeladen wurden? Wo war Pro Helvetia, als das Zentrum für Volkskultur in Burgdorf geschlossen wurde? Wo waren Sie, als die «Füfi Musig» auf die Musigwälle verbannt wurde, die auch heute noch nicht in der ganzen Schweiz empfangen werden kann? Wo waren Sie, als in der Stadt Biel eine Kulturkommission unter Ausschluss der Volkskunst gegründet wurde? Wo war Pro Helvetia, als im Schweizer Fernsehen das volkstümliche Angebot massiv gekürzt wurde? Und wo war Ihre Stiftung, als in zahllosen Zeitungsberichten abwertend über die Volkskunst berichtet wurde*?

Für mich stellt sich die Frage: Warum muss es gleich eine «neue Volkskunst» sein? Wäre es nicht besser, die jetzige Volkskunst zu fördern und dafür einzustehen, dass sie bei den Medien und der Politik etwas mehr Wertschätzung und Anerkennung bekommt? Sie selbst schreiben in Ihrer Einleitung ja, dass die Schweiz ein gespaltenes Verhältnis zu seiner kulturellen Tradition hat. Bei Schönwetterveranstaltungen der Politik sind Fahnenschwinger, Jodler und Alphornbläser gerne gesehen. Weisen die Volkstümlichen aber auf ihre Anliegen und Sorgen hin, dann finden sie bei deselben Magistraten und bei den Medien wenig Gehör. Und es sind einige Schwierigkeiten, mit denen sich die Volkstümlichen heutzutage auseinandersetzen müssen, das Problem mit dem fehlenden Nachwuchs ist zwar eines der wichtigsten, aber bei weitem nicht das einzige. Es beginnt bereits in der Schule, wo alles rund um den Themenkreis «Heimat», «Tradition» und «Brauchtum» von Teilen der Lehrerschaft als reaktionär und verstaubt eingestuft wird. Wie wäre es, wenn Pro Helvetia hier etwas Gegensteuer geben würde?

Es findet seine Fortsetzung bei den Mainstream-Medien, die oft abwertend oder gar nicht, mit Sicherheit aber mit wenig Sachkenntnis über volkstümliche Anlässe berichten. Das liest sich dann oft gerade so, wie wenn jemand am Morgen am Kiosk ein Päckli Kaugummi bestellt: fade und langweilig. Ohne jede Begeisterung, ohne Enthusiasmus oder Hingabe an die Sache. Man kann solche Berichte in der Zeitung lesen, man kann es aber auch mit demselben Recht bleiben lassen, es spielt keine Rolle.

Ich will abschliessend noch einmal betonen, dass mich das Engagement von Pro Helvetia freut. Sicher werden Sie aber in Anbetracht meiner Bedenken verstehen, dass ich Ihr Programm mit einer grossen Portion Skepsis verfolgen werde, verbunden aber auch mit der Bereitschaft, meine Meinung über Pro Helvetia zu ändern.

Freundlich grüsst Sie
Benjamin Stocker

* Siehe Mittelland Zeitung, eine Woche vor dem eidgen. Jodlerfest Aarau 2005: als Medienverantwortlicher verfasste die Zeitung einen Bericht, in dem die Jodler als Ewiggestrige, dem „Landi Geist“ anhängende Traditionalisten vorgestellt wurden. Dazu gab’s ein trauriges Foto, das mindestens 30 Jahre alt war. Der Bericht warb zwar für das kurz bevorstehende grosse Jodlerfest; aber nicht dazu, es zu besuchen.

Keine Klassik-CD’s in Solothurn

Vor einigen Jahren gab es in der Stadt Solothurn mitten im Zentrum eine grosse Filiale eines bekannten Schweizer Musikhauses. Neben Musikinstrumenten und CD’s aller Stilrichtungen bot die Niederlassung auch eine sehr schön eingerichtete Klassikabteilung mit einem umfangreichen Angebot. Wer Fragen hatte oder ein bestimmtes Werk suchte, konnte sich vom kompetenten Personal beraten lassen oder sich in aller Ruhe auf einem bequemen Sessel ein paar Hörproben zu Gemüte führen. Wie gesagt, so war es vor ein paar Jahren, denn die Filiale wurde aus Rationalisierungsgründen geschlossen.

Leider gelang es nicht, die entstandene Lücke zu schliessen, wenigstens nicht in bezug auf das Angebot klassischer Musik: Wer in Solothurn eine Klassik-CD erwerben will, wird eine herbe Enttäuschung erleben. Ich war vor wenigen Tage in Solothurn und wollte mir eine CD mit einem populären klassischen Werk kaufen, das sollte ja kein Problem sein, schliesslich gibt es in der Stadt mindestens drei Geschäfte mit einenCD-Angebot.

Bei Ex-Libris gibt es aber nur ein kleines Regal mit Klassik, es finden kaum 50 CD’s darauf Platz, entsprechend ist das Angebot äusserst mager und die von mir gesuchte CD war auch nicht dabei. Früher war das Klassik-Angebot in der Ex-Libris Filiale umfangreicher. Aus Zeitgründen fragte ich aber nicht nach den Gründen für die Verkleinerung und machte mich hoffnungsvoll auf den Weg Richtung Aare-Quai, zu Tribe. Tribe entschloss sich damals, in die Lücke zu springen und ein aussagekräftiges Klassik-Angebot aufzubauen. Gemäss Homepage wird ein Angebot mit 2000 CD’s gepflegt.

Davon war im Laden aber nicht viel zu sehen. Das Angebot wirkte auf mich sehr lückenhaft und fragmentarisch, wichtige Werke fehlten völlig oder waren nur in Form einer Komplettausgabe zu haben. Auch die von mir gesuchte Symphonie war nicht im Regal und so verliess ich das Geschäft wiederum ohne etwas gekauft zu haben. Schade. Die Tribe-Mitarbeiter waren aber sehr hilfsbereit, halfen bei der Suche und boten mir auch an, die gewünschte CD zu bestellen.

Zum Schluss führte mich mein Weg zu Manor. Dort gibt es eine grosszügige Abteilung mit CD’s und DVD’s – aber ohne Klassik. Diesmal ging ich zur Kasse und erkundigte mich. Antwort: «Lohnt sich nicht, da für uns der Einkauf zu teuer ist. Gehen sich nach Bern zu Krompholz.» Ich soll nach Bern fahren, um eine CD zu kaufen? Nein, dann doch lieber im Internet bestellen.

Nebel im Wasseramt

Nun hat er und also wieder, der Herbstnebel. Hier im äusseren Wasseramt kann er in den späten Herbstmonaten so dicht werden, dass das Gebäude auf der gegenüberliegenden Strasseseite nur noch schemenhaft zu erkennen ist. Und im November vermag die Sonne die immer dichter werdende Nebeldecke kaum mehr aufzulösen. Es ist die graue Jahreszeit, in der die Sonne oft während Wochen nicht zu sehen ist. Ein Erlebnis ist in diesen Tagen ein Ausflug auf die Juraberge. Auf dem Weissenstein kommt der sonnenhungrige auf seine Kosten und blickt über ein weites, weisses Nebelmeer.

Telefonieren mit Asterisk (I)

Asterisk Logo«…Was soll ich machen? Eine virtuelle PBX? Was um alles in der Welt ist das!?» Ich gebe es freimütig zu, ich hatte den Begriff «PBX» wirklich nie zuvor gehört. Dass hängt damit zusammen, dass ich bisher mit Telefonie so gut wie nichts zu tun hatte und mich für Telefone bis vor einigen Wochen auch kaum interessierte. Telefone waren für mich eher etwas langweiliges.

Also, PBX ist die Abkürzung für «Private Branch Exchange» und kann am einfachsten mit «Telefonanlage» übersetzt werden. Klingt ganz einfach, oder? Ist es aber nicht! Denn damit begeben wir uns in ein Fachgebiet, das eine unstillbare Neigung zur Unübersichtlichkeit und Komplexität hat. Das hängt damit zusammen, dass vieles neu und die Dokumentation dementsprechend spärlich ist.

Durch die zunehmende Rechenleistung und erhöhte Bandbreite in den weltumspannenden Netzen haben sich in den vergangenen Jahren verschiedene Technologien entwickelt, die das Telefonieren auf IP-Basis ermöglichen. Als Trägermedium dient also nicht mehr ein herkömmliche Telefonleitung sondern ein Computernetzwerk. Digitale Telefonzentralen ermöglichen es, eine firmen- oder hausinterne Telefonanlage aufzubauen, die weniger als herkömmliche Zentralen kostet, dafür aber in bezug auf Funktionsumfang und Flexibilität einiges mehr bietet.

Wer sich mit digitaler Telefonie beschäftigt, wird rasch mit einer Unmenge an Fachbegriffen konfrontiert: VoIP, SIP, IAX, DTMF, H232, OpenSER, Voicemail, etc. etc. Um mir ein Bild der der Sache machen zu können, habe ich mich zuerst durch die Online-Dokus der verschiedenen Websites durchgelesen, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Etwas frustriert stellte ich dann fest, dass es nicht ganz simpel ist, sich einen Überblick zu verschaffen und etwas Ordnung in das umfangreiche Angebot zu bringen. Ein guter Einstiegspunkt ist nach meiner bisherigen Erfahrung voip-info.org. Die Wiki-Seite ist zwar stellenweise ziemlich chaotisch, aber sie enthält einen Bereich für Einsteiger, der die verschiedenen Möglichkeiten, Techniken und Produkte vorstellt.

Asterisk, der Alleskönner

Eher früher als spät taucht der Begriff «Asterisk» auf, eine von Digium entwickelte Software-Telefonanlage, von der eine kommerzielle, aber auch eine freie, GPL-lizensierte Version gibt. Asterisk läuft auf den verschiedensten UNIX-Varianten, benötigt – je nach Verwendungszweck – keine zusätzliche Telefoniehardware und stellt durch einen modularen Aufbau eine Myriade an Funktionen zur Verfügung. Dabei ist das System in bezug auf die Ressourcen dennoch genügsam, ein kleines System mit bis zu 10 SIP-Telefonen läuft auf einem Server mit einer 700Mhz Intel-CPU mit 256 MB RAM problemlos.

Aber was genau ist Asterisk? Die Software als Telefonanlage zu bezeichnen ist zwar nicht falsch, aber eine glatte Untertreibung, denn Asterisk kann wesentlich mehr! Ausserdem muss Asterisk entsprechend konfiguriert und mit einem an die Bedürfnisse angepassten Wählplan ergänzt werden, damit es als Telefonanlage verwendet werden kann. Es ist treffender, Asterisk als Baukasten zu bezeichnen, der die Bausteine liefert mit denen verschiedensten Aufgaben gelöst werden können.

Der Wählplan

Das Herzstück des Asterisk Server ist der Wählplan (Dialplan), mit dem festgelegt wird, wer wen anrufen darf und welche Telefone klingeln, wenn eine bestimmte Nummer gewählt wird. Im Wählplan wird ferner festgelegt, wie das System reagiert, wenn ein Teilnehmer nicht abnimmt, besetzt ist oder selbst eine Umleitung definiert hat. Und endlich legt der Wählplan fest, welche externen Anschlüsse von welchen Teilnehmern benutzt werden dürfen und wie diese externen Anschlüsse basierend auf der gewählten Nummer selektiert werden. Und dies sind nur einige Standardfunktionen des Wählplans, er kann noch einiges mehr. Und das erfreuliche an der Sache: Die verschiedenen Kommandos des Wählplanes sind sehr gut dokumentiert und es gibt im Internet viele praxisnahe Beispiele.

Der Wählplan kann mit der Makrosprache einer Office-Anwendung verglichen werden. Dort gibt es Kommandos, die Anwendungsfunktionen wie «sortieren», «exportieren» oder «formatieren». Auch die Kommandos des Asterisk Wählplanes operieren auf einem entsprechend hohen Level. Eines der wichtigsten Kommandos ist «Dial». Dial() erwartet als Argument nebst verschiedenen Optionen eine Telefonnummer die in der Folge angerufen wird. Nimmt der Besitzer des angerufenen Telefones ab, kommt eine Verbindung zustande und Dial() bleibt solange aktiv, bis einer der Teilnehmer den Hörer auflegt oder die Verbindung anderweitig unterbrochen wird. Anschliessend wird das nächste Kommando im Wählplan ausgeführt, in einfacheren Beispielen ist dies meist «Hangup».

Anständige Makrosprachen ermöglichen auch Konstrollstrukturen, also das Verzweigen innerhalb des Makros, sobald gewisse Bedingungen erfüllt sind. Beim Wählplan ist dies nicht anders. Beispielsweise kann entsprechend reagiert werden, wenn eine externe Leitung vorübergehend nicht verfügbar ist oder wenn ein Teilnehmer seinen Appart auf «DND» (Do not disturb) gestellt hat. Im Wählplan können ausserdem externe ähnlich der CGI-Spezifikation Scripts aufgerufen werden, eine Gruppe von Anweisungen lässt sich in einem Makro zusammenfassen und beliebige Werte können für eine spätere Verwendung in einer Datenbank gespeichert werden.

Beispiele

Um das ganze zu veranschaulichen folgen nun einige praxisbezogene Beispiele, was mit Asterisk ohne grossen Aufwand realisiert werden kann:

snom360.jpg

Kann auch Wetterdaten und Fussballergebnisse anzeigen: snom 360

Aufwerten des privaten Telefonanschlusses durch Voicemail, Ansagetext und Anrufumleitung. Die Einstellungen können je nach Tageszeit ändern, so dass in der Nacht garantiert Ruhe herrscht. Einzelne Nummern oder auch ganze Nummernbereiche können gesperrt werden und eine Auswertung gibt Auskunft über alle ein- und ausgehenden Anrufe.

Teilen eines privaten Telefonanschlusses durch das Anschliessen mehrerer Telefone an einen Asterisk Server. Damit können intern kostenlos Gespräche geführt werden und wer eine externe Nummer wählt, wird automatisch weiterverbunden. Selbstverständlich können wiederum alle Funktionen aus dem ersten Beispiel genutzt werden.

Flexible und preiswerte KMU Telefonzentrale. Mit einem Asterisk Server wird das interne Firmennetz für die Telefongespräche genutzt. Alle angestellten erhalten eine Nummer für die interne Kommunikation. Wer externe Anrufe entgegennehmen können muss, bekommt zusätzlich eine externe Nummer, die global erreichbar ist. Für die verschiedenen Abteilungen der Firma können Gruppennummern definiert werden. Wer häufig im Aussendienst arbeitet, kann Gespräche per Knopfdruck auf ein Mobiltelefon umleiten oder ad hoc einen Ansagetext hinterlassen. Ausserhalb der Bürozeiten erhalten Anrufer eine entsprechende Meldung und können ihr Anliegen dem Voicemail-Dienst anvertrauen. Es können Konferenzgespräche geführt und direkte Verbindungen mit Partnerfirmen erstellt werden. Mit entsprechender Ausstattung sind auch Videokonferenzen möglich.

– Fortsetzung folgt –

Ds Liecht vom Aabestärn

AbendsternHesch ne o gseh, wo bim vernachte gäg em Himel zue gluegt hesch? Häll u schön lüchtet dert dr Aabestärn, wenn d’Finsternis wott cho. E guete Stärn steit am Himmel, wott üs Liecht u Wermi bringe, wenn die Tage chürzer u chelter wärde. Der Abestärn funklet am Himmel u gli überchunt är Gesllschaft, am Himmelszält lüchtet z’Stärnemeer und der Mond ströit Silber i all die Pracht.

E guete Stärn glitzeret am Himmel, i ha ne gseh hüt z’nacht. U ha bi mir sälber dänkt, chönt i doch o grad e Stärn si. Wenn i sälber e Stärn wär, de chönt o i dert a der wite Himmelsfeschti stah, ame Ort wo-n-es nume Fride u Stilli git. U chönt nid nume stuune ob däm grosse Wunder, chönt sälber es Liechtli si.

Alphornprobe auf der Schonegg

Schon werden die Tage wieder kürzer, der Herbst steht vor der Tür und die ersten Nebelschwaden am Morgen künden das baldige Ende des Sommers an. Doch noch ist es bis in die frühen Abendstunden hell und wir nutzen die Tage um noch einige Proben im Freien absolvieren zu können. Heute waren wir ausnahmsweise nicht auf der Steiweid sondern auf der Schonegg beim Hof der Familie Bürki. Auf einer Anhöhe über dem schönen Bauerngut genossen wir die weite Aussicht und die heimelige Abendstimmung auf der Schonegg, einer Emmentaler Landschaft, wie man sie sich schöner kaum vorstellen kann. Dann spielten wir auf der «Guschtiweid» einige Alphornweisen, die weithin zu hören waren und an den umliegenden Hügeln verhallten.

Schonegg

Anschliessend waren wir beim der Fam. Bürki zu einem «Kafi» eingeladen, dazu gab es ein feines Stück Fleisch und Brot. Für die Gastfreundschaft und die grosszügige Bewirtung bedanken wir und herzlich.

Natürlich verliessen wir den Ort nicht, ohne noch ein kurzes Ständeli zu spielen. Dann – es dämmerte bereits – führte uns unser Weg wieder bergab nach Sumiswald.