Gesprochene Worte sind wie Vögel am Himmel.
Niemand weiss, wohin sie fliegen.
Und niemand kann sie zurück holen.
Archiv des Autors: Benjamin Stocker
Es Gschänk
Die Erzählerin: «Die Gschicht won i möcht erzelle, het sich im Märze vor vilne Jahr zuetreit, won i sälber no Ching bi gsy. Mir hei denn die erschte warme Tage im no junge Jahr erläbt, si dankbar gsy u hei zrügg däicht a die chalte un verschneite Wintertage, wo itz ändlich si verbi gsy. Am März hei mir denn no Früehligsmonet gseit u so isch es mir o vorcho. Mir hei de Eltere ghulfe wärche u am Namittag hets gheisse, z’Abe näh! D Mueter isch mit em Chorb cho, drus isch Brot, Chäs u chüehle Moscht, de sogar no es Stück feine Späck vürecho! I ha hurti es Stück Brot gässe u bi de e Momänt a Waldrand. Dert wo vor de erschte Böim Strücher u Büsch sy gwachse het es mir bsunders guet gfalle.
So hani alles um mi ume vergässe u bi e Momänt i Wald ine. I mire Fantasie han i mir immer vorgstellt, dass d Böim läbig sy u sogar chöi rede, mi mues nume ganz guet häre lose und der richtig Sinn derzue ha. Speter het mit der Lehrer gseit, dass das stimmt, Böim sige Läbewäse. Aber wo mir uf ds rede sy cho, het är e Momänt überleit u denn der Chopf gschüttlet. Es längi ja, wenn d Mönsche der ganz Tag tüe rede, het är no gseit u derzue glächlet.
Item. I ha witer dra gloubt u ha de Böim zue glost. Denn, wenn der Wind i de Escht gruuschet het, wenn d Sunnestrahle am Morge uf e Waldbode gschine hei u denn, wenn d Vögeli im Loub luschtig gsunge u gliedet hei. So bin i es Stück düre Wald, ha gsinnet u bi denn vor ere grosse Fichte blibe stah, sie het e mächtige, breite Stamm gha, e grosse Wurzlestock u isch so höch gsy, dass der Düller chum meh z’gseh isch gsy. U denn han i entdeckt, dass zwüsche de Wurzle e Grabe isch. villicht het dert einisch es Tier ghuuset. I ha i das Ärdloch abe gluegt u denn öppis wisses entdeckt, wo häll gschimmeret het im Bode.
Won i genauer ha häregluegt, han i entdeckt, dass dert no es Stückli Schnee isch gläge! Wahrhaftig! Derbi isch der letscht Schnee doch scho vor Wuche ir Sunne furt gschmulze. I ha d Hang i Schnee ine ghebt u gspürt, wien är weich u no ganz chalt isch gsy. I der Töifi vo däm Wurzlestock het halt nie e Sunnestrahl häre gschine, so dass es o am Tag isch chüehl blibe. U denn han i der Schnee ganz i d Hang gno u ha ne bis i d Fingerspitze gspürt, es isch es wunderbars Gfüehl gsy: Ds Erwache vom Früehlig, d Sunne, wo gschine het und es Stück Schnee i der Hang. Es isch mir vorcho wie es grosses Gschänk.
U denn han i e Stimm ghört, öpper het grüeft, dass d Pouse fertig isch. So han i dä Schnee ganz süferli wider i Bode a sis Plätzli gleit u bi glücklich zrügg zu de angere».
Rüderswil sagt Ja zum Bürgerbus!

Nun ist es definitiv: Der Rüderswiler Bürgerbus darf weiterfahren. Die Stimmberechtigten bewilligten die Einführung ab dem 1. August und die damit verbundenen wiederkehrenden Ausgaben von 180.000 Franken. Das Verdikt war mit 499 zu 236 Stimmen deutlich. Zur Volksbefragung kam es, weil ein Einwohner gegen den Entscheid zugunsten des Bürgerbusses an der Einwohnergemeindeversammlung Beschwerde einlegte. Der Gemeinderat entschloss sich darauf, die Stimmberechtigten an der Urne entscheiden zu lassen.
Es kam in der Folge zu einem Tauziehen zwischen dem Gemeinderat einerseits und einem Bürgerkomitee Rüderswil/Zollbrück andererseits. Das Komitee verteilte Flyer in alle Haushalte und warb für die Einführung eines Schulbusses anstelle des Bürgerbusses. Der Gemeinderat nahm darauf Stellung und verteidigte das Bürgerbus-Projekt. Die Volksbefragung wurde zudem in den Medien thematisiert.
Das Dorf Rüderswil, das bisher nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht werden konnte, hat mit dem Bürgerbus Anschluss an Zollbrück und Lützelflüh. Von dort aus gibt es Bus- und Zugverbindungen in die umliegenden Orte und zu den nächsten grösseren Bahnhöfen. Der Bürgerbus wird zugleich als Schulbus genutzt. Weitere Informationen sind auf der Homepage der Gemeinde Rüderswil zu finden.
Reito und Ruodheri
Vor kurzem erschien auf diesem Blog ein Beitrag über ein Referat von Jonas Glanzmann. Er berichtete über die geschichtliche Entwicklung des Emmentals, über steinzeitliche Funde und über Burgen, die schon im siebten Jahrhundert entstanden sind. Natürlich darf man sich dabei nicht hochmittelalterliche, steinerne Bauwerke mit Zinnen, Türmen und wehenden Bannern vorstellen. Vielmehr haben wir es hier mir Erdburgen zu tun, auf denen hölzerne Wohnhäuser und Wirtschaftsgebäude standen. In
Rüderswil gibt es mindestens vier Burgstellen: Im Toggelbrunnen, auf dem südlich vom Dorfkern gelegenen Zwingherrenhoger und in Schwanden, wo die Überreste einer Erdburg westlich des Dorfkerns zu finden sind. Hinzu kommmt die im Jahr 2016 von Jonas Glanzmann entdeckte «Burg Knubel» im Feld unterhalb des Dorfes. Gemäss dem Geschichtsforscher dürfte sie bereits im siebten oder achten Jahrhundert entstanden sein, im Zuge der alamannischen Besiedlung also.

Diese Entdeckung wirft ein neues Licht auf die Geschichte des Terassendorfes Rüderswil, die Oberemmentaler Gemeinde könnte älter sein als bisher angenommen. Und der Knubel wirft erneut die Frage auf, wann das Emmental besiedelt wurde. Auf der Homepage der Gemeinde Langnau ist eine Seite zur Geschichte der Region zu finden. Dieser zufolge gab es im Emmental keine voralamannische Siedlungsaktivitäten. Und ferner: «Bodenfunde aus früheren Epochen stammen wahrscheinlich von nomadisierenden Jägern». Wann aber genau kamen die Alamannen ins Emmental?
Eine Antwort auf diese Frage gibt – nebst zahlreichen anderen Quellen – ein hübsches Geschichtsbuch aus dem Jahr 1968. Es richtet sich an jugendliche Leser, was natürlich nicht heisst, dass auch Erwachsene es lesen dürfen! Verfasst hat das rund 230 Seiten starke Buch Arnold Jaggi, der Titel ist etwas lang geraten: «Helvetier, Römer, Alamannen und der Sieg des Christentums in unserem Lande». Das gebundene Werk ist mit 76 schönen Federzeichnungen von Mark Adrian illustriert. Wie es der Titel schon andeutet, handelt das Buch von der keltischen Bevölkerung in der Schweiz, von der (freundlich ausgedrückt) römischen Einflussnahme und von den Alamannen, einer vorwiegend im südlichen Deutschland ansässigen Volksgruppe, die in die Schweiz einwanderte. Im Buch sind Illustrationen zu finden, die einen guten Eindruck davon vermitteln, wie eine alamannische Siedlung im siebten Jahrhundert ausgesehen haben könnte.
Seien wir ehrlich: Beliebt waren die Alamannen in der Schweiz des dritten Jahrhunderts nicht! Denn sie zogen von Norden her kommend plündernd und brandschatzend durch Schweizer Städte und Dörfer! Nur mit Mühe konnten römische Truppen die aufmüpfigen Alamannenhorden wieder über die Alpen und dann über den Rhein zurück drängen! So herrschte relative Ruhe im Gebiet der heutigen Schweiz, da die Römer starke Grenzfestungen errichteten und die Aggressoren damit fernhielten – vorerst jedenfalls! Unruhig wurde es spätestens im frühen fünften Jahrhundert wieder, schuld daran waren diesmal die Westgoten, die nach Oberitalien eindrangen. Der erst 17 Jahre alte weströmische Kaiser Flavius Honorius benötigte dringend Truppen, um diesen Vormarsch zu stoppen. Also zog er Soldaten von der Grenzfestung im Norden Helvetiens ab. Und lud damit die Alamannen ein, in die Schweiz einzuwandern, was diese auch rasch und in grosser Zahl taten! Warum dieser Landhunger? Ganz einfach, auch die Alamannen wurden von germanischen Stämmen aus dem Norden bedrängt und das Schweizer Mittelland versprach ebenes und fruchtbares Land. Den Drang nach Süden in ein besseres Klima verspürten auch die Helvetier Jahrhunderte zuvor, als sie ihr angestammtes Wohngebiet in den Alpen verliessen und nach Süden zogen. Jeremias Gotthelf berichtet von so einem Zug im seiner Geschichte «Der Druide».
Hatte keinen leichten Stand: Kaiser Honorius (Quelle: Wikipedia)
Arnold Jaggi berichtet bildhaft und spannend, was nach der Grenzöffnung geschah: «Sie wanderten nicht in Gruppen oder Haufen, wie es sich gerade traf, sondern die Verwandten zogen miteinander. Je sieben, acht oder zehn bis zwölf verwandte Familien bildeten eine Sippe.» Die ansässigen Helvetier und Römer mussten zusehen, wo sie bleiben, denn gemäss Arnold Jaggi waren die Alamannen nicht zimperlich: Sie vertrieben die Einheimischen oder versklavten sie; Dörfer und Höfe wurden wurden mit gut vorbereiteten Angriffen besetzt und niedergebrannt, das Land okkupiert. Und nun bauten die Alamannen ihre eigenen Dörfer, idealerweise dort, wo genügend Wasser zu finden war. Der Sippenführer rammte einfach als Zeichen der Besitznahme am gewählten Ort seinen Speer in den Boden. Eine frühmittelalterliche Grundbuchanpassung auf alamannisch! Das Buch vermittelt an dieser Stelle auch sehr schöne Schilderungen weiterer Bräuche unserer Altvorderen. So befand sich im grossen Wohnhaus bei der mittleren Firststütze ein Ehrenplatz, auf dem der Familienvater oder ein Gast thronte. Apropos Wohnhaus. Die Häuser waren mit weiten, bis fast zum Boden reichenden Walmdächern aus Stroh abgedeckt. Die Ähnlichkeit mit dem typischen Emmentaler Bauernhof ist unverkennbar! Das Buch enthält bei der Schilderung des alamannischen Dorflebens auch eine hübsche Anekdote. Sie erzählt vom Sippenältesten Reito, der sich mit einem Einheimischen anfreudete, dieser lehrte ihn vieles über die römische-helvetische Landwirtschaft.

Es folgt nun ein wichtiger Abschnitt, der den Kreis zum Beginn und zu den alamannischen Burgen im Emmental schliesst. Auf Seite 148 des Buchss steht, dass die Zahl der Alamannen in der Schweiz immer mehr zunahm. Es entstand etwas, das wir heute «Dichtestress» nennen würden. Also wanderten viele Familien und Dorfgemeinschaften in die Alpentäler ein und machten diese urbar. Dabei dürften sie auch in das hügelige und damals in weiten Teilen bewaldete Emmental vorgedrungen sein. Das Schachengebiet mieden sie vorerst, da dieses sumpfig war und immer wieder von der Emme überschwemmt wurde. Aber die Terassen boten ideale Verhältnisse zum Errichten eines Dorfes. Wie es im Gebiet von Rüderswil weiterging, wissen wir: Ruodheri, ein alamannischer Sippenführer, kam mit seiner Gemeinschaft auf die sonnige Terasse bei Rüderswil. Er sah sich eine Weile um, dann nickte er zustimmend mit dem Kopf und nahm den Speer zur Hand…
Wann geschah dies? Gemäss der Rüderswiler Chronik in der Zeit zwischen 850 und 900. Es ist aber gut möglich, dass die alten Rüderswiler schon etwas früher auftauchten! Der Fund von Jonas Glanzmann jedenfalls spricht dafür.
Zum weiterlesen:
Weltwoche: Die Helvetier
Heinz J. Moll: Erdwerke in der Region Bern / Band 2
Emmensteine
Das Emmental als Burgenland
«Geschichte hat mich schon immer interessiert», erklärte Jonas Glanzmann bei einem Vortrag in der Rüderswiler Pfrundscheune. Er nahm eine Einladung der Kirchgemeinde an und blickte bei seinem rund 90 Minuten dauernden Referat tief in die Vergangenheit des Emmentals. Begonnen habe sein Interesse für Geschichte schon in der Jugend, als er in Bachläufen Gold wusch. Seine Aufmerksamkeit habe dann aber nicht nur das begehrte Edelmetall geweckt, sondern auch verschiedene alte Gegenstände, die er im Bachbett entdeckte. «Da hat es mich gepackt» gestand der Geschichtsforscher.
Burgstelle entdeckt
Das Dorf Rüderswil ist Jonas Glanzmann in guter Erinnerung, denn vor zwei Jahren entdeckte er im Feld eine bisher unbekannte Burgstelle. Wie aber kam es zu diesem aussergewöhnlichen Fund? Jonas Glanzmann: «Ich habe eine Karte aus dem Jahr 1727 betrachtet. Am linken Emmeufer, ungefähr gegenüber von Ranflüh, ist mir dann die Bezeichnung ‹Schloss Knubel› aufgefallen.». Der Forscher aus Thun begab sich zu der markierten Stelle und konnte tatsächlich eine Burgstelle aus dem 7. oder 8. Jahrhundert nachweisen. Gemäss Glanzmann fällt die Burg damit in die Zeit der allemannischen Besiedlung und ist ein Indiz dafür, dass Rüderswil älter ist, als bisher angenommen.
1000 Jahre alte Schenkungsurkunde
Fesseln konnte der Thuner Historiker die Zuhörer auch mit seinen Ausführungen zum Weiler Doggelbrunnen. Dieser wird schon im Jahre 1004 in einer Schenkungsurkunde des Lenzolo erwähnt. Bis heute sind beim Doggelbrunnen Schanzanlagen zu erkennen, die Zeuge dafür sind, dass hier einst eine frühmittelalterliche Burg stand. «Eine Burg ist ein befestigter Wohnsitz, der einem Angehörigen des niederen Adels gehörte« erklärte Glanzmann und zeigte auch Bilder, die einen Eindruck davon vermittelten, wie die aus Holz gebauten Wohn- und Wirtschaftsgebäude ausgesehen haben könnten. Zu der Anlage dürfte auch eine Letzi gehört haben, eine Talsperre also, mit der die Passage kontrolliert werden konnte. Zur damaligen Zeit war der Emmenschachen grösstenteils nicht begehbar, da er sumpfig und oft überschwemmt war. Deshalb führten die ersten Wege durch das Emmental über die Terassen und Eggen.

Von Norden nach Süden
Es ist gerade das alte Wegsystem des Emmentals, dem Jonas Glanzmann grosse Aufmerksamkeit schenkt. Auf einer Karte zeigte er, wie die politischen Machtverhältnisse im frühen Mittelalter waren. Das Emmental befand ich im Einflussbereich der Burgunder im Westen, aber auch der schwäbischen Machthaber. Das Emmental bot sich damals für einen alternativen Nord-Süd Transit an, was gut erkennbar wird, wenn auf einer Karte die Standorte alter Kirchen und Burgen eingezeichnet werden. Glanzmann markierte die Ortschaften mit verschiedenen Farben, so dass deutlich zu erkennen ist, wie alle Standorte sich auf ein Wegsystem ausrichten. «Burgen wurden nicht einfach irgendwo gebaut» erklärte Glanzmann dazu. Sie seien vielmehr dort entstanden, wo die strategische Lage günstig war. Und stets in unmittelbarer Nähe eines wichtigen Verkehrsweges.
Das Emmental habe eine erstaunlich hohe Dichte an Burgen gehabt, resumierte Jonas Glanzmann. Der Forscher bleibt gemäss eigenen Angaben auch weiterhin auf den Spuren der Vergangenheit in der Region. Sicher wird Jonas Glanzmann noch für einige Überraschungen sorgen. Sein neues Buch, «EINE LANDSCHAFT ERZÄHLT GESCHICHTE», wird im kommenden April erscheinen.
Weitere Infos: www.historiarum.ch
Einfaches Hausmittel gegen Reizhusten
Wir alle sind damit vertraut: Die Grippe klingt langsam ab, das Fieber und die Gliederschmerzen sind weg und mit viel Tee und wenn möglich bitte noch etwas Ruhe lässt es sich wieder ganz behaglich leben. Wenn da nur der Hustenreiz nicht wäre, der sich auch in den folgenden Tagen oft als treuer Gefährte erweist – und gerade Nachts zur veritablen Plage werden kann. Nun gibt es wirksame Mittel wie etwa Codein, die den Husten schnell und wirksam stoppen. Solche Präparate sollten indes mir Vorsicht gewählt werden, zumal der Husten eine wichtige Funktion erfüllt. Er entfernt Substanzen, die den Hals verengen oder verlegen könnten. Bleibt der Husten weg, drohen neue und schlimmere Krankheiten!
Der Griff zu chemischen Mitteln ist meist auch gar nicht nötig, da es zahlreiche Hausmittel gibt, die den nächtlichen Quälgeist genau so wirksam und auf natürliche (sprich: gefahrlose) Weise besänftigen. Die berühmte warme Milch mit Honig zum Beispiel (Vorsicht: nicht wärmer als ca. 40 Grad, sonst verliert der Honig seine Wirkung). Ein anderes probates Mittel ist der Zwiebelsirup. Er kann innerhalb weniger Stunden hergestellt werden und begünstigt einen Schlaf ohne Hustenreiz. Mein persönlicher Favorit ist noch einfacher: Sobald der Hustenreiz Überhand nimmt, hinsetzen und Während ca. 10-15 Minuten alle 20-30 Sekunden einen kleinen Schluck kühles Wasser (ohne Kohlesäure) trinken. Meist beruhigt sich damit der Reiz von alleine und bleibt dann auch für den Rest der Nacht weg.
Schlechtes Wetter? Sei ein Bretone!
Februartage sind im Emmental ausgeprägte Wintertage, Regen und Schnee wechseln sich ab, die Temparatur kann auf minus zehn Grad sinken und aus dem Tauwasser auf dem Dach können nach einem Temparatursturz über Nacht im Morgenlicht schimmernde Eiszapfen werden. Und wenn das Thermometer einige Tage deutlich über Null Grad stehen bleibt, sind hier und da schon die ersten Frühlingsboten zu sehen. Gerade hat es mehrere Tage zum Teil ausgiebig geregnet, so dass Unmutsäusserungen über das «gruusige» Wetter zu hören sind. «Jetzt dürfte es dann afe etwas wärmer werden», hat etwa ein Reisender im Zug zwischen Burgdorf und Kirchberg launisch kommentiert.
Wenn es um das schlechte Wetter geht, könnten wir sehr viel von den Bretonen lernen. Von den Bewohnern der im Nordwesten von Frankreich gelegenen Bretagne also. Einfach deshalb, weil die Bretonen Profis sind, wenn es um schlechtes Wetter geht, denn davon haben sie mehr als genug. Gerade dann, wenn sie in küstennahen Gebieten leben. Das bretonische Wetter kann innerhalb kürzester Zeit von sonnig und warm in Sturm und Starkregen umschlagen – niemand wundert sich. Im Gegenteil. Fragt man die Bretonen nach dem Wetter, so antworten sie mit einem Grinsen im Gesicht: Das Wetter ist schön, mehrmals am Tage. Bretoninnen erklären, dass sie zwei Dinge nicht ändern können: Das Wetter und ihre Männer! Und in einem Tourismusbüro habe ich folgenden Ratschlag aufgeschnappt: Sie wollen Ferien in der Bretagne machen? Dann vergessen Sie die Pellerine und die Gummistiefel nicht. Apropos Tourismusbüro: Die «Tourist Info» sind in der Bretagne omnipräsent, sogar kleine Ortschaften können damit aufwarten. Und Besucher werden dort stets freundlich und kompetent beraten.

Savoir-vivre in der Bretagne heisst, nicht nur das Wetter mit einer Portion Gelassenheit und Humor zu nehmen. Das sollte man sich auch dann gut merken, wenn man in Locquirec oder Paimpol Badeferien machen will. Mit anderen Worten also: Baden im Atlantik. Da kann es gut passieren, dass der im Baedeker abgebildete Badestrand einfach verschwunden ist. Des Rätsels Lösung: Ebbe und Flut können in dieser Region einen Höhenunterschied von bis zu sieben Metern haben. Statt Meer und Sand ist also nur eine weite, mit Algen überlagerte Ebene zu sehen! Und wenn das Wasser dann endlich zurück kommt, dann könnte es gut sein, dass es seine vertrauten Gefährten mitbringt: Wind und Regen. Auf die Einheimischen macht das, wie schon erwähnt, keinen Eindruck. Und auch nicht auf die Engländer und Schotten, die hier in grosser Zahl Ferien machen. Für die abgehärteten Insulaner bietet die Bretagne paradiesische Wetterverhältnisse.
Vögel füttern ? aber richtig
Der bekannte Ornithologe Peter Berthold erklärt, warum das Füttern der Vögel so wichtig ist. Ein grossartiges Buch, das für jeden Vogelfreund Pflichtlektüre sein sollte.
Im Winter, wenn der Boden gefroren oder mit Schnee bedeckt ist, dann werden vielerorts Futterstationen für die gefiederten Freunde eingerichtet. Es bereitet uns Menschen Freude, den Singvögeln zuzusehen, wenn sie flink und munter zur Futterstelle kommen, das bereitgestellte Futter picken und dann wieder zum nächsten Baum davonfliegen. Aber hilft das den Tieren wirklich, um einen harten Winter besser überstehen zu können? Ein Blick auf die Webseite der Vogelwarte Sempach scheint Klarheit zu schaffen, denn dort steht, dass dass eine Winterfütterung aus biologischer Sicher nicht notwendig sei: Und weiter: «Vögel, die bei uns überwintern, sind sehr gut an die kalte Jahreszeit angepasst.» Auf der anderen Seite bereite aber das Beobachten am Futterbrett Jung und Alt viel Freude.
Ganz anderer Meinung ist da der bekannte deutsche Ornithologe Peter Berthold. In seinem Buch «Vögel füttern ? aber richtig» empfiehlt er ein ganzjähriges Zufüttern der Vögel. Warum? Beginnen wir ausnahmsweise ganz am Ende des Buches. Im Fazit schreibt Berthold, dass es unseren Vögeln schlecht geht, «ihre Zukunftsperspektiven sind düster, und generelle Abhilfe ist nicht in Sicht». Um diese Aussage zu untermauern, werden Statistiken präsentiert, die den dramatischen Rückgang der Vogelwelt fast überall in Europa dokumentieren. Seit 1800 ist die Siedlungsdichte von Vögeln nachweislich um 80% zurückgegangen. Peter Berthold: «Wo früher einmal zehn Vögel gesungen haben, hört man heute nur noch zwei. Und niemand kann sagen, wie lange sie noch singen werden». Hauptgrund für das erschreckende Vogelsterben ist ? wie so oft ? die Zerstörung des Lebensraumes der singfreudigen Tiere.
Peter Berthold sieht in der ganzjährigen Vogelfütterung eine überlegensnotwendige Verpflichtung. Er nennt dafür viele Gründe und räumt mit Vorurteilen auf, die häufig zu hören sind. Wie etwa der Behauptung, Vögel würden auch in einem harten Winter genug Futter finden. Tatsächlich leiden Spatzen, Amseln, Rotkehlchen und Finke an Futtermangel, der für sie schnell tödlich sein kann. Gerade kleine Vögel wie der Zaunkönig haben nur Reserven für einen Tag. Finden sie zu wenig Futter, sind sie schon am zweiten Tag gefährlich geschwächt! Finden Vögel dank menschlicher Hilfe genügend Futter, benötigen sie weniger Zeit für die Nahrungssuche, sie schlafen länger und überstehen den Winter besser, weil sie kräftiger sind. Und nun wird auch klar, weshalb das Füttern im Winter nicht unterbrochen werden darf, selbst wenn der Unterbruch nur einen Tag dauert!
Wenn der Winter vorbei ist, die Tage länger werden und die Natur erwacht, darf das Zufüttern aber nicht eingestellt werden. Denn nun hat die Brutzeit begonnen, die Vögel brauchen mehr Futter, für sich selbst und dann für den Nachwuchs. Wie die gefiederten Freunde dabei unterstützt werden können, schildert Berthold detailliert in einem eigenen Kapitel, in dem er nicht nur das ideale Futter und verschiedene Futtermöglichkeiten beschreibt, sondern auch auf die Bedürfnisse der verschiedenen Vogelarten eingeht. Im aufklappbaren Buchdeckel gibt es eine Bauanleitung für ein ideales Futterhaus, sowie ein Rezept, wie Fettfutter selbst hergestellt werden kann.
Abgerundet wird das Buch mit einem Kapitel, das die verschiedenen Vogelarten beschreibt, die wir an der Futterstellen beobachten können. Fotos und detaillierte Beschreibungen machen es dem Beobachter leichter, die einzelnen Vogelarten zu bestimmen.
Ein Langnauer Töpferei stellt den Betrieb ein
Langnau im Emmental hat eine reiche und vielseitige Töpfereigeschichte. Schon im 17. Jahrhundert wurden im malerischen Dorf an der Ilfis Töpferwaren hergestellt, Langnau ist der wichtigste Töpfereistandort im Kanton Bern, wenn es um Irdenware geht. Die in dunkelgelb oder schwarz gehaltenen Teller, Schüsseln und «Chacheli» erfreuen das Auge mit leuchtenden Blumenornamenten, die in rot, grün und gelb gehalten sind. Manche Stücke sind auch mit Figuren und Sprüchen verziert, zum Beispiel mit diesem hier: «Dornen stächen, Nesel brennen, wär will alle Hurenbuben kennen». Und wer im Emmental zur Visite eingeladen wird, kann möglicherweise die Kleinode auf dem Tisch bewundern, wenn Kaffee mit Merängge und Nidle aufgetischt wird.

Grillpartys statt Porzellan
In den den Achtziger Jahren erlebte die Langnauer Keramik in der Region noch einmal eine Blüte, mehrere Töpfereien entstanden, das Töpfer- und Keramikkunsthandwerk war wieder gefragt. Doch dann ging die Nachfrage Jahr um Jahr stetig zurück. Insbesondere bei jungen Menschen fand ein Mentalitätswandel statt. Kostbares Geschirr aus handgemachter Keramik oder aus Porzellan war «out». Im Trend sind heute Grillparties, bei denen zuweilen aus Kartontellern gegessen und aus Plastikbechern getrunken wird. Einfaches, praktisches Geschirr liegt im Trend, zumal dieses geschirrspülerfest ist und problemlos ersetzt werden kann. So erstaunt es kaum, dass eine junge Familie unlängst erklärte, dass das «Grosi-Gschirr» nur noch dann auf den Tisch kommt, wenn sich die Grossmutter zum Besuch angemeldet hat!
Irgendwann kommt wieder eine Blütezeit
Dass per Ende März eine weitere Töpferei in Langnau den Betrieb einstellt, erstaunt bei dieser ungünstigen Entwicklung nicht mehr. Der Besitzer sah diesen Moment schon lange kommen, denn wegen mangelnder Nachfrage sei es immer schwieriger geworden, zu einem realistischen Preis zu produzieren. Der Traditionsunternehmer ist aber zuversichtlich, dass irgendwann wieder eine Zeit kommen wird, wo hochwertiges und handgefertigtes Geschirr gefragt sein wird.