Schreiben in der Wolke (Teil 5)

Dieser Abschnitt beginnt mit einer guten Nachricht: viele wichtige Funktionen in einer cloudbasierten Textverarbeitung unterscheiden sich kaum von den klassischen Konkurrenten. Im folgenden werden einige grundlegende Bedienelemente und deren Besonderheiten vorgestellt.

Teil 1: Einleitung und Rückblick
Teil 2: Konto erstellen und erste Schritte mit Google Docs
Teil 3: Sicherheit und Backup
Teil 4: Häufig gemachte Fehler
Teil 5: Grundlegende Funktionen
Teil 6: Versionsverwaltung

Text formatieren. Manche Formatierungsoptionen beziehen sich auf einzelne Zeichen oder auch Wörter. Zur Formatierung muss der gewünschte Abschnitt zuvor markiert werden. Das geht mit der Maus durch «Anstreichen» oder mit der Tastatur: Cursor vor das erste zu formatierende Zeichen setzen, dann die Shift-Taste gedrückt halten und den Cursor mit den Pfeiltasten zum letzten Zeichen bewegen. GDocs erlaubt das schnelle Markieren eines Wortes per Doppelklick. Sobald der gewünschte Text markiert ist, kann in der Symbolleiste die gewünschte Auszeichnung gewählt werden: Fett, kursiv, hochgestellt, etc.

Absätze formatieren. Ein Absatz ist der Text, der sich zwischen zwei Zeilenschaltungen befindet. Oder anders formuliert: Jedesmal, wenn Sie die Enter-Taste drücken, schliessen Sie einen Absatz ab und beginnen einen neuen. In GDocs werden Absätze dadurch kenntlich gemacht, dass der vertikale Zwischenraum etwas grösser ist als zwischen den einzelnen Zeilen innerhalb des Absatzes. Um einen einzelnen Absatz zu formatieren, genügt es, den Cursor irgendwo innerhalb des Absatzes zu platzieren. Dann wird die gewünschte Absatzformatierung gewählt: Zentrieren, Blocksatz, linker und rechter Einzug, oberer und unterer Abstand, etc. Sollen mehrere Absätze formatiert werden, müssen diese  markiert werden, so wie bei der Zeichenformatierung: Tipp: Dreimaliges Klicken (Triple Click) markiert alle Zeichen eines Absatzes. Um das ganze Dokument zu markieren gibt es eine praktische Tastenkombination: Ctrl+a.

Mehr Tempo mit Tastenkombinationen. Viele Funktionen zum Formatieren und Bearbeiten des Textes sind auch mit Hilfe von Tastenkombinationen abrufbar. Zum Beispiel Ctrl+b um Wörter fett zu formatieren oder Ctrl+Shift+e um einen Absatz zu zentrieren. Wer öfters schreibt, wird diese Kombinationen bald nicht mehr missen wollen, denn sie sparen viel Zeit (und Mauskilometer). Ein Liste mit allen Tastenkombinationen ist im Hilfe-Menu zu finden.

Worte zählen. Wieviele Worte und Zeichen enthält mein Text? Um dies herauszufinden, wählen Sie einfach die Option Wörter zählen im Menu Tools.

Bild einfügen. Die Regel «Ein Bild sagt mehr als tausend Worte» ist altbekannt – und wohl wahr, wenn sie im richtigen Mass zur Anwendung kommt. Denn Bilder können den Lesefluss auch stören, wenn sie ungeschickt platziert werden oder eine unpassende Grösse haben. Soll ein Bild in den Text einfliessen, können cloud-basierte Programme punkten, weil sie direkt auf Bild Ressourcen im Internet zugreifen können. Bei GDocs sind das zum Beispiel Google Photos oder Google Drive. Natürlich lassen sich Bilder auch ganz traditionell vom PC aus hochgeladen. Im Menu Einfügen > Bild ist alles zu finden, was zum Einbetten eines Bildes benötigt wird. Sobald das gewünschte Element im Text platziert ist, stehen einige grundlegende Funktionen zum Formatieren zur Verfügung. Leider können sich diese noch nicht dem messen, was Libre Office oder Microsoft’s Word zu bieten haben!

Ungestörtes Schreiben. GDocs hat einen Vollbildmodus mit im Gepäck, wird er im Menu Ansicht aktiviert, passiert folgendes: Alle Bedienelemente werden ausgeblendet, nur das Lineal bleibt sichtbar. Viele Benutzer schätzen Ansichten wie diese, da alles, was vom Schreiben ablenkt, unsichtbar gemacht wird. «Distraction free Writing» nennen die Amerikaner das! Wird nun noch die Funktionstaste F11 gedrückt, füllt der Chrome Browser den ganzen Bildschirm aus. Nur der zu bearbeitende Text ist noch zu sehen. Rückwärtsgang: Noch einmal F11, dann die Escape-Taste.

Rechtschreibprüfung. Hier gibt es keinerlei Überraschungen, alles funktioniert wie gewohnt. Wichtig ist nur, dass die Sprache im Dateimenu eingestellt wird, Schweiz Hochdeutsch zum Beispiel. GDocs unterstreicht alle Wörter, die es im Sprachenkatalog nicht finden kann, mit einer roten, gewellten Linie. Ein Rechtsklick auf das Wort öffnet ein Kontextmenu, das Korrekturvorschläge anzeigt. Der markierte Begriff kann auch in das persönliche Wörterbuch übernommen werden, gerade bei Eigennamen, Fremdwörtern und zusammengesetzten Begriffen ist dies praktisch. Haben Sie einen falsch geschriebenes Wort versehentlich übernommen? Kein Problem. Via Tools > Wörterbuch können sie dies korrigieren.

Fröhlich sein mit Jesus

Jesus

Jesus Christus, gespielt von Brian Deacon, 1979. Quelle: jesus.ch

Schon im Titel des neuen Testaments klingt Freude an und dies zieht sich wie ein roter Faden durch alle 27 Bücher. Das griechische «Euangelion» – Evangelium kann mit «Frohe Botschaft» oder auch mit «Gute Nachricht» übersetzt werden. Das soll indes nicht darüber hinwegtäuschen, dass es im neuen Testament um etwas sehr ernstes geht, um unsere persönliche Beziehung zu Gott. Aber in den Berichten der Evangelisten und in den Briefen leuchten immer wieder fröhliche und geistreiche Momente auf. Manchmal versteckt. Manchmal aber auch ganz offen und zuweilen sogar derb so wie im Brief des Paulus an die Galater.

Jesus hatte nichts gegen Feiern und fröhliches Beisammensein. Der Apostel Johannes erzählt, wie der Mann aus Nazareth an einer Hochzeitsfeier teilnahm und das Fest ganz offensichtlich genoss, denn als Maria ihm mitteilte, dass der Wein knapp wird, wurde er sofort aktiv. Hunderte Liter Wasser verwandelte er in Wein, der so süss und bekömmlich war, dass alle staunten! Oder begleiten wir Jesus und seine Jüngerinnen und Jünger (Jesus wurde stets auch von mehreren Frauen begleitet, Lukas erwähnt einige von ihnen namentlich) an einem Abend, wenn sie irgendwo Rast machen und nach einem langen Tag die Abendruhe geniessen. Wir dürfen davon ausgehen, dass auch im Kreis um Jesus gesungen und musiziert wurde, dass Geschichten zu hören waren und dass es spannende Diskussionen mit pointierten Bemerkungen gab! Wer’s nicht glauben will, der besuche einfach ein jüdisches Volksfest!

Jesus ging immer wieder auf Freud und Leid im Menschenleben ein, er nahm Anteil an den Tränen der Bedrückten und tröstete sie: «Selig seid ihr, die ihr jetzt weint; denn ihr werdet lachen». Seine Predigten waren so spannend und lebendig, dass die Zuhörer nicht mehr nach Hause gehen wollten, denn sie bekamen zu hören, dass Gott alle Tränen der Menschen trocknen wird. Die Botschaft traf die Menschen mitten in ihr Herz, zumal bei Jesus alle eingeladen waren, auch Arme und Verstossene, niemand wurde zurückgewiesen. Das war neu, das schlug ein wie ein Blitz und trieb den Menschen Freudentränen in die Augen!

Schlagen Sie einmal das zweite Kapitel in der Apostelgeschichte auf, das ist das Kapitel, das vom Pfingstwunder berichtet: Die Apostel empfangen den heiligen Geist, über ihren Köpfen leuchten Flammen, dann gehen sie in die Stadt und reden zu den Fremden aus aller Welt in ihren Sprachen (es ist gerade Pessach, tausende Besucher als aller Welt weilen in der Stadt). Aber Einheimische verstanden diese fremden Sprachen nicht und behaupteten, die Apostel seien schlicht und einfach betrunken. Und Petrus erwies sich als schlagfertig: Nein, nicht betrunken, es ist ja erst neun Uhr am Morgen.

Wenn Paulus predigte, brachen die Zuhörer in Jubel aus. Besonders dann, wenn sie Heiden waren und das Angebot, Kinder Gottes zu werden, für sie völlig unerwartet kam. Lukas berichtet von so einem Erlebnis in der Apostelgeschichte, als Paulus in Antiochia in der Synagoge eine gewaltige Predigt hielt. Apropos Paulus, er war nicht nicht nur ein glänzender Theologe, der auch jederzeit die berühmten Schriftsteller seiner Zeit zitieren konnte. Paulus mochte auch Humor, etwa während seiner Gefangenschaft (!) in Cäsarea. Zu den anwesenden Herrschern sagte er während einem Verhör, dass er hoffe, dass sie zum Glauben an Jesus kommen und so würden wie er. Und fügte pointiert hinzu: «Natürlich ohne Handschellen!» Paulus schreckte auch von derben Sprüchen nicht zurück. Im Brief an die Galater gibt er all denjenigen, die sich beschneiden lassen wollen (und damit beweisen, dass die sie Botschaft der Gnade nicht verstanden haben) den Rat: «Lasst Euch doch gleich kastrieren!» Bleiben wir bei Paulus. Als er in Jerusalem verhaftet wurde, wandte er einen rhetorischen Kniff an, um sich selbst aus der Schusslinie zu nehmen. Als Pharisäer wusste er, dass die Sadduzäer nicht an die Wiederauferstehung glauben. Deshalb kam er in Anwesenheit der Sadduzäer und zahlreicher Pharisäer auf dieses heisse Eisen zu sprechen – und hatte Erfolg. Denn nun gerieten sich die Vertreter der verschiedenen Glaubensrichtungen in die Haare! Und Paulus konnte sich in Sicherheit bringen!

«Freut euch!» Mehr als 20 Mal ist diese Aufmunterung allein im neuen Testament zu finden. Und wer kennt nicht den Vers aus dem 118. Psalm, der uns auffordert, jedem Tag etwas schönes abzugewinnen. Und etwas, das Menschen zum Lachen bringt: «Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat; heute wollen wir fröhlich jubeln und unsere Freude haben.» (Neue Genfer Übersetzung). Jesus hat diesen Psalm sicher gekannt.

Schreiben in der Wolke (Teil 2)

Sie benötigen eine Textverarbeitung, mit der Sie schnell und einfach Dokumente erfassen, organisieren und mit anderen Benutzern gemeinsam bearbeiten können? Dazu ist kein umfangreiches Office-Paket wie Microsoft Office oder LibreOffice erforderlich; alles was Sie benötigen ist ein Webbrowser. Im zweiten Teil dieser Artikelserie werde ich die cloudgestützte Textverarbeitung von Google vorstellen, Google Docs (im folgenden GDocs genannt), die Sie jederzeit und ohne Vorarbeiten nutzen können. Und kostenlos!

Teil 1: Einleitung und Rückblick
Teil 2: Konto erstellen und erste Schritte mit Google Docs
Teil 3: Sicherheit und Backup
Teil 4: Häufig gemachte Fehler
Teil 5: Grundlegende Funktionen
Teil 6: Versionsverwaltung

Das sind kurz zusammengefasst die Vorteile einer browserbasierten Textverarbeitung:

Es müssen keine Programme mehr installiert und gewartet werden, da dies der Anbieter übernimmt, jedesmal, wenn Sie das Programm via Browser aufrufen, haben Sie die aktuellste Version. Dies bedeutet ferner, dass Sie Ihre Texte auch dann in gewohnter Weise bearbeiten können, wenn Sie an einem fremden PC arbeiten. Es genügt, den Browser zu starten und sich einzuloggen. Es muss, wie in diesem Fall, auch nicht zwingend Googles Chrome sein, Firefox, Edge oder Safari sind mit GDocs kompatibel.
Dokumente sind überall zugänglich. Jedes Dokument wird in der Cloud gespeichert, also in einem geschützten Konto beim Anbieter, in diesem Fall Google. Egal, ob Sie am heimischen PC, mit dem Smartphone oder mit einem 10-Zoll Tablet arbeiten. Die Texte sind immer verfügbar.
Dokumente können geteilt werden. Wenn Dritte einen Text gegenlesen, ändern oder drucken sollen, entfällt das mühsame hin- und hersenden via E-Mail. Es genügt, die Teilnehmer einzuladen und ihnen lesenden oder schreibenden Zugriff zu geben. Auch ein gegenseitiges Überschreiben ist nicht möglich. Arbeiten zwei Personen am selben Text, können Sie jederzeit in Echtzeit sehen, was die anderen gerade tun.

Einzige Vorarbeit: Ein Google Konto erstellen
Bevor Sie GDocs nutzen können, müssen Sie ein Google Konto erstellen. Das ist in aller Regel eine Sache von wenigen Minuten – und wenn Sie ein Smartphone mit dem Betriebssystem Android Ihr Eigen nennen, entfällt dieser Schritt. Denn in diesem Fall haben Sie bereits ein Google Konto. Wenn Sie sich nicht mehr an den Namen erinnern, dann machen Sie folgendes: Wählen Sie auf Ihrem Smartphone die Einstellungen, dann die Rubrik «Google» und tippen Sie auf der folgenden Seite auf «Google Account». Nun wird Ihr Accountname angezeigt, zum Beispiel musterag@gmail.com. Dies ist der Login Name, den Sie auch zum Anmelden bei GDocs verwenden können. «Aber ich weiss das Passwort nicht mehr!» Auch das ist keine grosse Hürde, verwenden Sie einfach die Google Hilfe zum Wiederherstellen des Passwortes.

Wenn Sie noch kein Google Konto besitzen, verwenden Sie diesen Link, um Ihr eigenes zu erstellen. Tipp: Wenn Sie ein Smartphone besitzen, aktivieren Sie die Zweiweg-Authentifizierung. Ein Zugriff auf Ihr Konto durch Dritte ist dann faktisch unmöglich.

Google Docs oder Google Drive
Nun haben Sie Ihr Google Konto bereitgestellt und den Webbrowser gestartet. Als nächstes müssen Sie entscheiden, ob Sie GDocs direkt aufrufen oder via Google Drive nutzen wollen. Wo liegt der Unterschied? Wenn Sie Google Docs starten, können Sie sofort mit dem Schreiben beginnen: Die Option «Neu» wählen, einen Dokumentennamen vergeben und zack (wie es früher in einem Werbespot für den Canon Starwriter hiess). Jedesmal, wenn gDocs gestartet wird, werden die zuletzt genutzten Dokumente angezeigt, es ist hier aber nicht möglich, sie zu organisieren. Dazu muss Google Drive bemüht werden, damit werden alle Dateien verwaltet, die Sie in der Cloud gespeichert haben. Genau, Dateien! Mit Google Drive können Dokumente jedes beliebigen Typs verwaltet und auch hochgeladen werden. Und die Dateien können – analog einer Dateiverwaltung – in hierarchischen Ordnerstrukturen abgelegt werden, damit die Übersicht nicht verloren geht.

So erreichen Sie Google Docs und Google Drive:
Google Docs: docs.google.com
Google Drive: drive.google.com

<p </p

Starten Sie als erstes GDocs, indem Sie auf den ersten Link klicken. Möglicherweise sehen Sie nun eine freundliche Begrüssung, weil Sie Google Docs das erste Mal nutzen. Wenn Sie Lust haben klicken Sie nun auf «Tour starten» und lesen Sie die Hinweise zum Einstieg, der Aufwand beträgt kaum eine Minute! Hier werden Sie zudem mit den Android und iOS Apps von GDocs Bekanntschaft machen. Wenn Sie sich entscheiden, GDocs regelmässig zu nutzen, lohnt sich die Installation, da diese Apps auf dem Smartphone oder Tablet besser zu bedienen sind als die browserbasierte Anwendung. Wenn Sie die Einführung gelesen haben, bleibt auf dem Bildschirm eine leere Seite, oben sind ein Lineal, eine Symbolleiste zum Formatieren und ein Pulldown-Menu zu sehen. Also alles ganz klassisch! Und zu guter letzt am rechten oberen Rand der Seite ein freundlich blinkender Cursor:

Idealerweise geben Sie dem neuen Dokument zuerst einen Namen, klicken Sie dazu oben links auf den vorgegebenen Namen «Unbenanntes Dokument» und ändern Sie ihn. Und jetzt sind Sie bereit zum Loslegen! Ich möchte an dieser Stelle nicht auf alle Details von Google Docs eingehen, da die Software zu grossen Teilen gleich bedient werden kann wie Micrososft Word oder LibreOffice. Stattdessen möchte ich jetzt auf einige Spezialitäten eingehen, denen Sie bei der Arbeit begegnen werden:

  • Um das Speichern des Textes müssen Sie sich, wie schon angedeutet, nicht kümmern das erledigt GDocs automatisch und zwar in Echtzeit! Stromausfall? Kein Problem, starten Sie den Browser und machen Sie genau dort weiter, wo Sie aufgehört haben. Oben rechts können Sie dazu den Status sehen, meist steht dort «Alle Änderungen in Drive gespeichert».
  • Sie benötigen eine Kopie des Dokumentes im MS Word Format? Wählen Sie dazu im Dateimenu die Rubrik Herunterladen als > Microsoft Word (docx). Nun können Sie eine Word-Version auf der Festplatte speichern und dann weiterreichen. Falls Sie den Text per E-Mail versenden wollen, gibt es noch einen einfacheren Weg. Wählen Sie wiederum im Dateimenu Als E-Mail Anhang versenden. Darauf erscheint ein Dialog, in dem Sie den Empfänger, einen Betreff und eine Nachricht eingeben können. Bestimmen sie ferner, in welchem Format das Dokument versandt werden soll.
  • Wer sich auf einen Text konzentriert, möchte nicht gerne gestört werden. Lärm, ein klingelndes Handy oder ein Chef, der wissen will, wann der Bericht endlich fertig ist, sind in diesem Moment nicht wirklich hilfreich. Zu den prominenten Störfaktoren gehört, wie wir seit einigen Jahren wissen, auch ein Bildschirm, der mit Kontrollelementen und Fenster aller Art übersät ist. Sie können GDocs in einen Vollbildmodus versetzen, der alles ausblendet, was beim Tippen stört! Wählen Sie dazu aus dem Menu Ansehen die Option Vollbild. Zurück zum Normalmodus geht’s mit der Escape-Taste.
  • Sie wollen das Dokument drucken? Da wir uns im Webbrowser befinden, sieht der Druckdialog möglicherweise etwas anders aus, als gewohnt. sie können aber die Rubrik Über das System-Dialogfeld drucken wählen. Dann ist alles wieder beim Alten. Apropos, wenn Sie eine PDF Datei erstellen wollen, müssen Sie dazu nicht den Druckerdialog bemühen, Sei können den Text im PDF Format herunterladen oder per E-Mail versenden (siehe weiter oben).
  • Falls jetzt jedes zweite Wort unterstrichen wird, haben Sie ein Problem mit der Spracheinstellung. Öffnen Sie noch einmal das Dateimenu und wählen Sie die von Ihnen verwendete Sprache aus. Dann funktioniert die Anzeige der falsch geschriebenen Wörter wieder tipp-topp. Apropos Rechtschreibung: GDocs kennt auch die Eigenheiten der deutschen Sprache in der Schweiz, wählen Sie als Sprache also Schweizer Hochdeutsch, wenn Sie, wie ich, in der deutschen Schweiz leben. Alle Einstellungen zur Rechtschreibung finden Sie übrigens im Menu Tools.

Das wär’s für’s erste! Im dritten Teil werde ich auf einige weitere Spezialitäten von Google Docs zu sprechen kommen: Der Zugriff durch Gruppen, Versionsverwaltung und ein paar Funktionen, die Redakteure freuen.

Schreiben in der Wolke (Teil 1)

Wer heute einen Text erstellen will, kann dies schnell und unkompliziert im Webbrowser tun. Der grosse Vorteil dabei ist, dass Dokumente mit anderen Autoren geteilt werden können. Dieser mehrteilige Artikel gibt einen Einblick in die webbasierte Textverarbeitung von Google: Google Docs.

Teil 1: Einleitung und Rückblick
Teil 2: Konto erstellen und erste Schritte mit Google Docs
Teil 3: Sicherheit und Backup
Teil 4: Häufig gemachte Fehler
Teil 5: Grundlegende Funktionen
Teil 6: Versionsverwaltung

Bevor ich auf das Thema zu sprechen komme, möchte ich einen kurzen geschichtlichen Abriss der digitalen Textverarbeitung vorlegen. Ich muss hinzufügen: Einen aus persönlicher Sicht!

In den siebziger Jahren war noch von der computergestützten Textverarbeitung die Rede; und manch einer sprach dazumal vom «Textautomaten». Wirklich interessant für die breite Masse wurde das Schreiben am Computer jedoch erst ganz am Ende der siebziger Jahre und dann natürlich in den bunten «80ern», als Homecomputer und Software für jedermann erschwinglich wurden. Einer der Pioniere auf dem Gebiet war MicroPro. Das US-Unternehmen präsentierte 1978 WordStar, eine Textverarbeitung, die so erfolgreich werden sollte, dass sie bis heute, 40 Jahre später, Spuren hinterlassen hat! Aber eigentlich ist das sonderbar, denn WordStar kostete gemäss dem englischen Wikipedia satte 495 Dollar, für das Handbuch mussten noch einmal 40$ hingeblättert werden! Und – gelinde gesagt – ausgesprochen benutzerfreundlich war WordStar mit seinen kryptischen Tastaturkommandos definitiv nicht! Aber das spielte alles keine Rolle, das Programm wurde so populär, dass es in manchen Büros auch heute noch benutzt wird! Angeboten werden WordStar-Tastenkombinationen für Editoren wie Joe’s own Editor oder Emacs. Und dann gibt es noch WordTsar, einen Klon für Linux und Windows! Wie beim berühmten Vorbild ist der Bildschirm zweigeteilt, im oberen Bereich wird eine Hilfe für die aktuell gültigen Tastenkombinationen angezeigt und darunter wird der Text erfasst. Aprops, das Menu lässt sich ausblenden, wer es eingeschaltet liess, galt in manchen Kreisen als Warmduscher! Wer ein Profi sein wollte, musste alle (!) Shortcuts auswendig kennen.

WordTsarSieht aus wie das Vorbild: WordTsar mit dem File/Block Menu

An der Schwelle zu den 80er Jahren tauchte dann der von Apple belächelte IBM PC auf. Er war bereit um einen beispiellosen Siegeszug anzutreten und Apple die Spässe auszutreiben! Mit dem PC kamen die grossen, bürotauglichen Textverarbeitungen: WordPrefect, Word, DisplayWrite und wie sie alle hiessen. Sie wurde als Einzelprogramme verkauft oder – schon damals – mit weiteren «Office Paketen» angeboten. Microsoft beispielsweise schob Multiplan nach, eine umfangreiche Tabellenkalkulation. Das grosse Angebot an Software war ein Grund für den Erfolg des PC’s, der bis heute fortlebt. Ferner der modulare Aufbau, jeder konnte den Computer selber erweitern. Und, was nicht vergessen werden darf, der PC kam genau im richtigen Moment, weil er im Gegensatz zum Homecomputer ein professionelles Umfeld bot und trotzdem günstig war.

BASIC Programm für den C64 (Ausschnitt)

Für uns, die Besitzer eines Homecomputers, waren Programme wie WordStar indes kein Thema, weil weit ausserhalb der Reichweite! Sie waren teuer und wer wollte damals schon einen PC? Spielen und programmieren konnte man mit dem C64 oder dem Sinclair ZX Spectrum deutlich besser – und günstiger! Und wenn dann doch einmal eine Textverarbeitung für eine Schularbeit her musste, dann programmierten wir sie gleich selber! Mein erster Textprogramm bestand aus einigen hundert Zeilen BASIC und 6502-Assemblercode; viel konnte es nicht, aber immerhin: Einfaches editieren, speichern und drucken klappte einigermassen. Und ich war damit voll und ganz zufrieden. Warum Assembler? Weil auf einem 8-Bit Homecomputer mit 0.97Mhz Taktfrequenz ein BASIC Programm einfach zu langsam ist! Also wurden die zeitkritischen Funktionen in Assembler-Routinen gepackt und dann von einem BASIC-Programm mit dem SYS Statement aufgerufen.

Zu dieser Zeit kam auch VizaWrite 64 auf den Markt und verwandelte den Commodore 64 in eine schon fast professionelle Textmaschine. Plötzlich waren Blocksatz, Wortumbruch, Serienbrief und Kettendokument keine Fremdwörter mehr! Natürlich war auch VizaWrite zu Beginn für unser Budget massiv zu teuer, aber man wusste sich halt irgendwie zu helfen und konnte nach einem Besuch bei Gleichgesinnten sagen: «VizaWrite? Habe ich!» Was war so toll an dieser für heutige Verhältnisse minimalistischen Textverarbeitung? Vor allem, dass sie sehr schnell und ressourcenarm arbeitete. VizaWrite war komplett in Assembler programmiert und erlaubte das Erstellen mehrseitiger Dokumente! Der Editor war leicht zu bedienen und bot Blockoperationen. Nicht möglich war weiterhin das Einbinden von Bildern, das sollte ein paar Jahre später mit Printfox und mit geoWrite 64 möglich werden. Zur Erinnerung: Ein Commodore 64 war mit 64 Kilobyte (nicht Mega- oder Gigabyte) ausgerüstet, allderdings stand nicht der ganze Speicherbereich für eigene Programme zur Verfügung.

So vergingen die Jahre; noch immer stand im Keller ein C64, der nun doch langsam aber sicher zu altern begann. Auf dem PC lief mittlerweile Windows und da gehörte ab Windows 95 mit Wordpad eine nette kleine Textverarbeitung zum Lieferumfang. Den Markt der Textverarbeitung hat Microsoft ab den 90er Jahren fast nach belieben dominiert. Eigentlich traf man schon ab ca. 1993 keinen PC mehr an, auf dem nicht Word oder MS Office installiert war – ich fand das ausgesprochen langweilig! Womit aber schrieb der «kleine Mann», der einfach nur seine Privatkorrespondenz zügig erledigen wollte? Zum Beispiel mit Star Office, das für etwa 50-70 Franken zu haben war! Falls Ihnen dieser Name bekannt vorkommt, ist dies kein Wunder. Denn aus Star Office wurde später das freie OpenOffice.org Projekt. Und jetzt stand ein vollständiges Paket mit Text, Tabelle, Präsentation und Zeichnung für jedermann kostenlos zur Verfügung. Dies alles geschah im Jahr 2002. Und eigentlich bin ich damit bereits in der Gegenwart angekommen.

Von WordStar bis OpenOffice ist es ein weiter weg. Dennoch haben all diese Programme eines gemeinsam: Sie müssen, wenn sie kostenpflichtig sind, zuerst erworben werden. Es folgt ein Installationsprozess auf dem PC, erst dann kann die Software genutzt werden. Und alle Versionen sind dateizentriert: jedes Dokument, jede Tabelle und jede Vorlage wird als Datei gespeichert. Um ein Chaos zu vermeiden, werden Verzeichnisse angelegt, in denen die Dokumente nach Themen geordnet abgelegt werden. Für die Sicherung dieser Daten ist der Anwender selber verantwortlich.

Im zweiten Teil dieser Serie werde ich eine Textverarbeitung vorstellen, die ein anderes Paradigma verwendet, da sie im Webbrowser ausgeführt wird, das spart die Installation und das oft mühsame «upgraden». Texte werden in der Cloud gespeichert, so dass im Mittelpunkt nicht mehr die Datei steht, sondern der lesende und schreibende Zugriff, der mit anderen Anwendern geteilt werden kann.

Berner Bauernhäuser einst und jetzt

Ich kann mich noch gut an das alte Hochstudhaus mit den kleinen Fenstern und der niedrigen Türe erinnern, das in unserem Dorf stand. Bewohnt wurde es von Gastarbeitern aus Süditalien, denen wir gerne Gesellschaft leisteten, weil sie viel Interessantes aus ihrer sonnigen Heimat am Mittelmeer zu erzählen wussten. Während der kalten Jahreszeit stand das Haus mit dem fast bis zum Boden reichenden Dach leer. Und wenn es im Frühjahr wieder bewohnt und belebt war, durften wir die ungenutzten Räume, den Keller, die Futtertenne und den grossen Heuboden unter dem Dach erkunden. Wir staunten über die engen Kammern mit tief liegender Diele, in unserem modernen Einfamilienhaus war ja alles ganz anders! Und wir gingen immer wieder gerne hin, denn das alte Haus übte eine geheimnissvolle Faszination auf uns aus. Wir liessen unserer Fantasie freien Lauf und rätselten darüber, was sich hier wohl schon alles zugetragen haben könnte. Und, das ist ein Eindruck der mir bis heute geblieben ist, wir fühlten uns wohl und geborgen hinter diesen alten Holzwänden, das mächtige Vollwalmdach breitete sich wie ein Schild schützend über uns aus.

Ein altes Haus verschwindet
Wie alt mag das Haus gewesen sein? Ich weiss es nicht mehr, denn der Hochstudbau wurde irgendwann abgerissen! Genau so wie einige weitere Hochstudhäuser in der Umgebung. Die Bausubstanz ermögliche es nicht, das Gebäude zu erhalten, hiess es zumeist, in trockenem Beamtenperfekt formuliert. Geblieben ist uns aber die Erinnerung. Und ein Gedanke von Seneca: Sei nicht traurig über das, was du verloren hast, freue dich über die Zeit, die du gehabt hast. Und über das, was dir geblieben ist. Oder von Epiktet: Sage nicht, dass Du es verloren hast, sag vielmehr: Ich habe es zurückgegeben.

Berner BauernhäuserFlückiger-Seiler, Roland: Berner Bauernhäuser

Bauernhaus, Spycher, Stöckli
Viele und gut strukturierte Informationen über Bauernhäuser im Kanton Bern gibt ein Buch aus dem Jahr 1988 von Roland Flückiger-Seiler. Das reich bebilderte Werk ist leider vergriffen. Das Exemplar, das hier auf dem Tisch liegt, stammt aus der Regionalbibliothek. Nach einem Überblick der verschiedenen Regionen des Kantons und der damit verbundenen architektonischen Eigenheiten geht der Verfasser auf die unterschiedlichen Haustypen und auf deren geschichtliche Entwicklung ein. Interessant in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass die markanten Steildacher erst ab dem späten 17. Jahrhundert kontinuierlich entstanden. Sie lösten die ursprünglich schwach geneigten Satteldächer ab, so wie sie bis heute im Berner Oberland anzutreffen sind. Charakteristisch für das Berner Bauernhaus ist das Dreiviertel-Walmdach mit Gehrschild; dem dreiecksförmigen Teilwalm an der Giebel- oder Schmalseite des Daches. Sehr schön dokumentiert der Band die verschiedenen Gebäude, die zu einem Bauernhof gehören. Da ist natürlich der Speicher («Spycher») zu nennen, der so angeordnet ist, dass er vom Wohnteil des Bauernhauses aus immer zu sehen ist. Aber dennoch im Falle eines Brandes genügend Abstand zum Hauptgebäude der Bauernsiedlung hat. Der Verlust des Spychers war verhängnisvoll, denn in diesem einbruchssicheren Gebäude befanden sich neben dem Getreide und den Wertsachen meist auch Urkunden und andere wichtige schriftliche Unterlagen.

Im Stöckli wurde gewohnt – und gearbeitet
Natürlich darf ein weiterer wichtiger Nebenbau nicht fehlen, gemeint ist das Stöckli, das als Baugattung eine typisch bernische Erscheinung sei, so dass dafür nur ein berndeutscher Ausdruck existiere, so Flückiger-Seiler. Es ist vielleicht das vielseitigste Gebäude der Siedlung, seine Geschichte beginnt mit dem alten Küherstöckli und endet im Hier und Jetzt, denn der Stöcklistil ist weit über das Bernbiet hinaus ein beliebter Haustyp geworden. Vielseitig auch deshalb, weil das Stöckli nicht nur als Wohnung diente, in ihm waren auch Werkstätten, weniger oft auch Käsereien untergebracht. Wie das Bauernhaus ist das Stöckli oft ein Ständer- oder Riegbau, so dass es sich harmonisch in die Häusergruppe einfügt. Auch dekorative Elemente wie die Ründi oder verzierte Lauben fehlen nicht.

Ornamentlos? Früher nicht!
Apropos Verzierungen: Unlängst hat ein Spezialist erklärt, dass wir in bezug auf die Architektur in einer ornamentlosen Zeit leben. Recht hat er! Wer’s nicht glaubt, gehe durch ein Wohnquartier mit Einfamilienhäuser, die nicht älter als 50 Jahre sind. Und sehe sich um!
Das war früher ganz anders, denn Verzierungen und dekorative Elemente bezeugten den Wohlstand und damit verbunden auch den sozialen Stand des Besitzers. Im Buch «Berner Bauernhäuser» sind zahlreiche Beispiele abgebildet und detailliert beschrieben. Und so staunt der Betrachter, wenn er vor dem Haus eines habligen Bauern aus dem späten 18. Jahrhundert steht: Farbige Fassaden, verzierte Büge und Balken, bunte Malereien an der Ründi und vieles mehr. Eine Augenweide bei vielen alten Häusern ist immer wieder die Unterseite der Ründi, die gerne als Himmel mit Sonne, Mond und Sternenmeer verschönert wurde.

Kartoffeln 2018

Das sind die Kartoffeln für dieses Jahr: Rote Emalie, Blaue St. Galler (beide Pro Specia Rara), Agata und die allseits bekannte Charlotte aus der Landi. Wenn alles gut geht und die Pflanzen gedeihen, kann im August geerntet und eine schöne Röstiplatte zubereitet werden. Das Foto zeigt eine Kartoffelblüte vom Sommer 2017.

Auf der Suche nach einer neuen Heimat

Was hat Menschen früher dazu getrieben, ihre Heimat zu verlassen und ihr Glück in der Fremde zu suchen? Mit einem fesselnden Vortrag gab Hans Minder detaillierte Antworten auf diese Frage.

Wer zurzeit eine Zeitung aufschlägt, kann regelmässig Berichte von der Zuwanderung in die Schweiz lesen. Gerne wird dabei vergessen, dass unsere Nation früher auch ein Auswanderungsland war. Von Aus- und Einwanderern früherer Zeiten berichtete am vergangene Mittwoch der Historiker Hans Minder in der Kirche in Biglen. Sein spannender Vortrag, den er in wie von ihm gewohnt bildhafter Sprache hielt, war ein Beitrag zum Zyklus «Heimatland! ? Hiesigs u Frömds». Organisiert werden die Vorträge zur Erwachsenenbildung von den Kirchgemeinden Biglen, Schlosswil-Oberhünigen und Walkringen.

Reformation richtete Zäune auf…
«Heimat, wie war das damals?», fragte Hans Minder zu Beginn und nahm die Zuhörer mit auf eine Zeitreise in die vorreformatorische Epoche. Man könne davon ausgehen, dass es im Mittelalter mehr Wanderbewegungen gegeben habe als heute, erklärte der Historiker, «von Russland bis Südspanien gab es eine Gelehrtensprache, das war lateinisch. Und an der Basler Universität lernten Studenten aus Saragossa und Riga». Doch dann sei die Reformation gekommen und habe Zäune aufgerichtet, «plötzlich konnte ein reformierter Emmentaler keine katholische Luzernerin mehr heiraten», fuhr Hans Minder fort. In dieser Zeit seien die Heimatorte entstanden, «ein Privileg, das es nur in der Schweiz und in Liechtenstein gibt». Grund für den amtlichen Bürgerort seien die Armen gewesen, die so in ihre Heimatkantone und zuletzt in die Gemeinden abgeschoben werden konnten.

…und bot Verfolgten Zuflucht
Hans Minder beleuchtete in der Folge verschiedene historische Einwanderungsbewegungen, etwa während der Gegenreformation: Reformierte Walliser oder Luzerner, die in ihrer katholischen Heimat unerwünscht waren, fanden im Kanton Bern Aufnahme. Und als der französische Sonnenkönig Ludwig XIV die Reformation verbot, immigrierten verfolgte Franzosen in den Jura und ins Waadtland. Unter ihnen waren die besten Uhrmacher der damaligen Zeit. «Es muss uns deshalb nicht erstaunen, dass eine bekannte Schweizer Uhrenmarke Huguenot heisst», resümierte Hans Minder! Viele Franzosen seien auch nach Brandenburg geflohen, der französische Einfluss sei bis heute erkennbar, zum Beispiel durch die Familiennamen de Maizière und Lafontaine.

Der Bauernhof ging an den Jüngsten
Auch Armut und Not zwang Menschen, die Schweiz zu verlassen. Hans Minder erwähnte in diesem Zusammenhang das Emmentaler Minorat Erbrecht, bei dem das Bauerngut ungeteilt an den jüngsten Sohn überging, die Geschwister hatten das Nachsehen, «ihnen blieb nur das Recht, unverheiratet als Magd oder Knecht auf dem Hof zu arbeiten», erläuterte Hans Minder, doch viele hätten einen andere Weg gewählt und ihr Glück woanders gesucht. Dies habe dazu geführt, dass Emmentaler als tüchtige Sennen und Küher in den umliegenden Regionen bekannt wurden.

Die Heimat für immer verlassen
Auf die Frage, was ihn beim Nachforschen besonders betroffen habe, erwähnte Hans Minder einen Aktenfund in Trachselwald. «Die Durchsicht der alten Dokumente macht eines deutlich: Es gab Zeiten, da ging es den Menschen hier sehr schlecht, die Armut muss katastrophal gewesen sein.» Die Ausführungen des Lauperswiler Geschichtsforschers liessen erahnen, wie es den Menschen zumute gewesen sein muss, die sich auf den Weg machten. Und wussten, dass sie ihre vertraute Umgebung und Heimat wohl nie wieder sehen werden.

Ortsverein wird 100 Jahre alt

Im kommenden Jahr kann der Ortsverein Rüderswil auf sein 100-jähriges Bestehen zurück blicken. An der Hauptversammlung vom 27. April in der Pfrundscheune beschlossen die Vorstandsmitglieder, dass dieses Jubiläum gebührend gefeiert werden soll. «Wie wir feiern werden, können wir jetzt noch nicht sagen», erklärte der Vereinspräsident Hanspeter Siber, es seien Veranstaltungen vorgesehen, die alle Menschen ansprechen. Der Ortsverein Rüderswil organisiert zahlreiche Anlässe durch das Jahr und engagiert sich für die Verschönerung des Dorfes. Er konnte vor einem Jahr eine Ehrung der Gemeinden Lauperswil und Rüderswil entgegennehmen.

Fahnen werden am Kandelaber aufgehängt
Wenn in Rüderswil gefeiert wird, werden an den Gebäuden entlang der Dorfstrasse Fahnen aufgehängt. Dies ist jedoch nicht unproblematisch, da sich immer wieder Fahnen aus ihrer Verankerung lösen; bei starkem Wind kann es Gebäudeschäden geben. Der Verein beschloss deshalb, 20 Fahnen zukünftig an den Kandelabern zu befestigen. Die Beflaggung der Kirche und des Leuenberger Denkmales werden nicht verändert. Der Kostenvoranschlag für die Anpassung beträgt 4500 Franken, die Einwohnergemeinde unterstützt das Projekt mit 1000 Franken.

Stephan Siegenthaler hat als Mitglied im Vorstand demissioniert, seine Nachfolgerin ist Corinne Wittwer, die einstimmig gewählt wurde.

Homepage Ortsverein Rüderswil: www.ortsverein-ruederswil.ch

Die Sache mit der Engelsgeduld

Engel sind geduldige Wesen, das jedenfalls sagt es ein schönes deutsches Substantiv, das stets dann zu hören ist, wenn jemand einen aussergewöhnlichen Langmut beweist. Wer prophetisch redet, tut dies mit Engelszungen, wer schön singt hat eine Engelsstimme und – eben – wer nicht so schnell aus der Haut fährt, ist mit Engelsgeduld gesegnet!

Engel Gabriel und MariaEngel Gabriel erscheint Maria. Fra Angelico (1387 – 1455)

Nun gibt es in der Bibel ein Ereignis, bei dem der Engel Gabriel nicht besonders geduldig zu sein scheint. Es geschah, als er Zacharias im Tempel überraschte, als sich dieser anschickte, ein Räucheropfer darzubringen. Als der Erzengel ihm eröffnete, dass seine Frau schwanger wird, hatte Zacharias mehr als nur leise Zweifel, denn seine Frau Elisabeth war betagt und kinderlos. Als Zacharias dem Himmelswesen seine Bedenken erklärte, fackelte der Himmelsbote nicht lange. Er eröffnete dem fragenden Priester den göttlichen Plan und und strafte ihn dann wegen seines Unglaubens kurzentschlossen ab: «Du wirst verstummen und nicht reden können bis auf den Tag, da dies geschehen wird». Geduld geht anders!

Fairerweise müssen wir nun ein anderes Ereignis erwähnen, über das Lukas ein paar Verse später berichtet. Gabriel macht auch bei Maria einen Besuch. Was er ihr verkündet, klingt in den Ohren eines Rationalisten ziemlich unglaubwürdig! Und auch Maria ist nicht sofort überzeugt, als sie erfährt, dass sie ohne verheiratet zu sein schwanger werden soll. Heute würde man darin kein Problem sehen, aber damals war das noch etwas anderes! «Wie soll das geschehen?», fragte Maria den Geflügelten. Und diesmal bleibt Gabriel umgänglich. Er bringt den heiligen Geist ins Spiel und sagt etwas, was wir auch heute gerne glauben dürfen: «Alles ist möglich bei Gott!»

Warum diese Ungleichbehandlung, die heutzutage sofort eine Gleichstellungsbehörde auf den Plan rufen würde? Ganz einfach, Gabriel hatte bei Maria eine andere Erwartungshaltung als bei Zacharias. Zacharias war ein erfahrener Priester, der Theologie studiert hat. Gabriel setzte bei ihm so etwas wie einen spirituellen Scharfsinn voraus – und wurde offensichtlich enttäuscht! Und was er bei Zacharias vergeblich suchte, fand er bei Maria, denn sie reagierte geistesgegenwärtig: «Mir geschehe nach seinem Willen». Das heisst, dass sie Gabriel voll und ganz vertraute! Vertraut hat natürlich auch Zacharias, wer’s nicht glaubt, möge die Verse 21-23 desselben Kapitels lesen.

Engel haben Geduld – viel Geduld, diese brauchen sie dringend, wenn sie mit uns Menschen zu tun haben. Uns kann die Geschichte zudem noch folgendes mit auf den Weg geben: Gott hält sein Versprechen! Er hat es bei Zacharias getan, als er ihm die Sprache bei Johannes Geburt wieder schenkte. Und wenn wir ihm vertrauen, enttäuscht er auch uns nicht.