Zämestoh und zämeha

I däm Jahr cha ds Jodlerchörli Eriswil sis 50-jährige Bestehe fire. Und genau das hei d’Jodlerfroue u Manne us em heimelige Eriswil gmacht. Sie hei jubiliert, hei gfiiret und e Aabe gstaltet wo üs allne no lang in schöner Erinnerig wird blibe. Es paar Impressione und Idrück vo däm glungene Jubiläum.

Uf em schön gschmüchte Platz vor der Feschthütte het sich am Abe d’Feschtfamilie versammlet zum Apero. Da het es natürlich vil z’brichte gäh, alti Kamerade hei sich wider troffe, Erinnerige a vergangeni Zyte si wach worde und wär nöi uf e Platz cho isch, isch fröidig begrüesst worde. «Weisch no, wie das denn in Zermatt gsi isch», fragt jetzt der Ruedi der Ernst. Es si beides Gründer vom Verein und si erinnere sich bi me Glesli Wi a erscht Usflug vom Chörli. Uf Zermatt isch es denn gange: «und dert obe isch öppis passiert, wo mir üs nid dänkt hätte», fahrt dä langjährig Ehrejodler witer: «wo mir eis gsunge hei, si plötzlich e Huufe Lüt derzue cho, mänge Fotiapparat het ufblitzt, alli hei öppis wälle wüsse u wo mir witer welle hei, isch e länge Trübel vo Lüt hinter üs nochecho!»
Gwüss hät es no mängs z’brichte gäh a däm wunderschöne Spätsummerabe, aber scho isch der Präsident uf e Platz cho und het die Feschtgmeind i ds Zält bittet. Der Znacht wär parat.


Erinnerungen Drei Gründerväter im Gespräch

Hüt wei mir fiire, hei sich d’Eriswiler gseit, wei luschtig si und zäme e schöne Abe verbringe, wei singe u jutze. U was meinit Dir, liebi Läser? Isch das dene Jodlerlüt glunge? Ja, es isch und no vil meh als das. E heitere u läbige Abe voller Begeischterig für üses schöne Jodlerlied u üses Bruchtum isch es worde. Nachdäm d’Eriswiler Jodlerinne u Jodler mit idrucksvolle Darbietige der Abe eröffnet hei, isch alles gspannt gsi uf d’Gaschtformatione. U scho steit der Jodlerklub Lungere uf der Bühni u stimmt a zum erschte Naturjutz. Häll und klar ertöne d’Jodlerstimme vo de Manne u Froue us der Zentralschwiz u mir gseh die prächtige Bärge, der Ufzug uf d’Alp und dä schön Früehligstag, wo da besunge wird, bildhaft vor üs!
U denn het alles gwartet uf d’Gescht us Maria-Zell. Ja, Dir heit richtig ghört, drei Manne us Öschtrich i ihrne charaktervolle Landestrachte si a däm Jubiläum derbi gsi! Per Internet hei si us Eriswil e Afrag übercho, ob si möchte a der 50-Jahr Fiir derbi si. «Ja, da sind wir dabei!» hei sich die drei behärzte Sänger us em berüehmte Walfahrtsort gseit u hei o der 800 Kilometer läng Wäg i ds’Ämmital nid gschoche. Christian, Günther und Peter bilde zäme der «Dreiergesang», wo ds Publikum mit alte Steyrer Volkslieder erfreut. Die Sänger us üsem öschtliche Nachbarland heis verstande, d’Jodlerfamilie mit ihrem schöne u harmonische Terzettklang z’begeischtere. U scho gli isch vilne klar worde, dass es zwüsche dene schöne Melodie und em Schwizer Jodlerlied meh Verbindends als Trönnends git: Beidi singe vo-me schöne Plätzli i de Bärge, vom troute Elterehus u vo der Heimat, wo üs lieb u wärt isch.

Em erschte Konzärtteil isch e würdevolli Fiir gfolgt, d’Gründer vom Chörli si uf d’Bühni bittet und em Publikum vorgstellt worde. Der Hodel Walter het die verdiente Jodler vorgstellt u vo mängem e heiterei Anekdote z’erzelle gwüsst. So isch der Ruedi, wo 42 Jahr im Klub mitgmacht het, e begnadete Karrikaturist gsi. Är het ds Talänt gha, vor jedem wichtige Uftritt sine Kamerade d Nervosität z’näh. Un das het är so gemacht, weiss der Walter witer z’brichte: Im Schuelzimmer het der Ruedi e Chride ergriffe und es luschtigs Manndli a d’Wandtafele zeichnet. Das het immer e Buggel gha, derzue e längi Nase mi ere grosse Warze obe druf! Us der Nase si grosse Tropfe gflosse u hei am Bode es Seeli bildet.

D’Lischte vo de Gratulante, wo druf uf d’Bühni cho si, isch läng gsi. Vo der Unterämmitaler Jodlervereinigung het ds Chörli e prächtigi Treichle dörfe entgäge näh. D Marianne Weingart vom BKJV het es Zynnchännli u die beschte Wünsche vom Bärner Verband überbracht. I ihrer Red a d’Feschtfamilie isch d’Marianne uf es Inserat z’spräche cho, wo si im Feschtführer gfunde het, «früsch u fründlich» heisst es dert. Isch de üses Jodlerwäse nid genau eso, het d’Marianne druf gfragt. Und: «wie chönt das doch anders si, da doch üses Jodlerlied so vil begeischtereti Ahänger u Fründe het.» Und werum isch das so? fragt d’Marianne witer u git d’Antwort grad sälber: «i der Jodlerfamilie cha jede so si, wie är isch, chöi alli so singe, wie’s ihne ds Härz aseit, wie sis gwanet si.» Das isch der Zouber vom Jodlerlied: Är lit i der Eifachheit und i der Urtümlichkeit begründet. Für ihri schöni Asprach a d’Jubilare het d’Marianne wie alli Gratulante u Gratulantinne e härzliche Applous übercho!

Nach em Feschtakt isch no einisch gsunge u gjutzet worde. Mängi schöni Melodie u mänge strahlende Jutz hei ds Zält erfüllt u wärde i üsne Härze no lang witerklinge, grad so wie mir vili schöni Erinnerige a das glungne Fescht wärde mitnäh. Danke de Jodlerinne u Jodler us Eriswil für das wunderbare Fescht!

Hinweis: Fotos von der Feier gibt es hier. Ein offizieller Bericht wird demnächst in der Jodlerzeitung veröffentlicht werden.

Infos zu TR-069

Die Abkürzung «TR-069» steht für «Technical Report 69». Eine Bezeichnung die ideenlos, wenn nicht gar langweilig klingt. Aber das wofür TR69 steht, sorgt zurzeit für Kontroversen. TR69 wird als «Einfallstor für Spionagesoftware» oder gar als «Modem-Trojaner» bezeichnet. Was ist dran an diesen Behauptungen? Der folgende Artikel enthält eine kurze Einführung zum Thema.

TR69 ist bei Lichte betrachtet nicht mehr als ein Protokoll, das die Kommunikation zwischen einem Endgerät und einem Kontrollserver regelt. Endgeräte werden CPE’s (Customer Premises Equipment) genannt und sind in aller Regel Endgeräte beim Kunden: DSL-Modems, Router, ATA-Boxen, usw. CPE kann per Definition aber auch weiter gefasst werden. Nahezu bei jeder Komponente in einem Netzwerk kann TR69 zum Einsatz kommen. Auf der anderen Seite steht der Kontrollserver, der ACS (Access Control Server) genannt wird. Seine Aufgabe besteht darin, vermöge des TR69 Protokolles Informationen mit einem CPE auszutauschen. Dabei ist klar geregelt, wie die Kommunikation aufgebaut ist, welche Informationen dabei fliessen und welche Authorisierungsmechanismen zum Zuge kommen. Die erste wichtige Frage lautet nun aber: was sind das für Informationen, die ausgetauscht werden?

Leistungsumfang

Um diese Frage beantworten zu können, muss kurz auf das Leistungsspektrum von TR69 eingegangen werden. Dieses umschliesst drei Funktionen zur automatischen Fernkonfiguration und Fernwartung eines CPE:

  1. Konfiguration – Um die Konfiguration eines CPE beim Kunden zu erleichtern sieht TR69 vor, dass ein CPE nach der ersten Inbetriebnahme mit einem ACS Kontakt aufnimmt und von diesem seine Basiskonfiguration erhält. Dabei ist genau festgelegt, welcher (oder welche) ACS für diese Operation in Frage kommen. Bei DSL-Modems ist dies der DSL-Provider, mit dem der Kunden einen Vertrag abgeschlossen hat.

    Im Detail funktioniert das Spiel so: Das CPE bestimmt, welche Konfigurationsparameter von einem ACS abgefragt und verändert werden können. Beim einer Fritz!Box 7170 sind dies mehr als 400 Parameter! Das CPE liefert dem ACS auf Anfrage eine Liste dieser Parameter und ihrer Werte. Der ACS kann nun seinerseits diese Werte verändern und an das CPE zurück senden. Dieses Abfragen und Modifizieren von Parametern auf dem CPE kann beliebig oft vom ACS initiiert werden, ist also nicht an die Erstkonfiguration des CPE gebunden.

  2. Firmware Upgrade – TR69 beschreibt einen Mechanismus, der das Aktualisieren der CPE-Firmware, also zum Beispiel der Betriebssoftware auf dem DSL-Modem ermöglicht. Hierbei erhält das CPE eine enstprechende Anfrage vom Server, in der enthalten ist, wo eine neue Version der Firmware heruntergeladen werden soll. Der ACS sendet dem CPE also nicht die Firmware selbst, sondern nur eine Adresse, von der die Firmware heruntergeladen und installiert wird. In der Regel ist dies eine durch Passwort geschützte Datei auf einem Webserver des Providers.
    Der Vollständigkeit halber muss erwähnt werden, dass die Download-Funktion noch weitere Optionen bietet. Neben der Firmware ist auf einigen Geräten der Austausch von Webseiten des integrierten Webservers oder von anderen Dateien möglich. Bei der Download-Operation wird jeweils ein Funktionsnummer mitgeliefert, die den Typ des Downloads bestimmt.
  3. Wartung – Dazu gehören Funktionen wie das Auswerten von Logdateien, das Ermitteln von Traffic-Statistiken oder ein Neustart des Gerätes.

Sicherheit

Grundsätzlich gilt: Wer mit TR69 auf ein CPE zugreifen kann, ist klar festgelegt. Der TR69 Client auf einem CPE enthält die IP-Adresse eines ACS und die Authorisierungsparameter (Benutzername/Passwort), die vom ACS bei jeder Sitzung mitgeliefert werden müssen. Damit Passwörter nicht im Klartext durch das Netz gesendet werden, kommen SSL oder eine HTTP Digest-Authorisierung zum Einsatz. Obwohl TR69 ein asynchrones Protokoll ist, erfolgt der Aufbau einer Sitzung stets vom CPE aus. Dieser Sitzungsaufbau erfolgt periodisch, kann aber auch nach bestimmten Ereignissen (z.B Reboot) initiiert werden. Beim Sitzungsaufbau sendet das CPE eine sogenannte «Inform» Anfrage an den ACS. Dieser entscheidet dann, was damit zu geschehen hat. Antwortet er gemäss den TR69 Regeln auf die Anfrage, kommt die Sitzung zustande und der Server kann nun seinerseits Anfragen an das CPE stellen.

Eine Sitzung kann auch vom ACS eingeleitet werden. Dazu sendet der Server eine Anfrage an eine vom CPE festgelegte Webadresse. Die Anfrage ist jedoch nur gültig, wenn der ACS sich korrekt authorisiert. Dazu muss der Server eine Benutzer/Passwort-Kombination senden, die auf dem Modem vor der Auslieferung gespeichert worden ist und vom ACS nicht verändert werden kann! Zusätzlich empfiehlt TR69, dass die vom CPE zur Verfügung gestellte Adresse nach jeder Sitzung verändert wird. Damit wird dem Missbrauch des asynchronen Modus zusätzlich vorgebeugt.

Die meisten CPE Clients sind selbst konfigurierbar: Sie erlaube das Konfigurieren einzelner Funktionen oder können als ganzes ausgeschaltet werden. Bei ZyXEL Modems geschieht dies bequem über ein Menu, das via Telnet erreichbar ist. Bei der Fritz!Box ist es eine Datei tr069.cfg, die im Ordner /var/flash zu finden ist. Dort legt der Besitzer fest, ob er Firmware-Upgrades erlaubt und wie oft sein Gerät eine Session zum ACS initiiert. Duch das Ändern eines Passwortes kann zudem der asynchrone Modus deaktiviert werden. Und wem TR69 gänzlich suspekt ist, dem steht es frei, es komplett auszuschalten.

Für und Wider

Obwohl es grundsätzlich möglich ist, eine Überwachungssoftware via ACS zu installieren, ist die Bezeichnung «Einfallstor für Trojaner» übertrieben und führt zu falschen Ängsten und Verdächtigungen. Denn ausschliesslich der Provider hat Zugriff auf das CPE. Im Alltag ist TR69 nichts anderes als ein Protokoll, das dem Kunden die Arbeit abnimmt, wenn er seinen DSL-Router in Betrieb nimmt. Mit TR69 werden alle wichtigen Parameter für das Gerät beim ACS abgeholt und gespeichert, so dass dass das Gerät sofort betriebsbereit ist. Der Firmware-Upgrade kann den Kunden sogar vor Angriffen schützen, wenn damit Schwachstellen in der Betriebssoftware behoben werden.

Auf der anderen Seite kann TR69 für eine übertriebene Kontrolle des Providers missbraucht werden. Ein wichtiger Schlüssel dazu bieten die Parameter-Attribute. Jeder Parameter eines CPE kann mit zwei Attributen ausgezeichnet werden: «Notify» und «Access». Das Access-Attribut legt fest. wer diesen Parameter einsehen oder ändern darf. Theoretisch ist es möglich, damit den Zugriff des ACS einzuschränken. In der Praxis wird dieses Attribut von den meisten TR69-Clients noch nicht oder nur zum Teil genutzt. Interessanter ist das Notify-Attribut: Es legt fest, was geschieht, wenn der Besitzer des CPE den Wert eines Parameters verändert. Es kann bestimmt werden, dass der neue Wert sofort oder beim nächsten «Notify» (siehe oben) an den ACS gesendet wird. Mit andern Worten: Der Provider kann protokollieren, welche Parameter zu welchem Zeitpunkt vom Kunden verändert worden sind.

Dokumentation

Der Umfang und die Funktionsweise von TR69 ist im Dokument «TR-069 Amendment» genau beschrieben. Leider gebricht es dem Dokument an Struktur und Verständlichkeit. Es ist an vielen Stellen nur schwer verdaulich. Erschwerend kommt hinzu, dass der mehr als 100 Seiten umfassende Text nicht ein einziges Beispiel gibt. Wer also selbst eine TR69-Schnittstelle entwickeln will, steht einigen Schwierigkeiten gegenüber. Als weitere Informationsquelle kann der englische Wikipedia-Artikel genannt werden. Dieser enthält eine gute Zusammenfassung der Materie sowie Links zu einigen kommerziellen ACS-Anbietern.

…Ist das alles? Ja, leider. Jedenfalls im Moment. Ich habe selber eine ACS-Software entwickelt und viel Zeit damit verbracht, im Internet nach Informationen zu recherchieren. Die beiden gebotenen Links bleiben vorerst das spärliche Ergebnis dieser Suche. Auch wer nach freier Software fragt, wird enttäuscht. Denn im Moment gibt es noch keine TR69-Projekte.

Neues Homepage-Projekt

Die «Emmentaler Jodler» aus Konolfingen sind in mehrfacher Hinsicht ein ungewöhlicher Klub. Unter dem Namen «Jodlerquintett Stalden» wurde der Verein im Jahr 1905 gegründet und ist damit der älteste Jodlerklub im Kanton Bern. Ungewöhlich ist auch die Tracht der Emmentaler Jodler: die Halbleinbekleidung wurde in Schnitt und Form der Herrenmode nachempfunden, wie sie in der Mitte des 19. Jh. bei der Landbevölkerung gebräuchlich war.

Stets mit den Emmentaler Jodlern verbunden bleiben wird auch der Name eines grossen Komponisten und Förderer des Schweizer Jodelliedes: Oskar Friedrich Schmalz. Er gehört zu den Gründern und hat den Verein nachhaltig geprägt. Noch heute gehören seine Lieder zum festen Repertoir des Klubs.

Und jetzt also wollen sich die Emmentaler Jodler auch im Internet präsentieren. In Zusammenarbeit mit dem Klub entsteht zurzeit eine Webseite, welche über das vielseitige Schaffen dieses aktiven Klubs informieren wird. Die Homepage wird voraussichtlich Ende August unter der Adresse emmentaler-jodler.ch online sein.

Alphorn gestohlen – Searching for stolen Alphorn

See below for englisch text.

Es gibt Dinge, die hält man einfach nicht für möglich, dennoch geschehen sie:

Zu viert spielten wir am vergangenen Samstag am einem Fest mit ca. 400 Gästen. Der Anlass fand im Freien statt, der offizielle Festakt wurde in einem eigens dafür aufgestellten Festzelt gehalten. Wir spielten am frühen Abend zum Apero und gaben während der Feier zwei Alphorneinlagen. Unsere Vorträge fanden grossen Beifall und wir spielten mehrere Zugaben. Bis dahin war es für alle Beteiligten ein erfreulicher Auftritt. Zufrieden machten wir uns um ca. 22 Uhr auf dem Heimweg.

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Vermisstes Alphorn

Ein Alphornkamerad blieb zurück, er trank im Festzelt zusammen mit seinen Angehörigen noch einen Kaffee. Sein Alphorn liess er dabei neben dem Zelt zusammengesteckt liegen. Als er nach ca. 20 Minuten das Instrument holen wollte, war es verschwunden. Niemand hatte etwas gesehen, oder wusste über den Verbleib des Alphornes etwas zu sagen. So wurde aus der anfänglichen Befürchtung bald traurige Realität: das Alphorn ist gestohlen worden. Natürlich wurde umgehend das OK informiert und bei der Polizei Anzeige erstattet. Da das Fest aber internationalen Charakter hatte und viele Gäste mit Wohnmobilen/Wohnwagen anreisten, muss befürchtet werden, dass sich das Alphorn im Ausland befindet.

Hier einige Angaben zum Instrument:

  • Fis/Ges, dreiteilig mit F-Einsatz, Bergfichte, Erbauer: Hansruedi Bachmann
  • Schallbecher ohne Bemalung
  • Erkennungsmerkmal: Einige kleinere schwarze Streifen auf der rechten Seite des Schallbechers (auf dem Photo nicht zu sehen)

Weitere Angaben habe ich im Moment leider nicht, dafür gibt es ein Foto des Instrumentes. Das Alphorn ist 8 Jahre alt. Das Instrument verschwand samt Futteral und Mundstück.

Ich brauche hier ja nicht zu erwähnen, dass ein Alphorn für seinen Besitzer mehr Wert hat, als den Kaufbetrag. Jedes Alphorn ist ein Einzelstück und kann daher nie gänzlich ersetzt werden. Es ergeht daher an dieser Stelle auch die Bitte an den Dieb, das Instrument zurückzugeben.

Stolen alphorn

This original swiss alphorn (see picture) has been stolen on August 13, 2007. Location: Burgdorf, Schützenmatte, Switzerland. It is a very precious musical instrument, handmade by a famous alphorn builder in Bernese, Switzerland. We assume that the stolen alphorn is used for decoration somewhere in western europe. Important: it will be unusable after spending several years in a heated room due to the dry air. We still hope to get it back.

Update 16.2.2012: Das gestohlene Alphorn ist am 15. Februar 2012 wieder aufgetaucht. Ein Käufer, der es auf einer Online-Auktion erworben hat, schöpfte verdacht und fand diese Anzeige.
The stolen Alphorn has finally been found! A Musician bought it on a online-auction. After receiving, he detected suspicious manipulations on the alphorn and found this advertisment while searching the web.

Bibel in gerechter Sprache

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Bibel in gerechter Sprache

Im vergangenen Mai wurde nach fünfjähriger Übersetzungsarbeit die erste Auflage der Bibel in gerechter Sprache (BigS) veröffentlicht. In den folgenden Tagen und Wochen war das Interesse der Medien gross und der Text dieser neuen Bibel wurde kontrovers diskutiert. Während die einen von der BigS begeistert sind und sie als eine moderne und frische Übersetzung feiern, ist die Ablehnung auf der anderen Seite massiv und entschlossen. Kritiker werfen der BigS vor, ungenau und für den kirchlichen Gebrauch nicht brauchbar zu sein. Das Werk habe in dieser Form keine Zukunft, ja sogar von Häresie ist die Rede.

In den Medien ist der Tenor mehrheitlich negativ. Im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung erschien schon im vergangenen Dezember ein Artikel, der an der BigS kein gutes Haar lässt und zum Schluss kommt, es sei allen zu gönnen, von dieser Übersetzung verschont zu bleiben! Die NZZ veröffentlichte im Kulturteil einen ausführlichen Kommentar von Prof. Dr. Ingolf U. Dalferth. Dieser spricht der BigS den Anspruch, textgerecht zu sein ab und bezeichnet die Übersetzung als schlecht, falsch und nichtig.

In der Zwischenzeit hat sich der Sturm etwas gelegt. Das ist ein günstiger Zeitpunkt, sich ein Exemplar dieses Buches zu beschaffen und genauer zu betrachten. Ich hatte die Gelegenheit, während einiger Wochen Teile der BigS zu lesen und mit anderen Übersetzungen zu vergleichen. Das Mass aller Dinge bei deutschen Bibelübersetzungen ist für mich die Lutherbibel. Luthers Sprache ist mächtig, bildhaft und klangvoll. Dem Reformator gelang das Kunststück, einen deutschen Text zu schaffen, der für jedermann verständlich ist, zugleich aber eine präzise Übersetzung bietet und stets nahe beim Urtext bleibt.

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Layout und Format begünstigen das Lesen

In bezug auf die Gestaltung und das Format vermag die BigS zu gefallen. Eingebunden in einem schlichten, aber gefällig gestalteten Einband befinden sich mehr als 2300 (!) einspaltig bedruckte Seiten auf beigem Papier. Dank des grosszügigen Formates (21,8 x 16,2cm) wurde es möglich, eine grosse Schrift zu verwenden, die das Lesen erleichtert. Der Entscheid zugunsten eines einspaltigen Druckes ist richtig, mit durchschnittlich 12 Wörtern pro Zeile bietet die BigS einen ermüdungsarmen Lesefluss. Wegen des grosszügigen Formates und der Seitenzahl ist diese Bibel jedoch kein leichtes Buch; um sie lesen zu können, muss sie auf den Tisch gelegt werden.
Schade ist, dass auf Überschriften verzichtet wurde, mit dem Ergebnis, dass viele Seiten sich dem Leser als Bleiwüste präsentieren. Überschriften bieten eine zusätzliche Erleichterung beim Lesen und helfen beim Auffinden bestimmter Passagen. Die Begründung der BigS-Übersetzerinnen, dass der Leser diese Überschriften als Teil des Textes halten könnte, ist nicht nachvollziehbar, denn auch die BigS ist ja nicht frei von solchen Eingriffen in den Text.

Im Gegensatz zu den bisherigen Bibelübersetzungen verfolgt die BigS ein ideologisches Ziel, sie legt das Schwergewicht bei der Übersetzung auf eine «gerechte Sprache», die drei Themenkreise umspannt. Frauen sollen überall dort, wo sozialgeschichtliche Forschungsergebnisse nahelegen, dass sie mitgemeint sind, ausdrücklich benannt werden. Ferner soll festgehalten werden, dass Jesus und seine Jüngerinnen und Jünger Juden waren und sich als Teil dieser Gemeinschaft verstanden. Endlich soll auf die soziale Realität der damaligen Zeit aufmerksam gemacht werden, «Mägde» und «Knechte» werden wieder zu dem, was sie in Wirklichkeit waren: Sklaven.
Der Werbetext zur BigS liest sich so:

«(….) Stellen Sie sich vor: Sie schlagen Ihre Bibel auf und können im Wortlaut entdecken, es gab sie, die Jüngerin, die Apostelin, die Diakonin… Sie lesen in Ihrer Bibel und können sicher sein, hier wird ernst genommen, dass Jesus Jude war.Die Bibel in gerechter Sprache will den biblischen Alltag und damit auch die mitgemeinten Frauen sichtbar machen. Sie will diskriminierende Formulierungen überwinden, antijüdische und gewaltverherrlichende Begriffe vermeiden und die Vielfalt der biblischen Gottesbilder aufdecken. Die Übersetzungen in der Bibel in gerechter Sprache sind verständlich, klar und poetisch und haben eine größtmögliche Nähe zu den Ursprungstexten (…)»

Ich werde im folgenden nur auf den wichtigsten dieser drei Themenkreise eingehen, auf die Gerechtigkeit der Sprache gegenüber Frauen und Männern. Es is richtig, dass in dieser Bibel Frauen explizit genannt werden, wo sie im Text mitgemeint sind. Viel zu lange sind Frauen benachteiligt und ausgeklammert worden, nicht nur in der Bibel! So ist es sehr erfreulich, dass es endlich Jüngerinnen, Diakoninnen, Apostelinnen und Jüdinnen gibt. Es ist eine historische Tatsache, dass Frauen im Jüngerkreis eine bedeutende Rolle gespielt haben. Frauen waren es, die Jesus bis ans Kreuz die Treue hielten. Und Frauen waren es, denen Jesus nach seiner Auferstehung als erstes erschien.
Schön und richtig ist auch die Feststellung, dass Gott weder Mann noch Frau ist, es wirkt in der Tat befreiend und bereichernd, wenn auch die weibliche Seite Gottes betont wird und endlich den ihr zustehenden Platz erhält, der ihr so viele Jahre verwehrt worden ist. So könnte die BigS zu einer echten Bereicherung neben den anderen Übersetzungen werden.

Das Problem: Die BigS lässt es nicht bei diesem Anliegen bewenden. Vielmehr wurden viele Stellen des Bibeltextes der feministischen Sprachideologie angepasst, was oft nicht möglich war, ohne dem Urtext Gewalt anzutun. Ich werde im folgenden zwei dieser Eingriffe erläutern, wer einen detaillierten Überblick der Kritik erhalten will, sei auf das ausführliche Gutachten «Den biblischen Text übersetzen heißt: ihm dienen» von Hermann Barth verwiesen.

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Ausschnitt aus dem Evangelium nach Lukas

I. Sicher gut gemeint, aber ein erster zentraler Punkt der Kritik ist ein regelrechtes Würfelspiel mit den Eigennamen Gottes und dem griechischen Kyrios (Herr) im neuen Testament. Alle diese Stellen wurden grau hinterlegt und mit zwei Buchstaben markiert, die auf den verwendeten Begriff im Urtext hinweisen: «“» für JHWH und «κς» für Kyrios im neuen Testamant. Zwischen diese Buchstaben wird je ein Vorschlag gesetzt, der in einigen Büchern des A.T. ständig oder nach jeder Doppelseite wechselt, in allen andern Büchern jeweils konstant bleibt. Mein Beispiel zeigt eine Seite aus dem Lukas-Evangelium, in dem durchgehend Kyrios mit κEwigeς wiedergegeben wird. Die aufmerksame Leserin soll sich nun jedesmal aus einer Liste am linken oberen Seitenrand einen Ersatzbegriff aussuchen, dort stehen auf der erwähnten Seite die folgenden Vorschläge: der Ewige, die Heilige, die Ewige, der Eine, Er Sie, Schechina, Gott. Kritiker wenden ein, dass gerade damit der Gottesname sexualisiert, also gerade das Gegenteil von dem erreicht wird, was die BigS anstrebt. Ferner wird bestritten, dass der Gottesname auf diese Weise beliebig ausgetauscht werden kann.
Hier treten die feministischen Anliegen der Übersetzerinnen und Übersetzer offen zutage. Im Glossar auf Seite 2358 kann nachgelesen werden, worum es geht: Durch das stetige Einüben dieser abwechselnden, sowohl weiblichen als auch männlichen Gottesbezeichnungen sollen die Lesenden umlernen. Es ist jeder Ideologie eigen, dass sie den Menschen verändern will.

II. Im neuen Testament wird das Begriffspaar Vater/Sohn abgesehen von wenigen Ausnahmen gemieden und durch «Mutter und Vater» oder «Eltern», resp. durch «Kind» ersetzt. Die Übersetzenden begründen dies damit, dass sie der männlich geprägten Sprache entgegentreten wollen. Die Folge davon ist, dass Jesus nicht mehr Sohn Gottes sein darf, er wird in der BigS zum «Kind seiner Mutter und seines Vaters». Durch die Sprachregelung der BigS wird Jesus Christus zu einem Religionslehrer, der erwählt ist, eine spezielle Beziehung zu Gott hat. Als solcher begegnet er uns nicht mehr als Bevollmächtigter Gottes («Ich aber sage euch»), sondern als unorthodoxder Rabbiner, der seinen Schülern die Tora erklärt. Mt. 5,22: «Ich lege euch das heute so aus: (…)».
Auch der Titel «Menschensohn», den Jesus am häufigsten gebraucht, wenn er von sich selbst spricht (allein 14-mal im Markus-Evangelium), ist von den Übersetzerinnen durch «die Menschen» ersetzt oder ganz weggelassen worden. Auch in Mt. 12, wo Jesus mit den Pharisäern einen Disput darüber führt, was am Sabbat erlaubt ist, verwendet Jesus diesen Titel und offenbart sich als Herr über den Sabbat: Mt. 12,8: Der Menschensohn ist ein Herr über den Sabbat. In der BigS verkommt diese Ankündigung zu: Die Menschen sind wichtiger als der Sabbat.
Spätestens hier wird es verständlich, dass alle grossen Kirchenverbände gegenüber der BigS eine ablehnende Haltung einnehmen: Wenn Jesus nicht mehr Mensch gewordener Sohn Gottes ist, der in die Welt gekommen ist um durch seinen Tod am Kreuz die Menschheit zu erlösen; wenn Jesus nur noch ein origineller Morallehrer ist, dann ist damit die zentrale Botschaft des Evangeliums ausser Kraft gesetzt.

BigS und Lutherbibel

Dass die Qualität der sprachregulierten Bibel vor allem im Vergleich mit der Lutherbibel gemessen wird, zeichnete sich schon vor dem Erscheinen der BigS ab und war auch zu erwarten. Denn die Lutherbibel ist eine der ältesten deutschen Bibelübersetzungen, sie ist die am häufigsten verwendete deutsche Bibel und ist kulturhistorisch von eminenter Bedeutung. Die Sprache der Lutherbibel ist bildhaft und kraftvoll. Und obwohl die Übersetzung nahe am Urtext bleibt und diesem so genau wie möglich folgt, ist sie doch veständlich und der heutigen Sprache nicht fremd.
Wie ganz anders präsentiert sich die BigS. Den Selbstanspruch, verständlich und klar zu sein, versucht sie dadurch zu erfüllen, dass sie sich eines faden und dürren Beamtendeutsch bedient. Keine Spur von der angekündigten Poesie. Keinesfalls erfüllen kann die BigS den Anspruch der «grösstmöglichen Nähe zu den Ursprungstexten». Um der zugrundeliegenden Ideologie zu genügen, wurden ganze Passagen nicht übersetzt, sondern interpretiert und auf dem Altar der politischen Korrektheit und des feministischen Diktates geopfert.
Kritiker fällten deshalb über die BigS ein hartes Urteil: Sie bleibe Lichtjahre hinter den etablierten Übersetzungen zurück. Die Manipulationen seien zu offensichtlich. So war es nur eine Frage der Zeit, bis die Autorenschaft der BigS selbst zur Kritik griff, um wenigstens Teile ihres von der Presse und den Kirchenverbänden durchgeschüttelten Werkes zu retten. Eines der Ziele dieser Kritik ist – die Lutherbibel. Mitherausgeber Martin Leutzsch behauptet in einem Artikel, dass «Die heutige Lutherbibel nicht die Bibel Martin Luthers ist». Was heute als Lutherbibel erhältlich und in Gebrauch sei, habe mit der Originalfassung des Reformators im Ganzen wenig gemeinsam. Leutzschens Thesen beziehen sich aber nicht auf den Bibeltext, sondern vielmehr auf Kommentare und auf Illustrationen im Original, sowie auf den Wegfall der Apokryphen. Was aber ist mit den Textrevisionen, die von Leutsch angeführt werden? Um sich ein Bild der Redaktion machen zu können, können die Texte der aktuellen Revision und der Fassung aus dem Jahre 1545 problemlos miteinander verglichen werden. Hier zum Beispiel der Beginn von Apg 3:

1545:
1 Petrus aber vnd Johannes giengen mit einander hin auff in den Tempel vmb die neunde stunde / da man pflegt zu beten. 2 Vnd es war ein Man / Lam von Mutterleibe / der lies sich tragen / Vnd sie satzten jn teglich fur des Tempels thür / die da heisset die Schöne / das er bettelte das Almosen von denen / die in den Tempel giengen. 3 Da er nu sahe Petrum vnd Johannem / das sie wolten zum Tempel hin ein gehen / bat er vmb ein Almosen.
4 Petrus aber sahe jn an mit Johanne / vnd sprach / Sihe vns an. 5 Vnd er sahe sie an / wartet / das er etwas von jnen empfienge. 6 Petrus aber sprach / Silber vnd gold habe ich nicht / was ich aber habe / das gebe ich dir. Jm namen Jhesu Christi von Nazareth / stehe auff / vnd wandele
1984:
1 Petrus aber und Johannes gingen hinauf in den Tempel um die neunte Stunde, zur Gebetszeit. 2 Und es wurde ein Mann herbeigetragen, lahm von Mutterleibe; den setzte man täglich vor die Tür des Tempels, die da heißt die Schöne, damit er um Almosen bettelte bei denen, die in den Tempel gingen. 3 Als er nun Petrus und Johannes sah, wie sie in den Tempel hineingehen wollten, bat er um ein Almosen.
4 Petrus aber blickte ihn an mit Johannes und sprach: Sieh uns an! 5 Und er sah sie an und wartete darauf, dass er etwas von ihnen empfinge. 6 Petrus aber sprach: Silber und Gold habe ich nicht; was ich aber habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi von Nazareth steh auf und geh umher!

Ein eingehender Vergleich zeigt, dass die Lutherbibel in all den Jahren sehr sorgfältig und gewissenhaft revidiert worden ist. Was wir heute lesen, ist noch immer die Sprache Luthers in ihrer urtümlichen Schönheit und Brillanz. Was wir in der BigS lesen, hat von all diesen Qualitäten nur wenig zu bieten. Als Gegenwert für die Qualität der Lutherbibel erhält der Leser einen ideologisch verbrämten Text. Und das ist ein schlechter Tausch.

Umpflanzaktion

In den Blumenkästen zur Strasse wuchsen in den vergangenen fünf Jahren sechs Säulenthujas und noch einmal soviele Buchsbäumchen heran. Die ersten Jahre ging das gut; doch dann kamen die Probleme: In den Kästen wurde es zunehmend eng und die Thujas wuchsen flink in die Höhe. Bald wurden sie mehr als einen Meter hoch und versperrten die Aussicht beim Wegfahren vom Hausplatz auf die Luzernstrasse. Was also tun mit den Thujas? Genau, versteigern auf Ricardo.ch! Ich habe die schönen Bäume also zu einem günstigen Preis auf Ricardo eingestellt. Und siehe da, nach wenigen Tagen meldete sich ein Käufer. Er will die Thujas für sein neues Eigenheim in Dübendorf. Dort sollen sie für eine natürliche Abtrennung zum Nachbarhaus verwendet werden.

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Säulenthujas im Blumenkasten

Bewaffnet mit Stechschaufel, Hacke und Handspaten kam der neue Besitzer heute Morgen vorbei und wir begannen, die Thujas freizulegen. Das war aber leichter gesagt als getan, denn die Bäume waren sehr eng ineinander verwurzelt und liessen sich nur mit viel Mühe freilegen. Dass es plötzlich anfing, in Strömen zu regnen, machte die Sache auch nicht einfacher.
Mit einer etwas unorthodoxen Methode kamen wir dann aber doch an’s Ziel: Mit Fredi’s Gabelstapler wurden die Bäume mitsamt Wurzelballen aus dem Kasten gehoben und dann mit dem Spaten voneinander getrennt. In weniger als einer halebn Stunde waren die Thujas verladen.

Nun waren die Thujas also weg und die Buchsli standen vor den leeren Blumenkästen? Was geschieht nun mit ihnen? Zurück in die Kästen schien mir keine passende Lösung; die immergrünen Pflanzen haben ja auch schon eine gewisse Grösse erreicht und die Tortur mit dem Ausgraben sollen sie nicht noch einmal durchstehen müssen! Also noch einmal Spaten und Schaufel holen und hinter dem Haus sechs Löcher graben. Dort bilden die Buchsli nun einen hübschen Abschluss zum March und können wieder wachsen, zweigen und wurzeln, ohne in einem Steinkasten eingezwängt zu sein.

Im Auge des Porphyrion

Vor dem Eingang bleibe ich einen Moment stehen, will mir Zeit nehmen um das grosse Gebäude genauer zu betrachten, auf dessen Eingangsstufen ich stehe. Vor mir erhebt sich eine Fassade aus Glas, die das Tageslicht und die umliegenden Gebäude spiegelt. Moderne, eindrucksvolle Architektur! Auf den Stufen vor dem Eingang stehen ein paar Geschäftsmänner in dunkelblauem Anzug, in der mitlerweile typischen Managerhaltung: rechte Hand mit Handy am Ohr, linke Hand mit Aktenmappe. Es ist neu Uhr Morgens, das Räderwerk ist in vollem Gang. Die elegant gekleideten Menschen passen zu dem Gebäude, vor dem sie stehen: Dunkelblau spiegelndes Glas, dunkelblaue oder schwarze Kleidung; auch bei den Business-Frauen kaum ein Farbtupfer. Aktenkoffer aus dunklem Leder, Personal Digital Assistant. Daily Briefing. Business.

Ich betrete das Gebäude, komme mir in der riesigen Halle etwas verloren vor. Warum habe ich bloss den Eindruck, dass ich nicht hierher passe? der Raum besteht aus dunkelgrauem Stein, eingefasst von schwarzen Stahlträgern und grossen Fensterfronten, aus Chromstahl und schwarzem Kunststoff. Alles sehr modern, Hightech-Atmosphäre macht sich breit. Nur: In dem ganzen Komplex kann ich nirgends ein einziges Pflänzchen entdecken.
Bei der Reception wird die Menschenmenge grösser, Besucherkarten werde verteilt, Termine besprochen, es wird zum Business-Launch eingeladen. Die Sprache ist angereichert mit Anglizismen.

Dann beginnt der Workshop, ein leitender technischer Angestellter referiert über Neuerungen, über Dateiformate, Layer, Contract Orders und über Qualification Requests. Die Besucher sitzen an den Tischen aus schwarzem Kunststoff und lauschen andächtig, wie bei einer Predigt. Jeder hat wie ein Gebetsbuch sein Handy vor sich auf dem Tisch liegen. Manche gar zwei. Andere haben den Notebook mitgebracht und aufgeklappt, sind auch während des Vortrages immer wieder auf ihren Desktop fixiert.

Ich blicke aus dem Fenster und sehe, wie dort eine Amsel über den Rasen hüpft, auf der Suche nach etwas essbarem. Sie interessiert sich nicht für all das, was hier geschieht. Sie hat ihren eigenen Rhythmus, weiss nichts von Qualification Requests. Mit all ihrem Sein und Streben ist sie aufgehoben und geborgen im Zeitenlauf der Natur. Mit anderen Worten: sie ist glücklich.

Dann hüpfte die Amsel auf ein Geländer, beobachtete von dort aus einen Moment die Umgebung. Und flog anschliessend davon.

Bibel im Gespräch

Dieser Tage erscheint eine neue Übersetzung der Zürcher Bibel. Die Sendung «Blickpunkt Religion» des Kultursenders DRS2 nahm dies zum Anlass, eine Sendung über die Bibel zu gestalten. Ernüchtert wird darin festgestellt, dass das Wissen über die Bibel schwindet. Und dies obwohl zum Thema Bibel ein reiches, auch multimediales Angebot existiert. Und viele Informationen zur Bibel, sowie Online-Ausgaben verschiedener Übersetzungen, sind auch im Internet zu finden. Das Angebot wird auch rege genutzt, aber: Ist die Bibel einmal gekauft, landet sie oft ungenutzt im Schrank.
Auch die Gratiszeitung «20 Minuten» widmet dem Wissen über die Bibel einen Artikel, in dem über die Ergebnisse einer von gfs Zürich durchgeführten Umfrage berichtet wird. Die Statistiker kommen zum Schluss, dass die Schweizer nur wenig Ahnung von der Bibel haben und sich eher an den erfolgreich verfilmten Roman «The Da Vinci Code» erinnern als an den tatsächlichen Inhalt der Bibel. Ein Beispiel: 37% der Schweizer halten laut der Umfrage Maria Magdalena für die Frau Jesu. Eine Fehler, der vom Roman-Autor Dan Brown in die Welt gesetzt worden ist.

Dass viele Bibeln im Bücherregal verstauben ist schade, denn die Lektüre des «Buches der Bücher» ist stets ein Gewinn; selbst dann, wenn nur wenige Minuten dafür bleiben. Die Bibel möchte – wie jedes andere Buch auch – gelesen werden. Und es sind keine Vorkenntnisse erforderlich, um die Bibel zu verstehen. Sie kann gelesen werden wie ein Roman, also von der ersten bis zur letzten Seite. Aber auch wie ein Nachschlagewerk: neuere Ausgaben sind mit Untertiteln versehen, so das der Leser beim Stöbern leicht einen Abschnitt finden kann, der ihn interessiert. Viele Bibeln haben zudem neben dem Inhaltsverzeichnis einen Index «Wo ist was», der Verweise auf bekannte biblische Geschichten enthält.

Wer fragt, wo er mit der Lektüre beginnen soll, wird oft – wegen seiner Kürze – auf das Markus-Evangelium verwiesen. Andere Ausgaben empfehlen das Johannes-Evangelium, weil es das Selbstverständnis von Jesus Christus besonders prägnant hervorhebt. Aber auch der Römerbrief bietet sich als Erstlektüre an, weil er alle zentralen Glaubenssätze des Christentums zusammenfasst.

Bleibt noch die Frage: welche Bibel, resp. Übersetzung soll es sein? Dies ist nicht nur eine Geschmacksfrage, da einige Ausgaben wie die Elberfelder Bibel zwar möglichst wortgetreu übersetzen und damit nahe am Grundtext bleiben. Diese Texttreue hat aber oft eine Einbusse der Leserlichkeit zur Folge. Beliebt ist die «Gute Nachricht» Bibel, da sie im heutigen Deutsch verfasst ist und dadurch vieles leichter verständlicher macht. Ein schöner Kompromiss zwischen Elberfelder und «Gute Nachricht» ist die Luther-Bibel. Sie ist die offizielle und empfohlene Bibel vieler evangelischer Kirchenverbände.
Abgeraten werden muss von der «Neue Welt» Bibel. Hier handelt es sich um eine manipulierte Überesetzung der Wachtturm-Gesellschaft («Zeugen Jehovas»). Bei der «Bibel in gerechter Sprache» scheiden sich die Geister, nicht nur weil diese Ausgabe ideologische Ziele verfolgt. Während die einen den Text wegen sprachlicher Hässlichkeiten und willkürlicher Veränderungen ablehnen, empfehlen andere diese Bibel für den persönlichen Gebrauch.

Jodlerfescht im Bluemestedtli

Es Unwätter

Es si gwüss nid weni Lüt gsi, wo am Friti, ei Wuche vor em Jodlerfescht in Huttwil, mit de Gedanke bi de letschte Vorbereitige si gsi. Im Bluemestedtli isch alles parat gmacht worde für das bevorstehende Fescht, mit vil Fröid und grossem Engagement isch der gross Momänt erwartet worde. U niemer hätt öppis böses dänkt, wo am Abe plötzlich schwarzi Gwitterwulche über d’ Fritzeflueh zoge si. Druf isch passiert, was niemer het chöne ahne. Es heftigs Gwitter mit unvorstellbare Rägemasse het für vili Mösche i der Region Huttwil Not und Eländ brocht. E Ougezüge beschribt es so: I ha d’ Alarmsirene ghört und bi em Dorf zue, so schnäll dass es möglich isch gsi. Aber es isch scho z’spät gsi! D’Brügg zum Dorf isch unter Wasser gstande, der Durchgang versperrt. Ds Wasser isch so schnäll cho, dass niemer het chönne reagiere! Es isch gsi, als ob das Gwitter wett der Chehr mache, zrügg zur Fritzeflueh. Denn aber wider ume cho isch, heftiger und mit meh Wassermasse als vorhär!

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Blick auf das Festgelände

Aber i all däm Ugfehl inne, unter de Trümmer vo de zerstörte Hüser hei d Mönsche o öppis chönne finde, wo Muet u Zueversicht gäh het. Es isch e guete Geischt gsi, wo d’Lüt im Dorf zämegschweist het. Wär vom Uwätter troffe worde isch, het Hülf u Bistand überchö vo dene, wo ihres Hab u Guet ganz blibe isch. Ei Tag nach däm schwäre Gwitter isch o entschide worde, dass ds Jodlerfescht trotz allem wie plant söll stattfinde. Huttwil isch zämgegstande und het e grossi Ufgab gmeischteret: D’Folge vom Unwätter träge und i der gliche Wuche es Fescht mit meh als 50’000 Bsuecher dürefüehre. Huttwil het grosses gleischtet, het unter schwirigste Bedingige vorgläbt, was i so mängem Jodellied besunge wird: Zämeha, Vertroue u Zueversicht i schwärer Stund, Kameradin und Kamerad si.
So het das lang erwartete Jodlerfescht dörfe cho. Und es isch es Fescht worde, so schön, dass d Bärner Jodler no lang dervo wärde brichte, schwärme und erzelle, wie-n-es in Huttwil doch isch gsi. Ds Bluemestedtli het blüeiht, mit vil Liebi zum Detail isch alles härgrichtet worde. «S’ Bärnerland im Sunndigsgwand», das isch ds Motto vom Fescht gsi. Und so het sich Huttwil zeigt: Im Sunndigswand, gschmückt mit Blueme wo ds Oug häregluegt het, es isch e wahri Fröid gsi.

S’Bärnerland im Sunndigsgwand

Heimat

Das, was Dir hüt erläbet, das isch Heimat. Heimat, so wie si üs lieb u wärt isch. Und wenn de ds Fescht verbi isch, wenn Dir uf öiem Wäg e Schwizerfahne gseht, de dänkit a das, wo Dir hüt erläbt heit. Dänkit a üsi Heimat.

Auszug aus einer Festansprache von Christian Iseli

Scho am Samschti Morge het sich e ächti, läbigi Jodlerfeschtstimmig in Huttwil verbreitet. Die vile, schön zwäggmachte Beizli und Zält hei sich gfüllt, da u dert isch e Jutz z’ghöre gsi, meh und meh. Und us der Färni si die erschte urchige Alphornkläng z’vernäh gsi. Aber jetzt wei mir doch ga luege, wie die Jodler sich uf e gross Momänt vorbereitet hei. I der reformierte Stadtchile het sich der Jodlerklub Langnau parat gmacht. d’Zuehörer freue sich uf e Vortrag u warte gspannt. «Spitzeflueh» heisst dä schön Naturjodel vom Adolf Stähli, wo jetz i der Chile wird erklinge. Und wahrhaftig, die Manne us Langnau hei nid z’vil versproche! Innig u schön, währschaft, früsch u chreftig erfüllt die schöni Melodie vom grosse Komponischt us em Oberland d’Stadtchile. Häll und glänzend strahlt der Jodel, treit vom breite, volle Bass, wo Halt u Bode git. Dä härzhaft und läng Applaus, wo-n-es druf gäh het, dä hei d’Jodler us em Ämmital verdient. U mir hei zu üs sälber gseit: Ja, so wei mir’s o mache. Mir hei no mänge schöne Vortrag glost. Doch denn het es scho gheisse: pressiere, am Mittag wird igsunge.

S’ Glück im Läbe

Use Presidänt, der Zürcher Max, isch scho parat gsi. Und das isch der Rat, wo-n-är üs uf e Wäg gäh het: «Konzentriere und Spannig ufboue. Nume drei Minute si-n-es, wo drüber entscheide, wie mir abschnide. Mit wei die Zyt nütze und alles gäh!» D’Margrit, üsi Dirigäntin het üs denn vorbereitet für dä wichtig Uftritt. Und d’Margrit het üs einisch meh mit ere bsundre Geschte überrascht: Sie het allne Jodlerinne und Jodler e Glücksbringer gschänkt, es Himmelsgüegeli, wo unuffällig a de Mutze und Mider isch agmacht worde.
Ds Glöggli im Saal het glütet, jetz isch der gross Momänt cho! D Jury isch parat, e volle Saal wartet druf, d’Buchsijodler z’ghöre. Ja gwüss, jetz isch d’Aspannig gross, jetz isch der Momänt cho. «Jede Mösch suecht s’ Glück im Läbe», so faht das schöne Lied vom Heinz Güller a. Glück, aber ou Fröid, das isch d’Chraft wo das finsinnige Lied treit. Glück u Fröid, das hei o mir mit em Vortrag gschänkt übercho.

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Die Kantonalfahne

Und denn het der Jodel vom Lied die schön zwäggmachti Turnhalle Schwarzebach erfüllt. E Jodel wo d’Wort vom Lied uf e wunderbari Art unterstricht, wo «Ja» seit zum Läbe, nit nume denn, wenn d’Sunne schint. «Jede Mönsch suecht s’Glück uf Ärde», so schliesst sich die zwöiti Strophe a, isch wider e Värs, wo sich mit der schöne Melodie zum Ganze verbindet. Wider folgt der Jodel und klingt dür d’Halle, leitet i, i die letschti Strophe.
Ds Gfühl wo erwacht, wenn der letscht Takt vom Lied verklunge isch, isch nid liecht i Wort z’fasse. Da isch Erliechterig, Fröid über z’Glinge. Aber o d’Ungwüssheit: Isch es guet cho? Git’s es «Eis» oder es «Zwöi»?

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Monika am Festumzug

«I ha bibberet vor em Vortrag», het d’Monika, üsi erschti Jodlerin gseit, «aber es isch guet cho», füegt si no a, sichtlich erliechteret nach der Konzentration. Für d’Monika isch dä Wettvortrag e Premiere gsi, si het zum erschte Mal der Jodel ganz elei agstimmt. Und üsi jüngschti Jodlerin het die schwäri Ufgab mit Bravour gmeischteret!

Und jetz? He was äch, dänk i ds Jodlerdörfli! Dert het es scho so vil Lüt gha, das chum meh es Dürecho gsi isch. Es Jodlerfescht wie-m-es schöner nid cha wünsche. In Huttwil hei d’Bärner Jodler, Alphornbläser u Fahneschwinger uf idrücklichi Art demonstriert, das üses Bruchtum voller Läbe isch und e grossi, begeischtereti Ahängerschaft het.
Im Jodlerdörfli hei mir üs gli i mehreri Grüppeli ufteilt (nid immer freiwillig…), Max (dä mit em Schnouz) isch mit Hanspeter u Kurt loszoge, Hugo mit Marc und Beni, Marcel mit Werner und Oski. Hei ächt die zwe der Rat vom Furrer Hannes behärziget: «Passet de uf e Oski uf, dass är nid entgleist!»
Item. Es isch Abe worde und Nacht, in Huttwil het es unvergässlichs Jodlerfescht gläbt, es het chum es Eggeli gäh, wo nid gsunge und gjutzet worde isch. Und uf de wenige freie Plätz hei Alphornbläser und Fähnler de Bsucher ihres Könne demonstriert: E Alphorngrossformation spilt d’Bänklialp, d «Nationalhymne» vo de Alphornbläser. Und im Kreis vo de Hörner wirft e Fähnler si Bärnerfahne em Stärnehimmel entgäge, so höch, dass si fascht i der Dunkelheit verschwindet. Und denn faht der Fähnler sis Tuech wider, ohni ei Schritt, mit eim einzige Handgriff!

Am Sunnti hei mir üs wider bim Restaurant «Traube» versammlet, dert wo mir scho am Samschti es feins Znacht hei dörfe gniesse. Ändlich si die lang erwartete verteilt worde und es isch zur Gwüssheit worde: «S’ Glück im Läbe» het üs Glück bracht, üse Vortrag isch mit em «Eis» belohnt worde!

Mit wei zum Schluss danke säge. All dene, wo das wunderbare Fescht müglich gmacht hei. Der Gmeind Huttwil wo im Bluemestedtli e unvergässlichi Feschtkulisse gschaffe het. De Organisatore, wo das Fescht bis i ds Detail organisiert hei, wo derfür gsorgt hei, dass in Huttwil während drei Tag e unbeschwärti Feschtfröid het chönne herrsche. All de Hälfer, wo sich i de vilfältigschte Ufgabe bewährt hei, wo grosses gleischtet hei, erreicht hei, dass tuusigi vo Bsuecher sich im Jodlerstedtli wohl gfüehlt hei.


…Und jetz: Ab uf Luzärn!

«Jesus von Nazareth»

Joseph Ratzinger
Benedikt XVI:
Jesus von Nazareth

Nein, es war kein Unbekannter, der vor etwas mehr als einem einem Jahr in das Amt des Bischofs von Rom gewählt worden ist. Joseph Ratzinger, der bei seiner Amtseinsetzung den Namen Benedikt XVI angenommen hat, war schon vor seiner Wahl zum Papst eine weltweit bekannte Persönlichkeit. Kardinal Ratzinger war die rechte Hand seines Vorgängers Karol Wojtyła, Papst Johannes Paul II. Als Präfekt der römischen Glaubenskongragation vertrat und verteidigte Ratzinger die zentralen Glaubenssätze der Kirche und traf Entscheidungen, die oft zu Diskussionen Anlass gaben.
Wichtiger aber ist Ratzingers unermüdlicher Einsatz für den Glauben; in zahlreichen Werken hat er den christlichen Glauben als alte und zugleich neue Perspektive der Hoffnung in einer sakulärisierten Welt angeboten. Der Glaube an Gott ist für Ratzinger nicht eine in Regeln und Dogmen erstarrte Tradition, die schablonenhaft unser Tun und Lassen vorschreibt. Der Glaube ist vielmehr ein lebendiges, jeden Tag neu erstehendes Erleben der Verbindung mit Gott, eine sinngebende Erfahrung, die in einer Zeit der «Umwertung aller Werte» Halt, Trost und Zuversicht gibt. Dies ist der Geist, von dem das literarischen Werk Ratzingers durchdrungen ist. Das schriftliche Werk des gegenwärtigen Papstes ist umfangreich. Gewiss, es ist nichts ungewöhliches, dass Päpste Bücher schreiben, auch Johannes Paul II hat dies getan; sein letztes Werk, «Erinnerung und Identität», entstand ein Jahr vor seinem Tod. Doch Ratzingers literarisches Schaffen ist ungewöhnlich: Es ist das Werk des wohl brillantesten Theologen und Systematikers der Gegenwart, sein Rahmen umspannt nicht nur Fragen des Glaubens, sondern auch eine fundierte Auseinandersetzung mit Politik, Kultur und Ethik. Und, was sich daraus ergibt, das Neben- und Miteinander dieser Bereiche.

Den wahren Genius erkennt man daran, dass er es versteht, selbst die komplexesten Gedanken in einer Weise zu formulieren, dass jeder sie verstehen kann. Und Ratzinger verfügt über dieses seltene Talent. Viele seiner Werke richten sich an ein breites Publikum, sind Bücher, die gelesen werden wollen. Bücher, die sich tiefsinnig mit Fragen unserer Zeit auseinandersetzen, dem Leser aber dennoch eine leicht erschliessbare Lektüre bieten. Ratzingers Bücher sind anregend, sie geben Antworten, stellen zugleich aber auch neue Fragen, regen zum Denken an, wollen reflektiert werden.

Zu seinem neuesten Werk, «Jesus von Nazareth», ist Joseph Ratzinger lange unterwegs gewesen, wie er selbst sagt. Und: «Gewiss brauche ich nicht eigens zu sagen, dass dieses Buch in keiner Weise ein lehramtlicher Akt ist, sondern einzig Ausdruck meines persönlichen Suchens “nach dem Angesicht des Herrn”».

Ratzingers neues Buch will dem Leser die Person Jesus Christus näher bringen, will eine Tür öffnen, durch die ein Weg zum besseren Verstehen des Nazareners führt. Freilich haben dies zahlreiche andere Autoren schon vor Ratzinger getan. Mit der historisch-kritischen Foschung haben sie versucht, den historischen Jesus von allen Schichten der Traditionen und Überlieferung freizulegen und so zu präsentieren, wie er tatsächlich gewesen sein soll. Daraus entstanden dann aber sehr unterschiedliche Lebensbilder des Mannes aus Galiläa. Er steht nun vor uns als Zelot, der gegen die römische Herrschaft aufbegehrt und deswegen mit dem Kreuzestod bestraft wird; als bescheidener, sanftmütiger Religionslehrer oder als Angehöriger der Essener, einer klösterlichen Glaubensgemeinschaft der damaligen Zeit. Gemäss Ratzinger ergibt sich daraus ein zunehmend unscharfes Bild des Galiläers, das den Leser mehr verunsichert als informiert. Wird Jesus von seiner biblischen Mission losgelöst, entsteht ein Graben zwischen dem unstimmig gewordenen Bild des «historischen» Jesus und dem Messias des neuen Testaments. Offenbarte sich Jesus seinen Jüngern als lebendiger Sohn Gottes, so wie es in den Evangelien nachzulesen ist? Oder wurde er erst später von seinen Anhängern dazu gemacht, um auf seiner Lehre das Fundament eines neuen Glaubens aufbauen zu können? Ratzingers Antwort: Nur wenn wir den Evangelisten Glauben schenken, entsteht ein stimmiges Bild von Jesus Christus, das ihn uns wirklich näher bringt. Durch das Studium des neuen Testaments entsteht ein wahrhaftes und klares Bild des Nazareners, über sein Selbstverständnis, sein Leben und Wirken im Kontext der damaligen Zeit. Wird Jesus Botschaft von seinem Leben abgetrennt, bleibt nur ein schattenhaftes Bild. Um dies zu illustrieren, verweist Ratzinger neben anderen Beispielen auf die ältesten christlichen Texte, die Paulusbriefe. Obwohl einige davon nur 20 Jahre nach Jesus Tod abgefasst sind, ist darin die ganze christliche Theologie fertig entwickelt: Jesus als der auferstandene Sohn Gottes, der uns durch seinen Kreuzestod von unseren Sünden erlöst und das ewige Leben schenkt. Wäre Jesus nicht der Christus gewesen, von dem die Evangelien berichten, dann hätte die christliche Theologie, so wie Paulus sie vor uns entfaltet, aus einer anderen, uns unbekannten Quelle entstammen müssen. Ein Gedanke, der letzten Endes ins leere führt. Dass Jesus eine historische Persönlichkeit ist, kann nicht geleugnet werden. Und dass er zum Tode verurteilt worden ist, muss Gründe haben, die mit dem unorthodoxen Auftreten eines Predigers nicht gegeben sind. Was Jesus von sich selbst gesagt hat, ist unmissverständlich und muss das religiöse Establishment der damaligen Zeit in Aufruhr versetzt haben: Jesus predigte nicht einfach irgendetwas; er vergab Sünden (was nach jüdischem Verständnis nur Gott kann), er erneuerte das mosaische Gesetz, er heilte Kranke und Invalide, er setzte sich selbst ein als Herr über den Sabbat, und schliesslich: er bezeichnete sich selbst als der wahrhaftige Sohn Gottes.

Dies, die Göttlichkeit Jesu, ist die zentrale Botschaft der Evangelien, das Geheimnis, das die Evangelisten kontinuierlich aufschliessen und begründen. Ratzingers Buch ist eine Exkursion durch die zentralen Ereignisse im Leben Jesu, so wie sie in den Evangelien niedergeschrieben sind. Auf dieser Exkursion erläutert der grosse Theologe die Bedeutung dieser Ereignisse, stellt sie in den Kontext der Zeit und in die jüdische Tradition und Geschichte. Ratzinger hält ein Licht auf, welches uns das Geschriebene heller und klarer vor Augen führt. So dokumentiert Ratzinger beispielsweise die tiefe Bedeutung der «Ich bin es» Worte im Johannes-Evangelium. Von diesen kraftvollen Selbstzeugnissen führt uns der Verfasser direkt zum brennenden Dornbusch, aus dem Gott zu Moses spricht und sich als «Ich bin der ich bin» vorstellt. Mit seinen «Ich bin» Aussagen bezeugt Jesus seine Einzigartigkeit: «Ich und der Vater sind eins».

Das neue Buch von Benedikt XVI knüpft an die bestehenden Werke an, es ist ein Buch, das tiefesinnige Gedanken vermitteln kann, ohne dabei kompliziert oder unverständlich zu werden. Und es ist ein Buch, das ein in der Reihe der Werke über Jesus Christus einen bedeutenden Platz einnehmen wird.