Archiv der Kategorie: General

«Saatkrähenproblem» – nun auch in Solothurn

Auf dem Weg zur Mittagspause geht ich bei schönem Wetter oft durch den Kreuzackerpark. Zurzeit herrscht dort auf den Baumkronen ein reges Treiben. Satkrähen haben die direkt an der Aare gelegenen Platanen entdeckt und scheinen an dem Platz Gefallen zu finden. Für die zahlreichen Nester in den Baumkronen gibt es kaum eine andere Erklärung, Saatkrähen haben eine Vorliebe für urbane Gebiete entwickelt, weil sie dort genügend Nahrung während der Brutzeit finden.

Das ist schön für Freund Saatkrähe. Einige Menschen freut’s weniger, denn auf dem Kreuzacker hat es auch Parkplätze und wer dort sein Auto abstellt, riskiert Krähendreck auf der womöglich gerade frisch polierten Karosserie. Hinzu kommt, dass das Gekrächze der schwarzen Vögeln vielen auf die Nerven geht (kurios: der ganze Bau- und Stadtlärm scheint in diesem Moment niemanden zu stören). Leidgeprüfte sind laut Solothurner Zeitung auch die Besucher der Hafebar am Kreuzackerquai. Das ist verständlich, wer hat schon gerne Krähenmist im Bierglas oder auf dem Kopf?

Mangelnde Einnahme wegen nicht vermieteter Parkplätze, Gekrächze in den Bäumen, gestörte Pub-Besucher: Damit sind die Saatkrähen zu weit gegangen und die Stadt will sie im kommenden Jahr «vergraulen». Getötet werden dürfen Saatkrähen ja nicht, ganz im Gegensatz zu ihren nahe Verwandten, den Rabenkrähen. Nur: Krähen sind sehr kluge Tiere und lassen sich nicht so einfach vergraulen, dies mussten die für dasselbe Problem Zuständigen der Stadt Bern erfahren. Auch der Versuch, die Rabenvögel mit einem Laserstrahl zu vertreiben, machte in Bern wenig Eindruck auf die ungeliebten Tiere. Zuvor wurden Versuche mit Plexiglasscheiben über den Nestern montiert, diese sollten die Krähen vom Nisten abhalten. Die cleveren Vögel setzen in der Folge ihre Nester etwas weiter nach unten und bedankten sich für den Wind- und Regenschutz. Bern hat nun nach mehreren erfolgslosen Vertreibungsversuchen kapituliert.

Ich bin gespannt, wie es die Solothurner anpacken werden. Die Brachialmethode mit dem Entfernen der Nester im Frühjahr ist zwar wirkungsvoll aber wegen der Lage der Nester auch gefährlich.

Hier mein Vorschlag: Lasst den Saatkrähen ihren Platz. Verlegt die Parkplätze, errichtet ein Dach über der Hafebar und stellt meinetwegen Warnschilder auf: Vorsicht – Krähenbrut. Das wird sicher billiger werden als zahlreiche ergebnislose Versuche, die sympathischen Tiere zu vertreiben.

Google Calendar „CL2“

Diese Woche hat Google seinen Ajax-Kalender „CL2“ einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Dass Google an einer Kalender-Applikation werkelt, war schon seit längerem bekannt, am 10. März wies Slashdot auf inoffizielle Screenshots hin. Offensichtlich nahm es jemand mit den Regeln des ersten Beta-Tests nicht so genau, denn die rund 200 Tester waren verpflichtet, keine Informationen an Dritte weiterzureichen.

gm2-0.png

Google Calendar – Monatsansicht

Nun ist eine neuer, Browser-basierter Kalender kaum einer Meldung wert, gibt es deren doch wie Sand am Meer. Wenn aber Google einen Terminplaner veröffentlicht, lohnt es sich, genau hinzuschauen, hat doch der Suchmaschinen-Primus mit anderen Ajax-Anwendungen wie GMail oder Maps bewiesen, dass Funktionen, die sonst nativen Anwendungen vorbehalten sind, auch im Browser möglich sind.

Was also kann Google Calendar? Wie erwartet setzt das Programm extensiv auf Ajax und ermöglicht so Interaktivität, wie sie bei herkömmlichen Web-Kalendern nicht möglich ist. So können beispielsweise Zeitbereiche mittels Drag&Drop festgelegt werden. Auch ein bestehender Termin kann auf einen anderen Tag verschoben werden, indem er mit der Maus zum neuen Ziel verschoben wird.

Wie erwartet bietet CL2 mehrere Funktionen um Kalender mit andern Benutzern zu teilen. Ein Kalender kann privat oder öffentlich sein oder er kann nur einer bestimmten Personengruppe zugänglich gemacht werden. Selbstverständlich lassen sich mehrere, voneinander getrennte Kalender mit jeweils eigenen Sharing-Attributen erstellen. In einer kleinen Arbeitsgruppe kann also jeder seinen privaten Kalender haben und Termine, welche andere Mitglieder betreffen, in einem eigens dafür vorgesehenen Gruppenkalender erfassen.

Beim Erfassen eines Termines gibt es die üblichen Attribute: Titel und Datum, Ort, Beschreibung, Wiederholung, usw. Wer will, kann sich via Mail, SMS oder Popup auf einen kurz bevorstehenden Termine aufmerksam lassen lassen. Ungewöhnlich: Termine können auch kommentiert werden.

CL2 kann auch im Internet verfügbare Kalender im iCalendar Format abonnieren. Google bietet eine eigene Suchfunktion, damit die entsprechenden Dateien auch auffindbar sind. Wer sich eine Übersicht verschaffen will, findet bei iCalShare eine Myriade interesannter Kalender. Fussballfans können beispielsweise den FIFA world cup 2006 Germany Kalender abonnieren, damit sie über die Spieldaten auf dem Laufenden sind.


Fussball-WM 2006: Wer spielt wann und wo?


gm2-1.png

Ein importierter Termin

Besonders interessiert hat mich der iCalendar Import, da ich selbst Anwendungen erstellt habe, welche Termine in diesem Format exportieren. Das Ergebnis war erfreulich, die Dateien werden importiert und fehlerfrei mit allen Attributen angezeigt. Es dauert aber eine Weile, bis die Termine im Kalender sichtbar werden. In einer spätereren Version wird sich dies sicher noch ändern.

Google ist der Einstand gelungen, CL2 ist ein einfacher, schneller und optisch ansprechender Kalender, der einen nicht umfangreichen, aber soliden Funktionsumfang mitbringt.

Suchmaschinen-Spamming

Eine neue Unsitte macht sich breit im Internet: Das Suchmaschinen-Spamming, auch Index-Spamming genannt. Dabei werden verschiedene Techniken eingesetzt, um die Gewichtung einzelner Webseiten bei Suchmaschinen zu verbessern. Zugegeben, das Phänomen ist nicht neu, hat aber in den vergangenen Wochen und Monaten ein Ausmass angenommen, welches besorgniserregend ist. Auf einem einzigen Formular einer meiner Webseiten habe ich in der vergangenen Woche mehr als 50 Spam-Posts registriert. Die Posts blieben zwar ohne Folgen, weil das Formular die eingehenden Daten prüft. Dennoch: Die Dreistigkeit, mit welcher die Spammer zu Werke gehen, ist ein Ärgernis.

Einmal mehr gibt es Leute, die glauben, das Internet sei ein rechtsfreier Raum. Nach Belieben werden Formulare, Gästebücher und Weblogs mit unsäglichem Müll aller Art beliefert. Dabei wird keinerlei Rücksicht genommen. Die Verantwortlichen nehmen Schäden der Betroffenen in Kauf und es bekümmert sie wenig, dass ihr Treiben absolut unerwünscht und – je nach Region – auch illegal ist. Mehr noch: die verwendeten «Roboter» werden immer besser und können einfachere Sicherheitsmechanismen umgehen. Es sind bereits Webseiten erfolgreich bespammt worden, die durch Captchas und andere Techniken gesichert waren.

Und was wollen die Urheber? Ihr Ziel ist es, Suchmaschinen-Indexe zu manipulieren. Sucht ein Anwender mit Stichworten nach einer Information, bekommt er in der Trefferliste nicht die gewünschten Angebote, sondern die Betrügereien der Spammer angezeigt. Es versteht sich von selbst, dass diese nichts mit dem Gesuchten zu tun haben. Spammer haben grundsätzlich nichts zu offerieren. Sie wollen lediglich Geld, ohne dafür etwas leisten zu müssen. Deshalb ist es die erste Regel, niemals von einem solch zweifelhaften Angebot Gebrauch zu machen.

Wie kann dem Unwesen begegnet werden? Am einfachsten dadurch, dass alle Web-Formulare mit Funktionen ausgestattet werden, die das Ausfüllen des Formulares durch ein Programm verhindern. Eines der effizientesten Verfahren ist das Captcha. Dies ist ein zufällig generiertes aus Buchstaben und Zahlen bestehendes und in einer Grafik dargestelltes Wort, das der Anwender eingeben muss, bevor das Formular entgegengenommen wird. Weil das Captcha nur vom menschlichen Auge erkannt werden kann, bleiben SPAM-Roboter aussen vor.

Leider haben Captchas auch einen Nachteil: Sie erschweren das Ausfüllen eines Formulares. Aber genau das ist es, was ich eigentlich verhindern wollte: wer ein Formular ausfüllen will, soll dies möglichst einfach und ohne Hürden tun können. Deshalb verzichte ich vorderhand auf Captchas. Alle wichtigen Formulare wurden deshalb mit einem anderen Verfahren geschützt: Der Text des Formulares wird auf gängige SPAM-Begriffe hin untersucht und es werden einige weitere Tests am Text vorgenommen.

Diese Absicherung hat nicht dieselbe Effizienz wie ein Captcha. Aber immerhin wird der grösste Teil der SPAM’s abgeblockt. Der Rest wird von Hand eliminiert.

Noch eine Krähengeschichte

Frau Gerber erzählt: «Mein Onkel hatte eine zahme Krähe, die sogar kleine Kunststücke beherrschte. Zum Beispiel das Kunststück mit den Geldstücken. Mein Onkel legte ein Portemonnaie mit ein paar Münzen auf den Tisch und sogleich begann die Krähe, dieses geschickt mit dem Schnabel zu öffnen. Dann tat sie jedesmal daselbe: sie fischte zuerst den 20-Räppler aus der Börse, behielt ihn eine Weile im Schnabel und liess ihn dann auf den Tisch fallen. Darauf schnappte sie sich den Einfränkler und abermals liess sie die Münze fallen, so dass diese vom Tisch auf den Boden kullerte. Dann kam die grösste Münze an die Reihe, der Zweifränkler. Diesen behielt die Krähe eine ganze Weile im Schnabel und hielt ihn in die Höhe. Dazu krächzte sie leise und drehte den Kopf, so als ob sie sicher sein wollte, dass alle sie sehen konnten. Sicher wollte sie mit dieser Geste voller Stolz zeigen, dass sie auch die schwere Münze ohne jede Mühe hochheben konnte. Zuletzt liess sie auch den Zweifränkler fallen, doch nicht wie die anderen Münzen auf den Tisch. Nein, geschickt hielt sie das Geldstück über das Portemonnaie und liess es so fallen, dass es wieder in der Münztasche landete.»

Drei Jahre stocki@SolNet

Genau vor drei Jahren begann ich meine Stelle beim ISP SolNet. Die Arbeit gefällt mir sehr und ich will es nicht versäumen, auch an dieser Stelle dem Team für die Aufnahme noch einmal Danke zu sagen.

Als ich damals zum Bewerbungsgespräch vor der Türe stand, hatte ich nicht das Beste Gefühl, mir war klar, dass ich viele Mitbewerber hatte, mit 38 Jahren das Idealalter längst hinter mir liess und zwar viele, aber nicht alle im Stelleninserat genannten Anforderungen erfüllte. Und als ob das nicht genug war, vergass ich im ungünstigsten Moment den Namen des Personalverantwortlichen, bei dem ich mich zu melden hatte. Glücklicherweise half mir der SolNet-Mitarbeiter am anderen Ende der Gegensprechanlage aus der Patsche…

Ein paar Tage nach dem Vorstellungsgespräch kam dann der lang erwartete Anruf. Ich hatte den Job – Freude und Erleichterung!

Wenige Wochen später begann meine Arbeit. Sie bestand vorerst darin, die Verwaltung der Webserver zu erneuern, mit wenigen Klicks in einem Admin Tool sollten diese einem Kunden zugweisen und auch durch die Support-Mitarbeiter verwaltet werden können. Sehr bald stellte sich heraus, dass ich mehr mit Scripts zur Automatiserung von Prozessen beschäftigt sein würde, als mit der Administration der Server selbst. Entsprechend folgten bald Werkzeuge für Bandbreitenmessung, für die Stati der ADSL Verbindungen, für das Zählen und Verrechnen versandter SMS und einiges mehr.

Im Team wurde ich sehr freundlich aufgenommen. Ja, ein jüngerer Mitarbeiter war sogar besonders besorgt um meine Gesundheit, was bei meinem forgeschrittenen Alter ja verständlich ist. Er erinnerte mich daran, am Morgen die Vitamintabletten zu schlucken und anerbot sich, mir auf dem Weg in die Mittagspause über die Strasse zu helfen… Ihm verdanke ich auch meinen Übernamen: Da wir beide Benjamin heissen, wurde ich fortan «Stocki» genannt, um Verwechslungen zu vermeiden.

SolNet setzt konsequent auf OpenSource und UNIX, es ist eine fast 100% Microsoft-freie Zone. Mit anderen Worten: Paradiesische Verhältnisse. Ich will nicht sagen, dass Windows-Server einfach nur grottenschlecht sind, aber wer einige Jahre mit UNIX gearbeitet hat und in der Folge die Flexibilität und Zuverlässigkeit eines *BSD oder Linux Systemes gewohnt ist, wird sich kaum mehr zu dem sperrigen Windows-Server zurücksehnen. In einem Journal schrieb einst ein Administrator, dass es einfach mehr Spass macht, mit OpenSource Produkten zu arbeiten. Dieser Aussage kann ich mich uneingeschränkt anschliessen.

Eine interessante Arbeit war die Entwicklung eines VPN Monitors, das ist ein Programm, welches die verschiedenen Knoten eines Virtual Private Network überwacht und den Traffic darstellt. Damit das geht, müssen verschiedene Router mit SNMP abgefragt und die Stati in einer Datenbank festgehalten werden. Für die grafische Aufbereitung gibt es ein fantastisches Tool: RRD. Ebenso interessant war die Einführung eines einfachen Mechanismus für Kreditkartenzahlung. Wer heute einen Webserver auf diese Weise bezahlt, erhält innerhalb weniger Minuten die Zugangsdaten. Alle Einstellungen, die für einen neuen Webserver erforderlich sind, werden dabei von einem Perl-Script vorgenommen. Auch Dedicated Server können auf diesem Weg bezahlt werden. Ganz ohne manuellen Eingriff geht es hier leider nicht. Es genügt aber, die Bestellung zu bestätigen und den gewählten Server anzuknipsen.

Bei den meisten Arbeiten sind Datenbanken im Spiel. Als ich bei SolNet anfing, war ich ein überzeugter MySQL-Anwender. MySQL ist klein, schnell, leicht zu administrieren und ist weltweit eine der am meisten genutzten Datenbanken. Doch dann wechselte ich auf PostgreSQL und bevorzuge heute dieses System. PGSQL hat einen enormen Funktionsumfang und kann für Stored Procedures auch andere Programmiersprachen wie Perl oder Python verwenden. So kann beispielsweise beim Update eines Record ein Trigger ausgeführt werden, der eine LDAP DB synchronisiert oder ein SNMP Kommando an einen Server sendet. Ausserdem kennt PGSQL diese Operatoren für das Vergleichen von IP Ranges – Eine feine Sache!

Und mit diesem letzten Satz will ich schliessen: Es ist eine feine Sache, bei SolNet arbeiten zu dürfen!

Textverarbeitung aus dem Browser

Es tönt verlockend. Office Anwendungen (Textverarbeitung, Spreadsheet, Präsentation, etc.) müssen nicht mehr gekauft und auf dem Rechner installiert werden, sondern lassen sich direkt als Ajax-Anwendung im Browser ausführen. Dieses Funktionsprinzip hat viele Vorteile: Die Software muss nicht mehr installiert werden und ist überall verfügbar, Updates und Patches können in kürzeren Intervallen durchgeführt werden und sind nicht mehr Sache des Anwenders. Ausserdem können die Anwendungen so konzipiert werden, dass sie klein sind und auf dem Rechner nur wenig Ressourcen benötgen.

ajaxwrite.gif

ajaxWrite

Nachdem Google vor einigen Wochen Writely gekauft hat, will nun auch Michael Robertson auf den im Beschleunigen begriffenen Zug aufspringen. Er hat hat vor wenigen Tagen ajaxWrite vorgestellt, eine Textverarbeitung, die mit Ajax und Mozilla’s XUL entwickelt worden ist. Entsprechend läuft das Programm nur mit Firefox Version 1.5 oder höher. ajaxWrite versteht laut Robertson mehrere Dokumentenformate und kann kostenlos genutzt werden.

Wird auf das ajaxWrite Icon geklickt erscheint einige Sekunden später tatsächlich ein neues Fenster mit einer Menu- und Symbolleistenstruktur, die derjenigen von MS Word nicht unähnlich ist. Beim genauerem Hinsehen kommt dann aber die Enttäuschung: Es fehlt an allem! Kaum Formatierungsmöglichkeiten, rudimentärste Editierfunktionen, keine Rechtschreibkorrektur, keine Silbentrennung, keine Integration von Bildern oder anderen Objekten. Vom Funktionsumfang entspricht ajaxWrite damit etwa Windows Wordpad, auch auf Slashdot wurde bereits darauf hingewiesen.

Beim genauerem Hinsehen, ist zu erkennen, dass ajaxWrite die integrierte Editor-Komponente von Mozilla verwendet, mit allen Einschränkungen, welche diese mit sich bringt. Denn der Mozilla Composer wurde für das Erstellen von Webseiten konzipiert, nicht für Drucksachen. Die Zukunft wird zeigen, ob es den ajaxWrite Entwicklern gelingen wird, diese Defizite zu kompensieren.

Michael Robertson will mit ajaxWrite und weiteren Ajax/XUL Anwendungen gegen Microsoft Office konkurrieren. In der aktuellen Fassung ist ajaxWrite aber weit davon entfernt, diese Ansprüche erfüllen zu können. Aber es ist ein guter Anfang! Und jede Alternative zu den oft mangelhaften Produkten des Desktop Monopolisten ist willkommen!

In diesem Sinne: Für ein «Bye Bye Microsoft Word» ist es definitiv noch zu früh. Aber wir können ja trotzdem sagen: «Hello, ajaxWrite!»

Tannäste am Wegrand

Hell und warm schien heute die Märzensonne am lichten Himmel und schenkte uns den ersten milden Frühlingstag. Auch mich zog es in’s Freie, ich ging dem Waldrand entlang, freut mich über die warmen Sonnenstrahlen und blieb dann und wann stehen, um die Atmosphäre dieses schönen Tages auf mich wirken zu lassen.

Wie ich weiterging entdeckte ich am Wegrand viele abgebrochene und zerschnittene Tannäste. Sie künden von den vergangenen Winterstürmen, die den Bäumen hart zugesetzt haben. Mancher schöne Baum hat mehrere seiner schweren Äste verloren und andere wurden ganz entwurzelt. Seit den Stürmen sind aber erst wenige Wochen vergangenen und so finde ich die am Weg liegenden Äste noch schön und grün, fast so, als seien sie gar nie abgerissen worden. Eigentlich ist es schade, dass sie so achtlos hier liegen oder gar zetreten worden sind. Denn aus Tannästen entstehen wunderschöne Dekorationen. Es muss ja nicht Weihnachten sein, sie passen auch zu den Frühlingsblumen, die jetzt manches Haus schmücken. Also lese ich einige davon auf und nehme sie mit nach Hause, wo sie nun meinen Hauseingang schmücken.

Es ist kurios, gerade so wie diese Tannästchen gibt es gar vieles, an dem wir achtlos vorübergehen, oder gar drauftreten, ohne es zu bemerken. Und die Unachtsamkeit endet nicht am Ende des Weges, sie ist ein gar bewegliches Ding, findet Zugang zu allem, was uns umtreibt. Wer hat nicht schon erlebt, wie er jemandem eine Freude machen wollte und sich alles in Gedanken so schön vorstellte und zurechtlegte. Wer hat nicht schon erlebt, wie dann der Beschenkte von allem keine Notiz nahm und in seinem gewohnten Trott verharrte.

Schwarzfäder und Boumjeger

Es Gschichtli vo zwene Chräie

~ Kapitel II ~

Schwarzfäder reist zu de Stärne

Settig ufregendi Gschichte wie der Boumjeger het Schwarzfäder nid vo sich chönne erzelle und wenn Boumjeger wider einisch heichho isch u stolz wie e alte Fäldherr vom-en-e gwagte Erläbnis brichtet het, de het ihn Schwarzfäder immer zur Vorsicht gmahnet. «Heb der ja Sorg, de meischte Mönsche isch nid über-e-Wäg z’troue u scho mängisch het Übermuet u Liechtsinn schwär müesse büesst si.». Boumjeger het die Ratschläg behärziget, meh als einisch het är gschpürt, dass öpper da isch, wo sich Sorge macht um sis Wohl. Am Afang het är sich das no nid rächt chöne usenandersetze. Denn het är aber doch gmerkt u o gschpürt, dass es Zueneigig mues si. U meh als einisch isch es passiert, dass Boumjeger abgwunke het, wenn siner Gschpane uf nöi, grossi Abentür us si. Churz druf isch är de i Schwarzfäder’s Nöchi z’finde gsi.

Aber wohl, im nöchste Atemzug het sich Boumjeger wider keck u voller Übermuet zeigt, het der Chopf i d’Höchi gstreckt und eis vo sine vile Kunststückli zeigt: Är het dergliche ta, är ghei vom Boum abe, het denn e verletzte Vogel im Sturz vorgstellt, derzue jämmerlich brüelet und sich erscht im letzschte Momänt uufgfange. Denn isch är uf e nächscht Ascht gschprunge und het der Schnabel wit ufgsperrt; mit däm wei Chräie säge: «Gäll, i ha Di verwütscht!» Heja, är het halt welle zeige, was är für-n-e Kärli isch u dass die Zueneigig scho am richtige giltet.

Wenn Schwarzfäder e Gschicht erzellt het, de isch es meischtens es Erläbnis us ihrer Chindheit gsi. Gärn het si dervo brichtet, wie si het lehre flüge. O e Vogel mues z’flüge ja zersch lehre, es wird ihm nid i d’Wiege gleit und zum so schön über de Boumchrone chönne z’schwäbe, da derzue bruecht es Üebig u geduldigi Hilf vo de Eltere. Chräie si gar sorgsami u liebendi Eltere. Däm Tropf, wo das wüeschte Wort «Rabeeltere» erfunde het, däm sött me d’Hose spanne!

Item. Natürlich isch o Schwarzfäder vo de Eltere i’d Chunscht vom Flüge igweiht worde. Es isch am-e warme, sunnige Tag gsi, wo Muetter Mondsichle und Vater Windsänger ihrne Junge die erschte Begriffe vom flüge bibracht hei. Schwarzfäder und ihri Schweschter u Brüeder, Fäldspringer, Morgesunne und Wulchefänger, si ganz ufmerksam gsi, wo Windsänger zeigt het, wie die erschte Flugversüech z’mache si: «Luegit, zerscht liecht vorabe helte, denn d’Flügel ufrichte. U denn hübscheli mit de Bei abstosse u grad druf der erscht Flügelschlag tue». Denn het der Vatter alles langsam vorgmacht u denn no einisch dartah. Denn aber si die Junge a der Reihe gsi. Aber dänket jetz nid, dass dass es grad es Erfolgserläbnis gäh het. Nei, wäger nid. Alli die Bewegige müesse ja i Härz u Bluet übergah, so dass si ganz vo sälber passiere und das passiert halt nid vo eim Momänt uf e ander. U so het es halt mängi luschtigi Szene gäh. Wulchefänger isch kuraschiert drahi, het e grosse Satz gmacht, aber druf, o Herrjeh, i aller Ufregig d’Flügel vergässe u het so halt e Buchlandig gmacht. Natürlich isch är aber sofort wider uf d’Bei cho und het der nächscht Versuech gstartet. Morgesunne isch vil vorsichtiger z’Wärch gange, het sich aber villecht grad wäge däm gli chönne über-n-es erschts Erfolgserläbnis fröie. Fäldspringer het sim Name alle Ehr gmacht. Är isch ufgweckte, fasch chli übersühnige Kärli gsi, grad wie der Boumjeger. Är het chum möge warte bis es los gaht und isch wild mit grosse Sprüng druf los, isch aber doch nid rächt furtcho, so dass es gar es luschtigs Luege gsi isch. Gli druf het är aber siner chreftige Flügel ärschtig brucht, isch abghobe u het bereits die erschte Flügelschleg i der Luft tah. Natürlich het är uf dä Erfolg abe der Chopf gstreckt grad wie-n-e Schwan und isch no übermüetiger worde. «Laht gseh», het är druf zu de andere gseit, «chöit Dihr das o scho? He?» «Nume hübscheli!» ermahnet jetz der Windsänger, schön eis nach em andere. D’Eltere hei sich drum scho Sorge gmacht, schliesslich passiert das alles höch obe i der Boumchrone u gar gleitig chan es Ugfehl gäh.

So isch das mänge Tag gange, unter der Aleitig vo Mondsichle u Windsänger si eis um z’ander Mal Fortschritte gmacht worde u gli druf si vier jungi Chräie z’beobachte gsi wo vo eire Boumchrone zur nöchschte gfloge si. Schwarzfäder, Fäldspringer, Morgesunne und Wulchefänger hei jetz richtig glehrt flüge und si o mit alle andere Sache vertrout worde, wo e Chräie mues wüsse.

I dene Tage isch es o wermer u wermer worde und die ganzi Wält isch i der schönschte Bluescht gstande, am Tag het e mildi, warmi Früehligssunnne us em Himmel gschine, wen es de Abe worde isch, si am Himmel fiini Silberwulche zoge und in der Nacht het es Stärnemeer glüchtet u glitzeret. A eim vo dene schöne Morge isch Schwarzfäder erwachet u gli druf isch am Horizont d’Morgesunne uufgange und het die erschte Strahle usgsändet. «Muetter!» faht Schwarzfäder jetz ah, «isch es ächt wit bis zur Sunne, si lüchtet so wunderschön wiss und rot, das möcht i einisch vo nachem gseh, säg Muetter, isch der Wäg zur Sunne wit? U chämtisch mit, wenn mir zur Sunne flüge?»

«Ja, das hesch Du ganz guet beobachtet. Nüt uf der Wält isch so schön wie d’Sunne, si git üs Liecht u Wermi u ohni Sunne wär alles nüt. U drum het o di Schwöschter vo ihre der Name. Aber si isch wit, wit wäg u niemmer vermah bis zur Sunne z’flüge, u wenn grad tuusig Flügel hättisch u jede dervo gross u mächtig wär, es würd doch nid recke. Aber weisch, das macht o grad nüt, isch doch d’Sunne so schön wil si ebe grad so wit furt isch. Gsesch dert die Schneebärge, wie si vo färn lüchte und d’Firne der Himmel berüehre. Wäre mir nächer, so chöntisch Du o das gar nid gseh.»

Das het Schwarzfäder igseh, het aber doch no lang gsinnet, wie das ächt wär, uf ere länge, blaue Himmelsbahn däm häll lüchtende Liecht entgägezflüge. Und wo-n-es Nacht worde isch, het Schwarzfäder vo dere Reis tröimt. Necher u necher isch d’Sunne cho und alles isch häller worde, het sich i-n-es bländends, wisses u reins Liecht verwandlet. Und denn, denn isch alles um Schwärzfäder ume nume no Liecht gsi, guldigs Liecht, überall wo si häregluegt het. Und plötzlich hei o Schwarzfäder’s Flügel afa glänze wie Guld u Silber, hei glitzeret wie wenn sie übersäit wäre mit Edelsteine. Luege, nume no luege het Schwärzfäder jetz chönne, es ganzes Cherli. «O wie schön, jetz bin i zmitz i der Sunne.»

Gli druf het es Schwarzfäder aber doch nümm so rächt welle gfalle, si het zrugg welle. Aber niene isch meh e Boum, e Struch oder e Wise meh z’gseh gsi. «Schnäll wider hei» rüeft Schwarzfäder jetz, tuet e grosse Satz …wacht i däm Momänt uf u ghört im nächste Ougeblick Fäldspringer: «Was isch i mit Dir, häb still, i wott schlafe.»

Es isch wider still worde. Aber Schwarzfäder het glich nid chönne iischlafe. Es isch e mildi Meienacht gsi, vom Bode här si Grille z’ghöre gsi, wo ihres nächtliche Konzärt ghalte hei und über der Boumchrone het sich s’Himmelszält usbreitet, so wit as d’Ouge möge gseh. Überall isch e töife Fride gsi und der Mond het ganz still si Bahn zoge. Es isch gsi, als ob är dür dä wiit Nachthimmel wett schwäbe zum all die tuusig mal tuusig Stärne chönne z’grüesse, wo vo eim Horizont bis zum andere glüchtet hei.

Lang het Schwarzfäder gstunet ob all der Pracht. U denn het si ihri Flügel usgschpreitet und isch de Stärne entgäge gfloge.

Kapitel I