«In einem kalten Land»

Ein neuer Roman von Werner Adams erinnert an das Hungerjahr 1816. Die lebhaft erzählte Geschichte mit historischem Bezug erzählt von der Zeit um 1816 und davon, wie es geschehen kann, dass junge und fleissige Menschen im Gefängnis enden.

Es war kalt im Sommer 1816. Immer wieder fiel Schnee, das Getreide konnte bei dem nasskalten Wetter nicht wachsen, die Kartoffeln verfaulten. Am 2. und 30. Juli fiel abermals Schnee bis in tiefe Lagen, was die Felder an Frucht hervorgebracht hatten, erfror über Nacht. Gemäss dem Wikipedia Artikel «Jahr ohne Sommer» hungerten die Menschen wegen der Missernten und den daraus folgenden hohen Getreidepreisen. Ursache für die kalten Temparaturen in Nordamerika und Europa war vermutlich der Ausbruch des Vulkans Tambora im April 1815.

Heuer jährt sich zum 200. Mal das Hungerjahr 1816. Werner Adams aus Wichtrach kennt die Zeit dieses kalten Jahres genau, seine Recherchen im Staatsarchiv Bern liessen ihn Menschen begegnen, die die Hungersnot durchlebt und durchlitten haben. Über sie hat der Berner Schriftsteller einen historischen Roman geschrieben, der die Jahre aus dem frühen 19. Jahrhundert lebendig werden lässt.

Bendicht Stebler und Hans Schori habe es sich in der Stube auf Steblers Rättlihof gemütlich gemacht, Elisabeth Stebler hat heissen Kaffee und Gebäck aufgetischt, der Kalender an der Wand zeigt einen Tag im März 1832. Im Zwiegespräch kommen die beiden Männer auf Johann Münger zu sprechen, dem Stebler Vogt (Beistand) war. Mit mehr als 60 Jahren hat der an Depressionen leidende Meister vom Müngerhof imJahre 1806 die junge Marie Zaugg geheiratet. Die lebensfrohe, erst 20 Jahre alte Truberin soll dem alternden Bauern einen Stammhalter gebähren ‒ die Verwandtschaft will es so! Und mit der jungen Bäuerin kommt tatsächlich das Glück zurück auf den Müngerhof. Marie und der auf Ihren Wunsch angestellte Knecht Ueli Rüegsegger erweisen sich als tüchtig und geschickt. Unter ihrer Leitung blüht das Heimwesen neu auf. Und schon bald bringt Marie Münger, wie sie seit der Heirat mit Johann heisst, das erste Kind zur Welt.

Aber wenn sich Glück und Erfolg einstellen, dann dauert es meist nicht lange, bis Neider und Missgünstige auf der Bildfläche erscheinen. Sie kommen in der Person von Rosina, der altgedienten Magd auf dem Hof. Sie streut das giftige Gerücht, eines der Kinder sei nicht von Johann, sondern von Ueli Rüegsegger. Damit nimmt das Unheil seinen Lauf. Obwohl rechtlich als Erbin eingesetzt, muss Marie das Müngergut verlassen. Eine Ehe mit Ueli wird von den Behörden verboten, obwohl Johann Münger seit Jahren tot ist. Die Richter zeigen sich als selbstgrechte Hüter einer angeblich christlich-sittlichen Lebensführung, vertreiben das junge Paar und sperren es zuletzt ein. Zurecht fragt der Autor der Geschichte: «Was ist das für eine Regierung … die eine lebensfrohe junge Frau zur Hure macht und sie dann deswegen in den Turm wirft!».

Die Erzählung endet denn auch tragisch. Während Marie eingesperrt bleibt, wandert Ueli, eine kürzere Strafe verbüssend, nach Amerika aus. Marie fehlt das Geld für eine Überreise, durch die Gitterstäbe hindurch verabschieden sich die Liebenden für immer.

Bezugsquelle: Werner Adams: In einem kalten Land

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