Stinis Stärne

Eigentlich wär ihre Name Christine gsi, aber es hei ihm alli nume Stini gseit. Eigentlich isch das schad für dä schön Name und wenn Stini öppis het müesse unterschribe, de het äs mit ganz fiine und exakte Buechstabe der ganz Name uf ds Papier gschribe, grad so wie äs das vor vilne, vilne Jahr i der Schuel glehrt het. Und wen Stini si Name het müesse uf e Gschrift setze, de si i sine Gedanke, die längscht vergangene Jahr us der Jugedzyt wach worde und über das alte Gsicht, wo vo vilne Sorge u Nöt zeichnet isch gsi, isch für-n-e Momänt es Lächle gfahre, e hälle Schimmer, wo het la ahne, dass o Stini einisch es fröhlichs, gar hübsches u freins Meitschi isch gsi, e häll lüchtende Stärn i mängem verliebte Buebetroum. Und mängisch, wenn öpper ihn’s dernah gfragt het, de het Christine us dere Zyt, us sine Meitschijahr erzellt. Und während em erzelle, während em Erinnere a die alti Zyt, heit d’Ouge vo dere guete Frou e eigete Glanz übercho, ja hei afa strahle wie d’Ouge von däm hübsche Meitschi, wo Stini isch gsi.

Aber Stini isch halt doch alt worde, het mängs erläbt als Magd uf em vordere Gruebhof, eme grosse Bureguet in Bächliwil, het gwärchet bi Wind u Wätter, het ds Wachse und Blüeihe von zwe Buregeneratione miterläbt, het sälber das Chind goumet, wo einisch wott Buur u Meischter si. Und Stini het mängisch erläbt, was Fröid u Leid isch und wie nöch die zwöi binenand chöi si. 24 Jahr alt isch Stini gsi, wo die grossi Liebi erwachet isch. Dr Heiri, e hübsche, wärchige Burscht us em Dorf het däm Meitschi gfalle und wo-n-es vo nöiem ghustaget het, wo der Früehlig cho isch, hei die zwöi sich der Himmel versproche. Flissig gwärchet hei Stini u Heiri, hei ghuset und mänge Batze i ds Gänterli gleit. Es eigets Heimet hei si wölle erwärche, es Plätzli, wo nume ihne ghört.

Jäh und i eim Ougeblick isch das junge Glück verbroche, wo Heiri ei Tag im Winter nümm vom Holze heicho isch.
Wo si jetz all die Hoffnige, all die Tröim vom glückliche Läbe mit Chind u eigetem Bode? Wo isch d Hoffnig uf Liebi u Geborgeheit i der eigete Familie? Wo isch jetz all das Glück hi? Das arme Stini het’s nid chönne verstah, isch de Lüt us em Wäg, het mit sim grosse Härzleid welle eleini si. So isch das mänge Monet gange, die flissigi Frou het ihres Tageswärch uf em Hof verrichtet, het sich nid vil la amerke. Wenn es aber still worde isch, wenn Stini e freie Momänt al Waldrand het chönne verbringe, denn isch äs in Gedanke bim Heiri gsi und bi däm chline Heimetli wo si zäme hei welle ha. Stini het nümme welle hürate, äs isch als Magd uf em Gruebhof blibe, isch speter gar Meischtermagd worde.

Wo Stini alt worde isch u nümm rächt het möge schaffe, het ihm der Buur im Stöckli es schöns Stübli zwäg gmacht. Nei ou, die alti Magd, wo ihres ganze Läbe uf däm Hof gwärchet het, die muess im Alter nid no furt. Das wär leids, het dr Hanspeter gseit. So isch Christine uf em Grüt blibe, het sis heimelige Stübli gnosse und wenn es liechti Arbeit z’verrichte gäh het, so isch die treui Frou immer da gsi. Ou d’Elsbeth, d’Bürin vom Hof isch vil dran gläge gsi, dass Stini e guldige Läbesabe cha verbringe, si het drum vo ihrem Grosätti här gwüsst, was das arme Gschöpf alles düregmacht het und wie äs nach sim grosse Leid nume no für e Hof het welle da si. Und das Stini het ihm o leid tah. Im Alter isch das Froueli drum ob däm vile elei si e chli wunderlig worde. Mängisch het d’Bürin Stini vor em Stöckli gseh hocke, mit Träne i de Ouge und töif versunke im Gschpräch mit sich sälber. Näbe dra uf em Tisch isch e Lismete gläge. Gwüss het Stini öppis welle schaffe, isch de aber in Gedanke wit furt und niemmer het i das alte Härz möge gseh, het chönne wüsse, was die alti Magd umtribt. Und wo d’Bürin am Abe wider isch go luege, het Stini iifrig a-n-es paar Chindersocke glismet. Wo Elsbeth fragt, für wär die si, isch Stini e Momänt ganz verwirrt, gsi, grad so als ob äs sälber kei Antwort uf die Frag gwüsst het. Erscht nachdäm äs e Momänt überleit het, hälle sich sini Gsichtszüg uf und äs seit mit voller Überzügig: «Weisch, es wird ja gli Winter u i ha däicht, Dis Jüngschte chönnt es par warmi Socke gwüss bruche.»

Wo im nächschte Früehlig Elsbeth u Stini z’Märit si, si si ou a mängem Stand mit de schönste Früehligsblume u Pflänzli verbicho. Am eim vo dene Ständ het der Gärtner eine vo dene nöimodige Margritestöck mit längem Stamm ufgstellt. Die het es erscht sit es paar Jahr gäh und vil Lüt hei die schöni, lüchtend wissi Chugle bestunet. Und das isch gwüss keis Wunder; ganz elegant, wie-n-e Prinzässin us em Märli het die Pflanze uf däm länge, schlanke Stämmli usgseh. Der Topf isch us hällem Holz gsi, d’Gärtnerin het sogar es rots Stoffband drumtah und mit eme schöne, wite Lätsch zämebunde. Wo Stini die Margrite erblickt, macht äs ganz grossi Ouge und blibt stah. Het äs je scho einisch so schöni Margritli gseh? Sini Ouge hei ob der Pracht afa glänze, d’Elsbeth, der Märit, ds Gschriftli mit de Bsorgige und all das emsige Tribe rundume si plötzlich vergässe gsi, Stini het numme no Sinn u Ouge für dä elegant Margritestock gha. Oh, wenn i die wisse Blüemli chönt mit hei näh, vor em Stöckli ufstelle, so dass i se i jedem Momänt chönt gseh, chönnt gseh, wie si wiss u gälb lüchte, wie wär das e Fröid! So het es i Stini gwärchet, mit eme Lächle isch äs dagstande wie agwurzlet und het der Blick nümm vo dene Blüete chönne lah.

Wo-n-äs druf nach em Pris fragt, verflügt das Lächle vo eim Ougeblick uf e ander, Stini louft im Gsicht ganz rot a. Nei, sovil vermah äs nid z’zahle für die Blueme. Das schickt sich nid für-n-e Magd, so tüüri Blueme z’ha. Stini het töifi Falte im Gsicht übercho und a Bode gluegt. Nid nume, wil äs sich vor em Gärtner gschämt het. Äs, e alti, schitteri u abgwärcheti Magd u näbedra die prächtige, lüchtende Blueme, wie passt das zäme? Nei, ou wil es sich scho vorgstellt het, wie das Stöckli sich sich vor sim Deheim würd mache. Und wo d’Elsbeth derzuecho isch, findet si das bückte Froueli ganz im Eländ und mit Träne i de Ouge. Es het mänge Alouf brucht, bis d’Bürin erfahre het, was da passiert isch. Si het Stini tröschtet, wenn ihm das Stöckli so gfallt, de liess sich da sicher öppis mache.

No am gliche Abe het d’Bürin ihre Ma am Arm gnoh u isch mit ihm i ds hintere Stübli, äs müess jetz über öppis gredt wärde, wo Stini nid dörf ghöre, het äs zu Hanspeter gseit, wo die Gschicht mit däm Bluemestock im erschte Momänt rid rächt het chönne verstah. Jetz wär e Glägeheit da, zum däm Stini e Fröid z’mache, het d’Bürin gmeint u em Hanspeter gchüderlet, zum dä Stock ga poschte. Am andere Morge isch der Buur ou z’Märit gfahre und wo-n-är gäg em Abe heichunt, steit hinte uf em Wägeli öppis, wo ganz sorgfältig mit Papier zuepackt worde isch. Der Hanspeter stigt vom Wägeli, blinzlet luschtig mit eim Oug wo-n-är d’Elsbeth gseht, nimmt das Pack süferli vom Wage und verschwindet dermit im Huus.

Am andere Morge chunt Stini mit eme Becki voll Härdöpfel us em Stöckli, wo-n-äs für e Zmittag wott rüschte. Aber chum isch äs vor d’Türe use cho, lit das Becki scho am Bode u d’Härdöpfel purzle i alli Richtige dervo. Öppis het Stini erchlüpft, mit offenem Mul u grosse Ouge hebt äs beidi Händ a Chopf und steit e Momänt wie erstarrt vor dere Überraschig, wo da so ganz unerwartet vor em Stöckli steit. U wahrhaftig, es isch dä Margritestock, won-n-äs am Märit so bewunderet het. Wahrhaftig es isch ne! D’Chind vom Hof hei sogar es Chärtli derzue gmacht, mit Farbstifte es Blüemli druf gmalet u derzue gschribe, dass das es Gschänk vo der Buurefamilie isch.

Aber jetz hättit Dihr das Stini sölle gseh. Grad so, wie die fiine, wisse Blüete ufgange si, so het o Stini afa blüeie u lüchte. Über ds ganze Gsicht het äs gstrahlet, es isch gsi, als ob die unschuldigi, puurluteri Fröid über das Gschänk die alti Frou wider jünger macht. Nume der schönscht Platz vor em Stöckli isch für die Margrite guet gnue gsi. Und wenn Stini derzue ghocket isch, de het äs immer vorhär ds dräckige Fürtuech abgleit und dür-n-es früsches ersetzt. Grad so, als ob äs sich sälber näb dene Blüemli vo der beschte Syte wett zeige. Und wenn öpper am Stöckli verbi spaziert isch, de het är dä Blumemestock müse bewundere, während Stini erzellt het, wie-n-äs derzue cho isch, was da für-n-es Wunder passiert isch, was das doch für-n-es unerchants Gschänk vo der Burefamilie isch.

Der Elsbeth het Stinis Fröid fasch e chli Chummer gmacht. Wird äch jetz die alti Magd no wunderliger? D’Elsbeth het halt nid dra dänkt, dass nid alli Mönscheching die gliiche Massstäb hei. Jede Mönsch suecht sich si eiget Stärn, wen är uf d’Wält chunt. Und däm Stärn gilt all sis Strebe un Sinne, mängisch es ganzes Läbe lang. Mängem Mönsch blibt dä Stärn de aber färn, so vil är ihm folgt und wenn är si Hand usstreckt, de isch es, als ob dä Stärn grad no einisch witer ewägg wär. Angeri Mönsche chöme ihrem Stärn nöcher u nöcher. Wenn si ne de aber ganz dicht vor ihrne Ouge hei, entdecke si plötzlich e andere Himmelskörper, wo no einisch so schön glitzeret u lüchtet wie der erscht. So vergässe si das, was si scho erreicht hei, u strebe nach öppis nöiem. Wider anderi blibe uf ihrem Wäg stah u verlüre der Muet, wenn si entdecke, wie wit der Wäg zu ihrem Stärn no isch. Ändlich git es die, wo kuraschiert ihrem Stärn zuemarschiere, ds Lüchte am Himmel immer vor Ouge. Und wenn si de andlich bi ihrem Stärn acho si, fröie si sich dra, erzelle’s allne u säge: Mit hei üse Stärn gfunde!

Stini’s Stärn isch i junge Jahre vom Himmel verschwunde, so het äs sich e andere gsuecht, wo ihns aber nie ganz glücklich gmacht het, ihm nid die Erfüllig gschänkt het, wo der erscht, erloschnig Stärn ihm versproche het. Aber im Himmel git es e güetige Gott. U dä het welle, dass Stini glücklich wird. Drum het är für ihns d’Stärne vom Himmel gholt, het gmacht, dass Stini i jedem eifachste Blüemli e Läbesstärn entdeckt.

Stini het sich rüehrend um sis Bluemestöckli kümmeret. A heisse Tage het äs der Topf us der Sunne gnoh, dass är ja nid z’heiss überchunt. A jedem Morge u Abe het äs kontrolliert ob es ja gnue Wasser het und wenn e Blüete verdoret isch, het äs ganz fiin u mit gröschter Sorgfalt die Blüete mit eme Nagelschärli abtrennt, so dass ja kes anders Blettli verletzt wird.

Nume einisch wär bald es Unglück passiert. Ei Morge chunt Stini us em Stöckli u wott als erschts luege, wie-n-es sine Margrite geit. U jetz, was passiert? Der Margritestock isch furt! Furt, gstohle! Ganz ufgregt u voller Angscht faht Stini a, sini Margrite sueche, cha se aber niene finde, wird zletscht ganz verzwiflet, hocket uf es Bänkli u faht a briegge. Erscht der Hanspeter het Rat gwüsst. «Aber Stini, hesch de Du nid gwüsst, dass hüt der 1. Mai isch? Dine Margrite isch gwüss nüt passiert, die hei sicher d’Stäcklibuebe uf e Dorfplatz bracht». U so isch es de o gsi. Stini holt ds Leiterwägeli us em Schopf und marschiert em Dorf zue, so schnäll es uf sine alte Bei no ma. Wo-n-äs hei chunt, lachet äs über d’s ganze Gsicht. Ja, uf em Leiterwägeli steit Stinis Margritestock und wartet druf, wider a si gwanet Platz z’cho. So isch das alte Froueli dagstande. I sine eifache Chleider, chrumm vom Alter und vom vile Wärche, aber voller Glück und mit hälle, lüchtende Ouge. A der Hand es Leiterwägeli mit sine Stärnli druff, wo-n-äs verlore gloubt u wider gfunde het.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert