Ds Chräielied

Schwarz wie d’Nacht, aber o flink und schnäll wie der Wind. Lut und fräch, aber doch o fiin und sensibel wie-n-es chlises Chind, so bi-n-i. Mini Ouge spiegle ds Sunne- und Stärneliecht, aber o mi Schlauheit und Witz! So bi-n-i halt, schwarz wie Päch, aber doch o häll wie ds Liecht vom nöie Tag.

Gällit, Dir erratet nid, was i vorha, wenn i vo Boum zu Boum springe, über Wald und Fäld gleite, wenn i Kreise zieh am Himmel und uf em höchschte Boumwipfel mine Gspänli rüefe. Gällit, Dir heit nid gmerkt, dass i scho lang weiss, was Dir im Schild füehret!

Und wenn de der Tag z’Änd geit, denn flüge mir am Abehimmel über Dorf und Acker, wärde meh u meh, flüge höch und töif und singe bim Vernachte üses Lied. He ja, mir wei doch zeige, wie glücklich es üs macht, dass mir Chräie si!

Anmerkungen: Krähen sind ausserordentlich kluge und aufgeweckte Tiere. Sie erinnern sich an das Auto eines Jägers, können zählen und warnen sich bei Gefahr gegenseitig. Sie benutzen nicht nur Werkzeuge, sondern stellen diese auch selbst her: Sie schneiden mit dem Schnabel Stäbchen zurecht und stochern damit Käfer und Würmer aus der Baumrinde. Sie lassen Baumnüsse auf harten Boden fallen, um an den Nusskern zu gelangen und warten geduldig versteckt im Gehölz, bis der Bauer mit der Aussaat fertig ist. Krähen haben ein ausgeprägtes Sozialverhalten und kümmern sich liebevoll um ihren Nachwuchs. Der Begriff «Rabeneltern» ist eine bösartige Erfindung des Menschen. Krähenpaare bleiben ein Leben lang zusammen. Stirbt eines der Tiere, sucht sich das Zurückgebliebene nicht immer einen neuen Partner.

Krähen spielen gerne, sie baumeln mit nur einem Bein an einem Ast, machen absichtlich Stürzflüge, um sich im letzten Moment aufzufangen und rutschen im Winter über den Schnee. Sie haben die verschiedensten Rituale, beispielweise kreisen sie in der Dämmerung minutenlang am Himmel, um sich dann gemeinsam auf einem Schlafbaum niederzulassen.

Wer glaubt, durch das Aufhängen einer toten Krähe die Artgenossen von der Saat fernzuhalten, irrt. Dieser scheussliche Brauch beruht auf mittelalterlichem Aberglauben. Ebenso darf die abnehmende Singvogel-Population in unseren Regionen nicht den Krähen angelastet werden. Nur ein Prozent der Nahrung einer Krähe besteht aus Nestraub. Der Rückgang an Hecken, verwilderten Waldrändern und anderen geeigneten Plätzen für die Brut ist das wesentlich grössere Problem. Krähen sind Allesfresser, keine Raubvögel.

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