Gerade war es in der Wochen-Zeitung zu lesen: Zwischen Lauperswil und Emmematt wurde eine Linde an der Strasse so stark zurückgeschnitten, dass sie nun aussieht wie eine Säule; die Äste des des Baumes an der Wittenbachstrasse sind nur noch Stummel, die traurig in den Frühlingshimmel ragen. Jetzt wird darüber diskutiert, ob es nicht auch anders ginge. Da die Linde auf Gemeindeland steht, ist die Einwohnergemeinde für den Baum verantwortlich – und diese ist natürlich daran interessiert, dass es nicht durch herabfallendes Holz zu Unfällen oder Personenschäden kommt. Die Linde steht direkt an der Hauptstrasse, die Sitzbank unter dem Baum wird von Radfahreren und Wanderern gerne für eine Pause genutzt.
Nach der Publikation des Berichtes meldete sich ein weiterer Experte, der auf die Linden auf dem Dorfplatz in Linden (nomen es omen) hinwies. Und tatsächlich. Auch dort stehen die Bäume direkt an der Strasse. Aber die Baumkronen haben ihre typische Form behalten. “Es braucht es ein gutes Auge vom Fachmann und viel Liebe und Bereitschaft vom Eigentümer”, sagt der Leser in seiner Zuschrift.
Aus Lützelflüh kam eine weitere Wortmeldung; auch im Gotthelf Dorf gibt es gestumpte Linden und enttäusche Menschen. Eine Anwohnerin sucht nach Möglichkeiten, dass in Zukunft die Bäume im Dorf mit mehr Sorgfalt geschnitten werden. Sie schrieb bereits einen Leserbrief in der Wochen-Zeitung und denkt an ein Votum an der kommenden Einwohnergemeindeversammlung.
Warum reagieren Emmentalerinnen und Emmentaler sensibel, wenn Linden gestumpt werden? Lindenbäume sind seit Jahrhunderten ein Wahrzeichen der Region. Linden sind seit alten Zeiten ein Ort, an dem Menschen sich versammelten, Linden werden in Volks- und Jodelliedern besungen, sie stiften Identität und Heimatwerte. Man kann es eine übersteigerte Reaktion bezeichnen, wenn Menschen es nicht mögen, dass Bäume so zugerichtet werden. Aber wenn dereinst wieder zur Säge gegriffen wird, um einen Lindenbaum zu stumpen, sollte nicht vergessen werden, dass das Sägeblatt nicht nur in das Holz des Baumes dringt, sondern auch in das Gemüt zahlreicher Menschen.