«Chömet cho löie»

Schon neigt das alte Jahr sich seinem Ende entgegen, die Adventszeit steht vor der Tür und bald blicken wir hoffnungsvoll einem neuen Jahr entgegen. 2006 war für die Schweizer Jodlerfamilie ein Jahr voller freudiger Ereignisse und der Erntekorb ist reich gefüllt mit schönen Erlebnissen, von den regionalen Festen, den Jodlertreffen und all den anderen Veranstaltungen, die im Jahreskreis stattfinden. Und noch etwas wird in Erinnerung bleiben: In diesem Jahr gab es eine grosse Zahl neuer Tonträger, die das vielseitige und facettenreiche Schaffen der Jodler eindrücklich dokumentieren.

Wer sich ein Bild des reichen Angebotes an Neuheiten machen will, wird beim «Phono-Shop» fündig werden. Auch auf der Homepage des eidgen. Jodlerverbandes gibt es eine Seite, auf der Vereine Ihre neuen Tonträger vorstellen können.

Und nun ist das farbige Mosaik der Neuerscheinungen durch ein Glanzstück bereichert worden, das ich an dieser Stelle speziell vorstellen möchte. Es ist die CD «Chömet cho löie» vom Jodlerklub Alpenrösli Münsingen.

«Chömet cho löie», dies ist nicht nur der Titel dieses schön gestalteten Tonträgers, es ist auch das Programm, das dazu einlädt innezuhalten, sich einen Moment der Einkehr zu gönnen und den heimeligen Klängen, den Liedern und Ländlermelodien zu lauschen. Und während wir uns von den Jodlerinnen und Jodlern aus Münsingen verwöhnen lassen, unternehmen wir im Geiste eine Reise, die uns an stimmungsvolle Orte voller Harmonie führen, uns einladen zu verweilen.

Jung ist der Tag noch, auf den Blättern liegt der Tau und während am Himmel die letzten Sterne erlöschen, schickt die Sonne sich an, mit goldenen Strahlen über dem Berg aufzugehen. Ein neuer Tag erwacht. Was ist doch das für ein schönes Gefühl, diesem Wunder der Natur beizuwohnen. Im Lied «s’ Dorf erwachet» von Paul Müller-Egger können wir dies alles miterleben. Der Chorleiter Stefan Haldemann hat es verstanden die Stimmen des Chors zu einem harmonischen ganzen zu verbinden. Innig und mit viel Herz und Können singen die Jodler, hell und klar strahlen die Jodlerstimmen, wie das Licht eines neuen Tages.


Jodlerklub Alpenrösli Münsingen

Und nun führt uns die Reise in einen Wald, still und geheimnisvoll liegt dort in einer kleinen Lichtung ein Waldsee. Seerosen mit leuchtenden Blüten und das Sonnenlicht, das glitzernd durch die Äste dringt, sich auf dem stillen Wasser spiegelt, geben dem Bild etwas märchenhaftes. Wir werden still und staunen, während wir Stefan Haldemann zuhören, der uns im Lied «Am Waldsee» von diesem schöne Ort erzählt. Wie gerne würden wir bleiben, den Zauber und die Idylle des Waldsees auf uns wirken lassen. Aber die Reise ist noch nicht zu Ende. Denn jetzt geht es dem Gipfel entgegen, schon können wir das «Steimanndli» sehen. Der Jodlerklub Alperösli singt diesen populären Naturjutz von André von Moos etwas schneller, so dass er leicht und beschwingt wirkt. Voller Frische und mit grosser Virtuosität jutzen Christine Schlüchter und Stefan Haldemann über dem wohlklingenden Chorfundament, so dass es eine wahre Freude ist, hinzuhören. Wie ein Bergbach klingt der Jutz, der fröhlich und übermütig dem Tal entgegenspringt.

«Heit Dir’s scho ghört, was Nachbers Resli, dä Luusbueb, wider aagstellt het? Em Marti Sepp Rüebli us em Garte gstibitzt het är und sine Chüngeli gfueret! Und stellit öich vor! Är isch sich druf nid öppe ga verstecke. Ne-nei, är het am Marti no grüeft und ihm zeigt, wie die Chüngeli es Fescht derbi gha hei!». Und glaubt nun bloss nicht, dass dies der einzige Streich war. Beim Alperösli hören wir im Lied «E Luusbueb» von Josef Dubach, wie die Geschichte weiter geht. Die Jodlerinnen und Jodler tragen das fröhliche Lied so gekonnt vor, dass wir den kleinen Luusbueb bildhaft vor uns sehen können, nekisch und mit viel Witz. Und bevor das Lied verklungen ist, sehen wir wie hier und da – ganz verstohlen – eine Träne abgewischt wird. Ob da wohl eine schöne Jugenderinnerung wach geworden ist? Wer möchte denn nicht noch einmal die unbgeschwerten Kinderjahre erleben, möchte noch einmal ein Luusbueb sein.

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Stefan Haldemann, Jodler, Dirigent und Komponist

Aber jetzt ist es doch Zeit geworden für eine Pause, im Wirtshaus herrscht Feststimmung und vom Tanzboden sind Musik, Tanzschritte und Stimmen zu hören: «Chum Vreni, mit wei no eine dräie mitenand!». Die Stimmung ist vergnügt, es wird gelacht und gescherzt. Aber wer mag denn bei dieser lüpfigen und rassigen, durch Klarinetten bereicherte Tanzmusik von der Aaretaler Ländlermusig noch still sitzen? Mit ihren Melodien ergänzen die Aaretaler die CD auf das Beste. Und wenn die «Schwyzerbuebe» zu Ende sind, ist gewiss aus dem Saal die Frage zu hören: «Jä Musig, isch dä Tanz scho us?»

Bald geht der schöne Tag seinem Ende entgegen. Aber bevor unsere Reise endet, erklingt ein weiteres Jodellied von Josef Dubach: «E schöne Tag». Ja, liebe Jodlerkameradinnen und -kameraden aus Münsingen, Eure Liedervorträge machen wirklich einen schönen Tag. Und wenn der Abend kommt, «de chöme mir gärn cho löie.» Vielen herzlichen Dank für diese in allen Teilen gelungene CD!

2 Gedanken zu „«Chömet cho löie»

  1. Stephan Haldemann

    Für die üsserscht schmiichelhafti und wohltuendi CD-Kritik möchti mi im Name vo mire Jodlerkameradin und de Jodlerkamerade härzlechscht bi Dir bedanke, Benjamin.
    Es fröit üs z’läse u z’gschpüre, dass üses Singe, wo vo Härze chunnt, angerne Mönsche o z’Härze geit, gliichsam als Botschaft vo Mönsch zu Mönsch, oder de äbe vo Härz zu Härz.

  2. Pingback: Benjamin Stocker » Blog Archive » Jodlerklub Alpenrösli Münsingen mit neuer Homepage

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