Eine alte Wollhaspel

Keine Ahnung, wo sie all die Jahre abgestellt wurde, oder wo sie überhaupt herkommt. Auf jeden Fall war die Haspel stark verstaubt, als sie uns als Geschenk angeboten wurde. Beim bisherigen Besitzer stand sie ungenutzt irgendwo auf dem Dachboden. Nach einer gründlichen Reinungung zeigte es sich, dass die möglicherweise 200 Jahre Wollhaspel noch einwandfrei funktioniert. Die auf einem Gestell stehende und abnehmbare Kreuzhaspel wird aufgeklappt und dann dann das Garn von einer Spule am Spinnrad aufgewickelt. Gedreht wird die Haspel mit einer Kurbel:

Natürlich kann das gute alte Stück mit einer Besonderheit aufwarten: Sie hat ein Zählwerk! Mit einer Zahnradübersetzung werden die Umdrehungen der Haspel gemessen und auf einer Skala angezeigt. Leider fehlt der Zeiger und die hölzerrnen Zahnräder sind an mehreren Stellen schadhaft, das Zählwerk funktioniert als nicht mehr! Die Haspel konnte also nicht zum Umwickeln des Garns genutzt werden, sie war aich ein Messgerät für die Garnmenge.

Die Anzeige des Zählwerks

Ein Hinweis, wo die Haspel einst gestanden haben mag, findet sich in einer Gothelferzählung: Dursli der Branntweinsäufer oder Der heilige Weihnachtsabend. Da Dursli ein Lotterleben führt, muss seine Frau Bäbeli nachts spinnen, um etwas Geld für sich und ihre Kinder zu verdienen. Am Morgen schickt sie ihre älteste Tochter zum Garnhändler, um das Garn zu verkaufen. Vielleicht wog der Händler die Wolle, um die Menge zu bestimmen. Oder aber, er verwendete eine Wollhaspel mit Zählwerk, so wie dieses Exemplar.

Vielen Dank an J. für dieses praktische Werkzeug. Ich verwende die Haspel regelmässig und habe sie schätzen gelernt.

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