Sokrates

"Ich weiss, dass ich nichts weiss"

Die Freunde: So erzähle uns doch von diesem Gespräch.
Sokrates: Sehr gern, und ich bin euch dankbar, wenn ihr mir zuhört.

Platon

Genies sind schwer einzuordnen. Und Sokrates war ein Genie der ganz besonderen Art; welche Eigenschaften die alten Griechan auch hatten, oft war Sokrates das genaue Gegenteil davon. Während zum Beispiel der Reichtum als ein erstrebeswertes Gut galt, freute er sich, wenn er Geld verlor, weil er sich dann nicht mehr darum zu sorgen brauchte. Wenn er von seinen Mitbürgern misshandelt wurde, störte ihn das nicht im geringsten und selbst als er zu Tode verurteilt wurde, blieb er gelassen, ja er stellte sogar in Frage, wer nun das bessere Los gezogen habe: Er, der nun durch den Giftbecher stirbt, oder die anderen, die weiterleben müssen.

[Sokrates] Aber Sokrates war nicht einfach ein Sonderling. Ganz im Gegenteil. Wohl mehr als all seine Vorgänger frage Sokrates nach dem guten Leben des Menschen und nach der Wahrheit. Während viele seiner Vorgänger die Natur beobachteten und nach der Entstehung ded Kosmos fragten (Naturphilosophen), holten Sokrates die Philosophie 'vom Himmel auf die Erde' und stellte den Menschen in das Zentrum seiner Philosophie. Freilich haben auch andere Philosophen und Sophisten Moralphilosophie betrieben und nach dem sittlich richtigen und falschen gefragt, doch bei Sokrates ist nicht nur die Ethik ein zentrales Thema, er geht auch einen neuen Weg um mit seinen Mitmenschen über dieses Thema zu disputieren. Einen Weg, der ihn durchaus nicht bei all seinen Zeitgenossen in Athen beliebt machte.

Denn im Gegensatz zu den Sophisten, die Vorlesungen hielten und dafür Geld nahmen, belehrte Sokrates niemanden, ganz im Gegenteil: er fragte. Und mehr noch: er gab vor, selbst nichts zu wissen! Sokrates Fragen waren oft wenig angenehmer Natur: Stellte einer der Anwesenden eine Behauptung auf, begann Sokrates sofort, diese Behauptung hartnäckig und aus allen möglichen Blickwinkeln zu prüfen. Und dies solange, bis der Befragte selbst einsehen musste, dass sein Wissen ungenügend oder gänzlich falsch war. Nun aber, da der Befragte sich seiner Unwissenheit bewusst geworden ist, geht Sokrates weiter und hilft dem Befragten im Gespräch auf den Weg zum richtigen Wissen.

Sokrates war zweifellos eine sehr sympathische Erscheinung: Er führte ein sehr einfaches Leben, nahm - im Gegensatz zu den Sophisten - von niemandem Geld an und unterhielt sich auf der Agora mit jedem, den er antraf. Leider machte sich Sokrates mit einen Fragen nicht nur Freund, denn nicht alle freuen sich über Kritik, mag sie auch noch so berechtigt sein. Dies führt 399 in Athen zu einem Prozess gegen ihn wegen Gotteslästerung und Verführung der Jugend, der zu seiner Verurteilung zum Tod durch Gift endet.

Sokrates hat selbst nichts aufgeschrieben. Fast alles, was wir über ihn wissen, entnehmen wir aus den Textenquellen von Xenophon, Platon und Aristoteles. Xenophon und Platon zeichnen ein sehr unterschiedliches Bild von Solrates. Während Xenophon eher nüchtern über das Leben und Wirken des Sokrates berichtet, erhebt Platon seinen Lehrer zum pathetischen Helden.

Sokrates wurde 470 v.Chr. in Athen als Sohn des Sophroniskos und der Phainarete. Sein Vater war Steinmetz, seine Mutter Hebamme.

 

Leseproben

Sokrates hat selbst nichts aufgeschrieben. Wir dürfen aber annehmen, dass sein Schüler Platon vieles aus seinem Leben und aus seinen Lehren aufgezeichnet hat. Als gute Einführungsschriften gelten die platonischen Dialoge Alkibiades und Phaidon. <>