Simon Gfeller als Briefschreiber

Ausstellung in der Simon Gfeller-Gedenkstube

«Das Feuer neu entfachen und nicht die Asche verwalten», dieser bekannte Wahlspruch zur Pflege von Brauchtum und Tradition hat auch die Simon Gfeller-Stiftung übernommen. Alljährlich organisieren die Simon Gfeller-Freunde Ausstellungen und Vorträge in der Gedenkstube. Dieses Jahr stehen die Briefe des berühmten Volksdichters von der Grabenhalde im Mittelpunkt. Eröffnet wurde die bis zum Oktober dauernde Ausstellung mit einem Vortrag von Dr. Heinz Balmer im Krummholzbad in Heimisbach. Bis zu zehn Briefe hat der Dichter und Lehrer an einem Tag geschrieben. Die meisten davon von Hand und beim Licht einer Kerze oder Petrollampe. Erst 1927 wurde im Eggschulhaus elektrisches Licht eingerichtet.

Simon Gfeller GedenkstubeSimon Gfeller-Gedenkstube, Heimisbach

Heinz Balmer gibt in seinem spannenden Vortrag viele Beispiele der geführten Korrespondenzen: während der Abfassung seiner Erzählung «Heimisbach» berichtet Simon Gfeller seinem Freund Otto von Greyerz vom Fortschritt seines Erstlingswerk. Kopfzerbrechen bereitet dem Dichter die Mundart-Schreibweise: mit den vorhandenen Orthographien ist Gfeller nicht zufrieden, keine trifft die Unteremmentaler Mundart so, wie er es sich wünscht. Als Simon Gfeller am 9. Mai 1910 seinem Verleger Alexander Francke schreibt, lässt er es diesem offen, Aenderungswünsche anzubringen. Dass in der Geschichte Abstinente vorkommen, oder dass von einem Kiltgang berichtet wird, könnte Anstoss erregen.

Simon Gfeller schreibt ab 1923 auch auf einer Schreibmaschine. Nach kurzem Einüben tippt Gfeller schon fehlerfrei, so weiss es sein Freund Cuno Amiet zu berichten: «Zu der Schreibmaschine gratulieren wir von Herzen, erst ein paarmal hat Herr Gfeller drauf geklimpert und kann es beinahe schon fehlerfrei.» Viele von Gfellers Briefen sind an seinen Sohn Werner geschrieben, der in Basel und später in Paris lebte und als Kunstmaler arbeitete. Simon Gfeller schreibt vom Leben und Arbeiten im heimatlichen Emmental. Seinem Sohn steht er stets wohlwollend und mit väterlichem Rat zur Seite. Noch mit 88 Jahren erinnerte sich Werner Gfeller, wie sein Vater eine sofortige Reise nach Basel anbot, als er in der Rheinstadt schwer erkrankte.

Zahlreiche Auszüge aus Gfellers Briefen mit Erläuterungen und Fotos können noch bis zum Oktober in der Gedenkstube eingesehen werden. Die Stiftung hat mit profunder Kenntnis und mit viel Liebe zum Detail eine spannende und aussagekräftige Auswahl des brieflichen Werkes des Dichters vom Eggschulhaus offengelegt. Die Ausstellung zeigt den Schriftsteller von einer neuen Seite, wie es Heinz Balmer sagte: manches erfahren wir erst durch Briefe. Aber sie bestätigen auch, was die Leser und Freunde an Simon Gfeller und seinem Werk schon immer geschätzt haben: seine Bücher und Briefe sind tief durchdrungen vom Urtümlichen, von Menschlichkeit und der Bejahung des Lebens.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert